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„Lernen, auch wenn es weh tut“

Etraausgabe Nummer 46 vom 15. November 2009

„Lernen, auch wenn es weh tut“

Gemeinsam auf dem Weg im Heiligen Land: Johannes Weuthern mit Pastoralreferentin Heidi Gielsdorf aus Wiesbaden. Foto: Heike Kaiser

„Erkundungsphase abgeschlossen“: Johannes Weuthen begleitet Bistumsprozess als Leitungsassistent

Von Gertrud Fritz

Vor einigen Wochen hat Johannes Weuthen seinen Arbeitsplatz gewechselt. Und zugleich das Dezernat im Bischöfl ichen Ordinariat in Limburg. Dennoch hat er kein Neuland betreten. Mit einem großen Teil seines neuen Arbeitsbereichs war er bereits vorher befasst: als Leitungsassistent im Prozess „Bereitschaft zur Bewegung“.

Mit der Ernennung von Thomas Löhr als Weihbischof musste im Dezernat Pastorale Dienste die Leitung neugeregelt werden, da der Weihbischof weiterhin Dezernent und Geschäftsführender Leiter des Bistumsprozesses bleiben wird. Johannes Weuthen ist deshalb nicht nur der Stellvertreter von Dr. Löhr, sondern hat den neu geschaffenen Titel „Stellvertretender Dezernent“ erhalten, die Arbeit wird auf mehr Schultern verteilt.

„Für diesen kurzen Zeitraum hat sich schon viel getan, Grundlegendes ist in Bewegung gekommen, erste kleine Pflänzchen sind zu sehen.“
Johannes Weuthen

Mit seinen Erfahrungen konnte der Theologe nach dem Bürowechsel nahtlos weiterarbeiten, musste sich nicht zeitraubend einarbeiten. Nach neun Monaten im Prozess „Bereitschaft zur Bewegung“ kann er eine Zwischenbilanz ziehen.

Weuthens Eindruck: „Für diesen kurzen Zeitraum hat sich schon viel getan, Grundlegendes ist in Bewegung gekommen, erste kleine Pflänzchen sind zu sehen.“ Er weiß aber auch von Fragen und Befürchtungen, die im Raum stehen, und mit denen verantwortungsvoll umgegangen werden müsse. Das betrifft zunächst vor allem die sechs Piloträume, die nach den unterschiedlichsten Gesichtspunkten ausgewählt wurden. „Die Erkundungsphase ist abgeschlossen, wurde auf die örtlichen Situationen beschrieben, Vorhaben wurden geklärt, jetzt beginnt die Umsetzungsphase“, schildert Weuthen die Situation.

Immer wieder orientieren sich die eingeschlagenen Wege an den Fragen, die Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Hirtenbrief zum Pfi ngstfest 2008 formuliert hat: Wie kann Glaube verkündet und gelebt werden, wenn sich die Lebenswirklichkeit der Menschen so verändert hat? Wie kann Kirche so gestaltet werden, dass Anknüpfungspunkte erhalten werden? Was sind die Herausforderungen?

Im Zusammenwirken der Steuerungsgruppe, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den Prozess begleiten, haben sich sieben Bereiche ergeben, insgesamt wurden 44 Themenfelder berücksichtigt. Diese wurden auf die sechs Piloträume verteilt – und nach den spezifischen Gegebenheiten vor Ort ausgewählt und bearbeitet, jetzt sollen sie konkretisiert werden. Weuthen erläutert den weiteren Weg: Fünf Themenstellungen sind für die nächste Phase grundlegend, dabei ist der erste und wichtigste Baustein die spirituelle Ausrichtung, der geistliche Ansatz. „Geistliche Erfahrungen führen zum Handeln, das haben wir besonders durch die gemeinsame Wallfahrt ins Heilige Land gespürt“, erklärt der Theologe. Mit dieser Erfahrung würden andere Perspektiven entstehen, „die Neuanfänge herbeiführen“.

„Das Zentrale ist es, Christ zu sein, auch jeder Amtsträger ist zuerst Christ.“
Johannes Weuthen

Für Weuthen stellt sich die Frage, wie Kirche zu gestalten ist, ohne die kirchliche Wirklichkeit in Frage zu stellen. „Was erfordert unsere Kraft und unseren Einsatz, um inspirierend Kirche zu gestalten?“

Eine andere wichtige Frage ergibt sich aus der veränderten personellen Situation: „Es geht um das Pastoralteam, um Neustrukturierung und Zukunftsgestaltung von Kirche und sich daraus ergebender neuer Aufgabenverteilung“, so der stellvertretende Dezernent. Da seien neue Ideen und kreative Ansätze gefragt. Viele Bereiche des Gemeindelebens seien auch über den Ort hinaus möglich, und würden bereits praktiziert. Weuthen nennt als Beispiel die Erwachsenenbildung oder Ehevorbereitungskurse. Maxime sei dabei auch, Menschen zu erreichen, für Menschen erfahrbar zu sein. In Zeiten mit weniger Seelsorgern sieht Weuthen eine große Chance und viele Möglichkeiten der Ehrenamtlichen: „Das Zentrale ist, Christ zu sein, auch jeder Amtsträger ist zuerst Christ.“

Der Theologe verschweigt nicht die Probleme und Fragen, die sich bisher ergeben haben: Mit der Neustrukturierung verbunden seien viele Ängste und Befürchtungen, vor allem die Angst vor Verlust der Pfarrei, die Angst vor der Zentralisierung, und damit verbunden der Verlust der Nähe. Hier sieht Weuthen eine große Herausforderung für die Verantwortlichen: Zu zeigen, dass Kirche offen bleibe und von den Menschen als Heimat erfahren werden könne.

Veränderungen sind laut Weuthen jedoch nicht nur an der Basis, in den Gemeinden, nötig, sondern auch in der Bistumsverwaltung. Bereits jetzt gibt es mit Dr. Gerhard Buballa einen Koordinator, bei dem alle Anfragen zu den Pilotprojekten landen. Eine Fachkommission Pastoral aus verschiedenen Dezernaten wird in Zukunft zusammenarbeiten, sammeln und auswerten. „Es geht darum, nicht von den Strukturen, sondern vom Inneren her zu denken“, sagt Weuthen. Die Ebenen sollen mehr vernetzt sein, denn im schlimmsten Fall seien Anfragen von verschiedenen Ansprechpartnern sehr unterschiedlich beantwortet worden.

Veränderungen stehen zum Beispiel auch bei den Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft an. Weuthen meint, sie könnten auch gemeinsam verwaltet werden. Ein besonderes Augenmerk gelte zudem den Pfarrbüros und der Erreichbarkeit für seelsorgliche Anfragen.

Für die ausgewählten Piloträume und die in den Prozess eingebundenen Mitarbeiter ist jetzt eine spannende Zeit. „Nicht jeder Weg wird zum Erfolg führen“, glaubt Weuthen, „aber gerade in Fehlversuchen lernt man häufig am meisten. Wenn es auch manchmal weh tut.“

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Weitere Informationen im Internet:

Zur Person

Als Leitungsassistem erfahren im Prozess

Johannes Weuthen ist seit 1998 im Bistum Limburg tätig, zunächst im Dezernat Schule und Hochschule, seit 2000 im Dezernat Personal. Weuthen (45) ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Hadamar-Oberweyer. Er studierte Katholische Theologie, Germanistik und Pädagogik in Bonn und Bochum und begann nach einer kurzen Zeit als Gymnasiallehrer in Berlin als Pastoralreferent zu arbeiten. Weitere berufliche Qualifikationen erwirbt er durch eine Ausbildung zum Organisationsberater. Zum 1. September dieses Jahres wurde er zum Stellvertretenden Dezernenten des Dezernats Pastorale Dienste ernannt. Damit verbunden sind die Aufgaben der Personalführung des Dezernates und die Projektsteuerung innerhalb des pastoralen Prozesses „Bereitschaft zur Bewegung“. Bereits seit 2008 ist Weuthen als Leitungsassistent in den Bistumsprozess eingebunden. (gf)