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„Eine ganz natürliche Sache“ - Ausgabe 8 vom 20. Februar 2011

„Eine ganz natürliche Sache“

Wollen in Dillenburg durch Ausbau der ökumenischen Beziehungen Gemeinde aufbauen: Pfarrer Stefan Peter (links) und Jesuitenpater Andreas Reichwein. Foto: Christoph Kirchhoff

Der Pastorale Raum Dillenburg baut ökumenische Beziehungen aus

Von Christoph Kirchhoff

Die Ergebnisse der Pilotphase von „Bereitschaft zur Bewegung“ liegen vor, nun folgt die Auswertungs- und Diskussionsphase. Im Pastoralen Raum Dillenburg kristallisierte sich in den vergangenen zwei Jahren ein Schwerpunkt heraus: der Ausbau der ökumenischen Beziehungen zu den Nachbargemeinden.

„Dichte und Vielfältigkeit christlicher Gruppierungen sind hier besonders groß“, sagt Pfarrer Stefan Peter. Er ist der Priesterliche Leiter des Pastoralen Raums Dillenburg, einem der sechs Piloträume im Bistum Limburg. Dazu gehören vier Pfarreien mit 7500 Gläubigen. Die landeskirchlichen Gemeinden und viele freikirchliche Gemeinden hätten großes Interesse an einer ökumenischen Zusammenarbeit gezeigt, so Pfarrer Peter. „Künftig wollen wir weiter voneinander lernen und die ‚Schätze der Spiritualität’ teilen.“

Neue Methoden und Zugangswege

Beim Umgang mit der Bibel etwa könne die katholische Gemeinde von der Erfahrung der Glaubensgeschwister profitieren. In „Hauskreisen“, wie sie im evangelischen Bereich praktiziert werden, gebe es profilierte Traditionen des Bibelteilens und Miteinanderbetens. Künftig solle es daher einen ökumenischen Stammtisch und einen Bibelgesprächskreis auf der Ebene des Pastoralen Raums geben, um neue Methoden und Zugangsweisen kennen zu lernen.

Konfessionsverbindende Paare – davon gibt es im Pastoralen Raum Dillenburg etwa 1600 – waren zu einem „Candle-Light- Dinner“ und einem Gesprächsabend eingeladen, um sich über Fragen etwa nach der Konfession gemeinsamer Kinder, der eigenen Spiritualität oder des Abendmahlempfangs evangelischer Partner auszutauschen. „Deutlich werden sollte, dass konfessionsverbindende Paare kein Problemfall sind, sondern ein Modell für gelebte Ökumene“, betont Pfarrer Stefan Peter.

„Eine ganz natürliche Sache und das nicht erst seit gestern“ seien konfessionsverbindende Ehen in der Diasporasituation des Pastoralen Raums Dillenburg, bestätigt Frank Satzke vom Pfarrgemeinderat in Haiger. Wichtig seien der Austausch über Unterschiede innerhalb der Partnerschaft und die Offenheit nach außen, darüber ins Gespräch zu kommen.

Ein weiterer konfessionsverbindender Höhepunkt war die Wanderung von 70 Christen unterschiedlichen Bekenntnisses auf dem „Missionsweg Nord-Nassau“ von Rabenscheid nach Haiger. „Durch diese physische Bewegung konnten die Menschen besonders gut miteinander ins Gespräch kommen“, hat Jesuitenpater Andreas Reichwein, priesterlicher Mitarbeiter im Pastoralen Raum, erlebt. Für Reichwein sind daher neben dem gemeinsamen Beten, Themen- und Gesprächsabenden, das Pilgern und das Tun weitere wichtige Säulen zur Stärkung der ökumenischen Beziehungen. Das gemeinsame karitative Handeln, wie beim ökumenischen Mittagstisch schon seit langem erprobt, solle weiter ausgebaut werden.

Wie kann die Vision konkret werden?

Inspiriert waren Pfarrer Stefan Peter und seine Mitstreiter von einem Besuch bei einem Kongress der amerikanischen Großkirche „Willow Creek“ in Karlsruhe. Die Orientierung an den Charismen, den Begabungen jedes einzelnen wie an der Gemeinschaft baue die Gemeinde auf und gebe ihr eine bestimmte Sendung. Das ist seine Erkenntnis. „Eine Kirchengemeinde darf sich daher nicht selbst genügen, sondern muss immer auch eine missionarische Perspektive haben“, so Peter.

„Was ist die Vision, die Gott in uns gelegt hat, und wie kann diese Vision konkret werden?“ Dazu wolle die Gemeinde eine spirituelle Weiterbildung anbieten, um die Fähigkeiten jedes einzelnen zu erkennen und sie für die Gemeindearbeit nutzbar zu machen. „Die ökumenischen Aktivitäten sollen sich verstetigen“, wünscht sich Pfarrer Stefan Peter. Diese Beziehungen trügen zu einer Vertiefung des eigenen Glaubens bei – und forderten heraus zum gemeinsamen Handeln.