Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Wort des Bischofs

Beten mit der Kirche – Fühlen mit der Kirche

Pfingstdarstellung im Refektorium der Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg in Jerusalem.

Exklusiver Beitrag zu Pfingsten von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst

Liebe Schwestern und Brüder im Bistum Limburg,

im Speisesaal der Benediktinermönche auf dem Zionsberg in Jerusalem hängt eine Ikone, die Pfingsten auf eindrückliche Weise in den Blick rückt. Es ist die Illustration einer Kon-Spiration. Maria, die Mutter der Kirche, ist mit den Aposteln im Abendmahlssaal versammelt. Ihr Gebet kommt aus der Gemeinschaft der Eucharistie. Die scheinbare Tischplatte, die alle im Kreis versammelt, vermittelt sich bei tieferer Betrachtung wie eine Monstranz. Das Gedächtnis des Auferstandenen eröffnet seine Gegenwart in der Kraft des Heiligen Geistes inmitten der Kirche. Die Taube vom Himmel bringt die göttliche Begegnung mit der Erde. Es ist die geistliche Erfahrung, die wir zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten in unseren Gottesdiensten besungen haben: „Christ fuhr gen Himmel. Was sandt er uns hernieder? Er sandte uns den Heiligen Geist zu Trost der armen Christenheit. Kyrieleis.“

Mit über 100 Pilgern aus unserem Bistum Limburg waren wir am Ende unserer Wallfahrt ins Heilige Land im Frühjahr auf dem Zionsberg in Jerusalem. Wir waren dort zur Feier der Eucharistie in der eindrucksvollen Abteikirche versammelt und haben uns vor dem Schlusssegen in einer Prozession in die Krypta begeben. Hier standen wir im Kreis und begriffen mit dem Herzen, was unsere Augen auf der Ikone sehen. So nahe kann Pfingsten kommen. Es war eine Verbundenheit unter uns, die uns Kirche als Sakrament erleben ließ. An diesem Ort schaut man nicht von außen auf die Kirche. Hier ist der Pilger in ihrem Inneren und erfährt: Wer zur geistlichen Mitte der Kirche vordringt, lernt die Kirche mit anderen Augen zu sehen. Aus dem Beten um den Heiligen Geist reift ein Fühlen mit der Kirche. Die Pfingstikone zeigt: Je näher Menschen zur geistlichen Mitte der Kirche finden, desto größer wird ihre Aura und Überzeugungskraft. Der goldene Hintergrund rückt in den Blick, was vom Abendmahlssaal aus in die Geschichte und Gegenwart der Kirche strahlt. Wo der Blick im Gebet zuerst nach Innen gerichtet wird, gibt es andere Perspektive auf die Kirche zu schauen, über die Kirche zu reden, mit der Kirche zu fühlen und mit ihr zu leiden.

Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Voller Freude betet die Kirche an diesem Fest: „Allmächtiger, ewiger Gott, durch das Geheimnis des heutigen Tages heiligst du deine Kirche in allen Völkern und Nationen. Erfülle die ganze Welt mit den Gaben des Heiligen Geistes und was deine Liebe am Anfang der Kirche gewirkt hat, das wirke sie auch heute in den Herzen aller, die an dich glauben.“

Das war unsere Erfahrung als Pilger am Geburtsort der Kirche. Aus der Perspektive des Abendmahlsaals lernten wir sie als den Leib Christi zu verstehen. Dieser Organismus lebt vom Miteinander und Füreinander aller Glieder. Er verträgt es nicht, wenn ein Glied leidet und andere in den Wunden rühren. Er braucht die Wahrhaftigkeit und Solidarität eines Mitfühlens und Mitdenkens, die sieht, was den Anderen gut tut.

Die Geschichte zeigt, dass die Erneuerung der Kirche immer aus ihrem Inneren gekommen ist. Wo Einzelne aus der Nähe zu Christus im Sakrament der Eucharistie die Verbindung zu Anderen gesucht haben und diesen Ursprung der Kirche als Ziel aller Umkehr begreifen, ist etwas in Bewegung gekommen. Der Heilige Franziskus bezeugt, welche Loyalität aus der Liebe zur Kirche erwächst. Es ist eine Treue, die die irdischen Fehler und Schwächen nicht schön redet. Es ist eine Leidenschaft, die mit den Wunden fühlt und davor bewahrt, die Rolle des distanzierten Zuschauers einzunehmen.

Unsere Pfingstikone zeigt den inneren Zusammenhalt, der sich aus sakramentaler Verbundenheit ergibt. Man kann dem Bild eine Einheit in der Verschiedenheit entnehmen, die aufeinander hören lässt, weil man zuerst miteinander betet. Dialog in dieser Kontemplation lässt mehr von dem Weg erahnen, den Gott seine Kirche führen will, als Debatten, die Positionen gegeneinander setzen. Das Wort Jesu an seine Jünger hat im Blick, was der Kirche innerlich und äußerlich zusetzt: „Wenn ein Reich in sich gespalten ist, kann es keinen Bestand haben. Wenn eine Familie in sich gespalten ist, kann sie keinen Bestand haben“ (Markus 3,24-25).

Unser Pfingstbild erinnert, wie eine Einmütigkeit entsteht, die nicht Einförmigkeit meint. Gottes Heiliger Geist will Vielfalt in Einheit und Einheit in Vielfalt.

Unser Gebet als Pilgergruppe in der Krypta der Abteilkirche auf dem Zionsberg war eine Sammlung, die am Ende unserer Wallfahrt den Blick nach Hause lenkte. Wie die Jünger haben wir dort begriffen, dass wir in die Welt gesandt sind. Die Strahlen des eucharistischen Brotes auf unserem Pfingstbild gehen in alle Himmelsrichtungen und machen die Apostel sprechend. Dialog aus der Mitte der Kirche wird in der Kraft des Heiligen Geistes zu einem neuen Mut zur Mission.

Zum Pfingstfest wünsche ich Ihnen die bewegende Erfahrung, dass Gottes Geist seine Kirche eine und erneuere.

Franz-Peter Tebartz van Elst, Bischof von Limburg

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Das Bistum Limburg

Franz-Peter Tebartz van Elst, Bischof von Limburg

„Wer zur geistlichen Mitte der Kirche vordringt, lernt die Kirche mit anderen Augen zu sehen.“

Bischof Tebartz-van Elst

„Die Strahlen des eucharistischen Brotes auf unserem Pfingstbild gehen in alle Himmelsrichtungen und machen die Apostel sprechend .“

Bischof Tebartz-van Elst

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