Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Neue Pfade der Pastoral

Etraausgabe Nummer 46 vom 15. November 2009

Neue Pfade der Pastoral

Die Kundschafter aus dem Bistum Limburg stärken sich an den Quellen: Gebet der Reisegruppe auf der Pilgerfahrt ins Heilige Land. Foto: Heike Kaiser

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist froh über die geistlichen Initiativen als Früchte im Prozess Liebe Schwestern und Brüder im Bistum Limburg,

„Wegsuche in der Seelsorge braucht zuerst das Wagnis eines lebendigen Glaubens!“ Diese Blickrichtung hat sich der pastorale Prozess zu eigen gemacht, den wir im Februar dieses Jahres mit sechs Piloträumen unseres Bistums eröffnet haben. So wie Mose die Kundschafter ausschickt, um das verheißene Land zu erkunden, haben sich die sechs pastoralen Räume Bad Camberg, Dillenburg, Frankfurt-City, Rennerod, Wetzlar-Süd und Wiesbaden-City aufgemacht, um missionarische Pfade zu erkunden. Unter unterschiedlichen Voraussetzungen unserer Diözese (Stadt – Land – Diaspora) und in verschiedenen Themenbereichen versuchen sie zu erspüren, wie Glaubensverkündigung und Gemeindebildung im größeren Raum gelingen kann. Der Aussendungsgottesdienst am 6. Februar in unserem Dom mit der Überreichung der Erkundungsaufträge war die geistliche Initialzündung. Allen, die dabei waren, hat es gut getan, die große Gemeinschaft im Gebet zu erfahren und damit zu begreifen, dass Kirche auch in unserer Zeit dort den Weg in die Welt findet, wo sie wie die Apostel zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern einmütig im Gebet verharrt (vgl. Apg 1,13 f.). Es ist diese „Gemeinsamkeit im Wollen“ (Papst Benedikt XVI.), die aus einer geistlichen Vergewisserung erwächst und unseren Blick in die gleiche Richtung lenkt. Wo von innen her die Veränderungen in unserer Gesellschaft und in unserer Pastoral wahrgenommen werden, unter denen nicht wenige leiden, wächst eine aktive Gelassenheit, die darum weiß, dass Gott uns in der Wirklichkeit umarmt, die uns umgibt.

Zeichenhaften Ausdruck für diese Bereitschaft zur Bewegung zeigt ein Bild unseres Domes, das die Limburger Künstlerin Marie- Luise Winter entwickelt hat. Ich bin unserer Kirchenzeitung dankbar, dass sie in den vergangenen Monaten den Aufbruch in den verschiedenen pastoralen Räumen unter diesem Logo in seinen verschiedenen Facetten vermittelt hat. Mit der auffallenden Darstellung des Limburger Domes verbindet sich ein Wort aus der Geheimen Offenbarung des Neuen Testamentes: „Seht die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein.“ (Offenbarung 21,3) Wörtlich übersetzt müsste es heißen: „Seht Gott, der bei den Menschen zeltet!“ So beweglich und so nah ist Gott, der auch die Kirche in unseren Tagen bewegen will. Wie ein Zelt mit Schnüren den Stürmen standhält, brauchen die neuen Pfade unserer Pastoral mehr geistliche Vertiefung. Wie man das Zelt an einer Seite öffnet und schon zu biblischen Zeiten ER davor saß, um die Gäste kommen zu sehen und einzuladen, brauchen wir missionarische Gesten, um Beweglichkeit und Beheimatung zugleich zu vermitteln. Beides ist Berufung und Auftrag der Kundschafter für die Kirche von Limburg in den genannten Piloträumen. Ich danke allen Priestern und Diakonen, pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und allen Ehrenamtlichen aus den Gruppen und Gremien, die sich auf diesen Prozess eingelassen haben und ihn aktiv mitgestalten.

Unvergesslich bleibt mir die gemeinsame Wallfahrt ins Heilige Land im März dieses Jahres. Der Ausdruck einer Pilgerin aus einem Pilotraum macht mir bewusst, was in diesen Tagen in der Heimat Jesu an innerem Perspektivenwechsel geschehen ist: „Wir sind aufgebrochen nach Israel und aus dem Heiligen Land heimgekehrt!“ Die geistliche Dynamik der Tage vom See Gennesaret hinauf nach Jerusalem hat uns erleben lassen, wie in Gebet und Gemeinschaft unser Blick auf Gott zu einem neuen Blick füreinander wurde. Die Herausforderungen einer Pastoral im größeren Raum wurden in der Tuchfühlung mit dem Anfang unseres Glaubens zu einer inneren Horizonterweiterung, die uns etwas von der Perspektive des Propheten Jesaja erschlossen hat: „Neues kommt zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“ (Jesaja 43,19)

Feiert mitten im Bistumsprozess – am 20. November – seinen 50. Geburtstag: Bischof Franz-Peter Tebartz- van Elst. Foto: Sascha Braun

Meine regelmäßigen Begegnungen mit den Vertreterinnen und Vertretern aus den pastoralen Räumen machen mir bewusst, was bei allen Schwierigkeiten, die vor Ort zu bestehen sind, in diesem Sinne auf den Weg gekommen ist. Als neulich bei einem Rundgespräch von allen Teilnehmenden berichtet wurde, wie und wo sich bisweilen die Einsichten der Kundschafter mit den Rücksichten vor Ort reiben, hat mich besonders gefreut, dass aus allen pastoralen Piloträumen eine neue ausdrücklich geistliche Initiative als erste Frucht gezeigt werden konnte. In unterschiedlichen Worten und Bildern brachten die Einzelnen zum Ausdruck, dass gewonnene Einsichten dort eine neue Weitsicht vermitteln, wo es den Mut zur geistlichen Tiefe gibt. Ich danke allen, die auch über die pastoralen Pilotprojekte hinaus in unserem Bistum diese Erfahrung bezeugen. Ich weiß, dass an vielen Orten lebt, was sich im Austausch unserer Kundschafter verdichtet: Was am Anfang der Apostelgeschichte geschrieben steht, ist wahr! Wir kommen nur weiter, wo wir mit Maria, den Aposteln, den Frauen und den Brüdern Jesu in die Tiefe finden. Mich ermutigt als Bischof, was mir die Gläubigen mit Leidenschaft bezeugen. Wo wir uns geistlich an das österliche Kohlenfeuer (vgl. Joh 21,9) begeben, finden wir die innere Glut, die die Kirche so unmittelbar nach der Auferstehung Jesu in die Tiefe und in die Weite bewegt hat. Unsere Wallfahrt im kommenden März ins Heilige Land ist die Einladung, sich die Erfahrung der Kundschafter unseres Bistums aus diesem Frühjahr zu eigen zu machen und selber Früchte mitzubringen. In diesem Sinn wird der Weg in eine offene Zukunft verlockender, weil wir wissen dürfen, dass Gott uns birgt und bewegt, so wie es das Bild vom Äußeren und Inneren unseres Domes nahe legt. Ich danke allen von Herzen, die schon geholfen haben und weiter helfen, diesen ersten Erfahrungen zu trauen. So bescheiden bislang auch die Ergebnisse in der Außenwahrnehmung sein mögen, verdichtet sich von innen her immer mehr die Zuversicht, die von den Kundschaftern ausgeht: „Es war die Zeit der ersten Beeren!“ (Numeri 13,20)

Ihr

Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst

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Weitere Informationen im Internet:

Hintergrund

Erkunden

Sieben Themenfelder für die Erkundung sind für die sechs Piloträume benannt worden:

  • Geistliche Gemeinschaften und Gottesdienst
  • Katechese in einer missionarischen Kirche
  • Themenfeld Caritas
  • Aufbau und Vernetzen von Glaubensbiotopen
  • Profile der Ämter, Dienste, Charismen und Ordensberufungen
  • Fortentwicklung des synodalen Miteinanders
  • Neuordnung der Verwaltung