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Kleiner, inniger, bunter - Ausgabe 5 vom 30. Januar 2011

Kleiner, inniger, bunter

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst stellte rund 200 „Kundschaftern“ im Limburger Priestersemianr erste Ergebnisse aus der Pilotphase „Bereitschaft zur Bewegung“ vor. Foto: Volker Thies

Zweijährige Pilotphase „Bereitschaft zur Bewegung“ ist beendet – viele Veränderungen stehen an

Von Volker Thies

Größer und zugleich kleiner, inniger und zugleich bunter, professioneller in den Abläufen und zugleich mit mehr Aufgaben für Ehrenamtler: So könnte Kirche im Bistum Limburg in einigen Jahren aussehen.

Zumindest deuten die ersten Ergebnisse des Prozesses „Bereitschaft zur Bewegung“ darauf hin. Dessen rund zweijährige Pilotphase ist nun zu Ende gegangen.

Rund 400 ehren- und 80 hauptamtliche „Kundschafter“ haben in sechs Piloträumen im Bistum mit zeitgemäßen Strukturen und Angeboten experimentiert – für eine „Kirche auf dem Weg in die Lebenswelt der Menschen im 21. Jahrhundert“. So formulierte es Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst während der Abschlussfeier der Pilotphase im Priesterseminar in Limburg. Ein Pontifikalamt im Dom und eine Vesper in der Hauskapelle des Priesterseminars rahmten die Zusammenkunft ein. Weihbischof Thomas Löhr, als Dezernent für pastorale Dienste mit der Organisation des Prozesses betraut, wählte das Bild der Aussendung der Apostel, um die Erneuerung zu verdeutlichen, die aus den Piloträumen in das Bistum getragen werden soll.

Zwar betonte Bischof Tebartz-van Elst, dass nun erst eine Auswertungs- und Diskussionsphase der auf rund 200 Seiten zusammengefassten Ergebnisse bevorsteht, nicht zuletzt in den synodalen Gremien und unter Einbeziehung der Caritas. Dennoch stellte er erste Grundlinien vor, die sich abzeichnen. Besonders wichtig sei, dass bei allen Diskussionen über Strukturen der tiefere Inhalt des Glaubens weiter im Mittelpunkt stehe. „Die Erneuerung der Pastoral kann nur aus der Kraftquelle unseres Glaubens heraus gelingen“, unterstrich Tebartz-van Elst gegenüber rund 200 Kundschaftern, die in das Priesterseminar gekommen waren. Als Beispiel für diese beflügelnde Kraft nannte er Erfahrungen, die viele Teilnehmer bei einer Pilgerreise in das Heilige Land im vergangenen Frühjahr gemacht hätten.

„Die Erneuerung der Pastoral kann nur aus der Kraftquelle unseres Glaubens heraus gelingen.“
Bischof Tebartz-van Elst

Doch „Bereitschaft zur Bewegung“ hat auch eine ganz handfeste Dimension. Ein Hauptproblem, für das die Erkundungen eine Lösung ermöglichen sollen, sind die schwindenden Ressourcen: personell, insbesondere bei den Priestern, aber auch finanziell. Aus Sicht des Bischofs bietet das in der Wiesbadener Innenstadt erprobte „geistliche Team“ eine Organisationsform, die die Betreuung von großflächigeren Pfarreien ermöglicht. Allerdings werde es kein Patentrezept geben, nach dem das Bistum zentral neu geordnet werde. Vielmehr gelte es, gemäß der Verhältnisse am Ort die jeweils beste Lösung zu entwickeln. Gerade dafür seien die nun gesammelten Praxiserfahrungen sehr wertvoll.

„Ziel muss es sein, auch in der Veränderung die Nähe der Pastoral zu den Menschen zu erhalten“, betonte Franz-Peter Tebartz-van Elst. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, seien die „kleinen christlichen Gemeinschaften“. Dabei handelt es sich um ein andernorts bereits angewendetes Seelsorgemodell, in dessen Kern das intensive Arbeiten an der Heiligen Schrift in kleinen Gruppen im Ort oder in der Nachbarschaft steht.

Um Christen für diese und weitere neue Aufgaben zu schulen, soll das neue „Bischof-Blum-Kolleg“ im kommenden Advent seine ersten Kurse anbieten. Als Schule des Glaubens, des Gebets und der Gemeinschaft soll es nach der Vorstellung des Bischofs den Getauften dabei helfen, ein gelebtes Zeugnis des Glaubens in der Welt abzulegen. Das werde gerade in den zukünftigen größeren Pfarreien wichtiger. Die so geschulten Gläubigen sollen als Multiplikatoren wirken und Anderen den Weg zum Glauben öffnen.

„In den nächsten Jahren wird es viele Veränderungen und schmerzhafte Entscheidungen geben“, kündigte Bischof Tebartz-van Elst an. Er hoffe allerdings, dass die Kirche wieder missionarisch vorangehe, wenn in der Strukturdebatte erst einmal Ruhe herrsche. Der Bischof wies auf den kirchengeschichtlichen Blickwinkel hin: „So betrachtet, sind solche Zeiten, wie wir sie jetzt haben, nie die schlechtesten gewesen.“

Informationen: www.bereitschaftzurbewegung.de