Scalabrini-Missionare gründen neue Niederlassung in Frankfurt
Von Barbara Brüning
Frankfurt-Oberrad. Noch wirkt die große helle Wohnung etwas unfertig. Eine Couchgarnitur lädt zwar zum Sitzen ein, aber sie sieht noch ganz neu aus. Die Telefonanlage funktioniert auch noch nicht. Seit Oktober leben hier drei Priester, die zum Orden der Scalabrini-Missionare gehören.
Pater Nodiel Sanchez Muñoz (33), gebürtiger Kolumbianer, ist seit November Pfarrer der spanischsprachigen Gemeinde. Pater André Bergmann (33), geboren in Brasilien und aufgewachsen in Paraguay, wird die portugiesischsprachige Gemeinde übernehmen. Der Dritte im Bunde ist Pater Tobias Keßler (43) aus Ulm.
Dem Projekt „Bereitschaft zur Bewegung“ zugeordnet
Nach Frankfurt sind sie in einer besonderen Mission gekommen. Die drei sind dem Pilotprojekt „Bereitschaft zur Bewegung“ zugeordnet, an dem in Frankfurt der Pastorale Raum City, Nord- und Ostend sowie die spanisch- und die portugiesischsprachige Gemeinde beteiligt sind. Unterstützt werden sie dabei von Pfarrer Dr. Stefan Scholz und dem Stadtdekan.
Ganz behutsam wollen die drei Grenzen öffnen und etwas durchlässiger machen. Zunächst einmal dadurch, dass sie als Team zusammen arbeiten und sich in Gottesdiensten gegenseitig vertreten, dass jeder Messen auf Deutsch, Portugiesisch und Spanisch feiern wird, erklärt Keßler. „Wir wollen Brücke zwischen Ortsgemeinden und muttersprachlichen Gemeinden sein. Wir möchten sie auf dem Weg zueinander begleiten. Das ist das Anliegen des Pilotprojekts und auch unseres.“ Es gehe ihm darum, der Ortskirche zu helfen, sich als Weltkirche neu zu entdecken. „Denn“, so Keßler, „die Kirche ist universell. Es gibt keine Deutsche Kirche. Dass wir manchmal den Eindruck haben, dass es sie gäbe, kommt vermutlich auch aus der durchaus sinnvollen Verwendung der Nationalsprachen. Doch dieser Eindruck ist theologisch nicht korrekt. Wir sind Weltkirche, und die Migration gibt uns die Chance, das gemeinsam zu entdecken.“
Die Zuwanderergemeinden sind ebenfalls eingeladen, sich als Weltkirche zu verstehen. Denn sie neigen häufig dazu, sich abzugrenzen. So besteht etwa die spanischsprachige Gemeinde aus 21 Nationen, die sehr unterschiedlich geprägt sind.
Von Böhmen nach Brasilien
André Bergmann ist der Superior der kleinen Gemeinschaft, die seit Oktober im Frankfurter Süden lebt. Wie sich so mancher Migrant fühlt, der des Deutschen zwar mächtig, aber nicht so sicher in allen Fachausdrücken des Telefonwesens ist, wird er zu spüren bekommen, wenn die Monteure der Telefongesellschaft kommen. Es ist für ihn keine neue Erfahrung. „Ich bin eine Frucht der Migration“, sagt er von sich selbst. Und das nicht in erster Generation. Ende des 18. Jahrhunderts wanderten seine Vorfahren von Böhmen nach Brasilien aus. „Die Generation meiner Oma hat nur Deutsch gesprochen“, erzählt Bergmann. Seine Eltern sind aber nicht in Brasilien geblieben, sondern nach Paraguay ausgewandert. Das war seine erste Erfahrung als Migrant.
Einziger deutschstämmiger Scalabrinianer weltweit