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Mann Gottes – Priesterberuf

„Ich hab’ das richtig gemacht“

Pfarrer Franz-Josef Kremer beim Gottesdienst. Er hat es wohl überlegt, Priester zu werden. bis heute steht er voll und ganz hinter seiner Entscheidung. Nah am Mensch, das ist seiner Maxime. Foto: Gertrud Fritz

Franz-Josef Kremer ist mit Leib und Seele Pfarrer der Gemeinden St. Johannes der Täufer in Elz, und St. Servatius in Offheim

Von Gertrud Fritz

Der 25. Juni 1994 ist ein heißer Sommertag. Franz-Josef Kremer kann sich daran noch gut erinnern. Es ist nämlich auch der Tag seiner Priesterweihe im Limburger Dom.

Ebenso intensiv wie des Wetters von damals ist er sich seiner Emotionen bewusst. „Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden“, sagt der 58-jährige Pfarrer von Elz und Offheim. „Die Entscheidung war gefallen. Freude, Glück und das Gefühl einer Erfüllung habe ich in der Weihehandlung durch Bischof Franz Kamphaus empfunden. Die Riten der Handauflegung und Beauftragung haben für alle Zeiten in meinem Herzen einen festen Platz.“

Es war eine lange und wohlüberlegte Entscheidung

Es widerstrebt Pfarrer Kremer, von Stolz zu sprechen. „Das erinnert an Überheblichkeit.“ Dennoch ist er es damals gewesen, stolz darauf, dass seine Entscheidung zum Priestertum sich an diesem Tag erfüllt hat „Diesen Weg darf ich jetzt gehen, voller Kraft, Freude und in der Bestätigung. Von einem Ziel kann man nicht sprechen, es war ja eher ein Meilenstein, ein Neubeginn“, ergänzt Frajo, wie ihn Freunde und Wegbegleiter nennen. Es war ein langer Weg zur Priesterweihe und der Entscheidung, die Berufung anzunehmen. Sieben Jahre der Vorbereitung, die nicht immer frei waren von Fragen und Zweifeln: „Und dann in der Weihehandlung die Bestätigung, die Ermutigung durch Jesus selbst, der mich bisher geführt hat und mich auch weiter begleiten wird.“

Vor dem endgültigen Entschluss, ins Priesterseminar einzutreten, ertappte sich Kremer immer wieder bei dem Gedanken, Seelsorger, das wäre auch etwas für dich, erzählt er freimütig. Nahe bei der Kirche war der Sozialarbeiter schon immer, sammelte über viele Jahre Erfahrungen in der Jugendarbeit, war ehrenamtlicher Bildungsreferent in der Kolpingjugend. Danach war Kremer im BDKJ tätig – zunächst ehren-, später hauptamtlich. Und schließlich arbeitete er in der Gefängnisseelsorge. All das hat den Mann geprägt. Und so wählte er auch seinen Primizspruch, es sind sogar zwei: „An Gott glauben kann nur, wer Gott und die Menschen in Einem liebt“ (Dietrich Bonhoeffer) und „Denn das Reich Gottes ist schon mitten unter euch“, (Lukas 17,20-21). Danach gestaltet Kremer als Pfarrer seinen Dienst: „In meinem Beruf als Priester erlebe ich jeden Tag das Leben von der Geburt bis zum Tod, das macht es spannend und schön.“

Erläuternd gibt der Pfarrer einen kurzen Einblick in seinen Tagesablauf: Eucharistiefeier am Morgen oder am Abend, Religionsunterricht in der Schule, ein Trauergespräch mit den Angehörigen eines Verstorbenen, Begegnung mit den Kommunionkindern, ein Taufgespräch. Dazu kommen viele kleine Begegnungen, Gespräche – auch mal kurz im Vorbeigehen. Es sind für ihn Begegnungen mit Menschen, manche, die froh und glücklich sind, oder andere, die geplagt sind von Nöten und Sorgen. Das prägt.

Franz-Josef Kremer nimmt alle Ereignisse mit hinein in sein tägliches Gebet, auch die Enttäuschungen und Niederlagen bringt er vor Gott. Noch immer, bei vielen Gelegenheiten, kommt ihm auch die Erinnerung an seine Priesterweihe, vor allem bei den verschiedenen Segensspendungen: „Oft kommt mir in den Sinn, wie ich damals den ersten Segen erteilt habe, den Primizsegen. Wie sie vor mir gestanden haben, die Leute aus dem Heimatort, wie sie mich anschauten und sich mit mir gefreut haben. Sie gaben mir Hoffnung. Und ich selbst, war mir bewusst, ich gebe etwas weiter, das mir geschenkt wurde von Jesus Christus selbst.“

Das gilt für den 58-Jährigen auch noch heute, bei vielen großen und kleinen Anlässen. Aber es haben sich auch Veränderungen ergeben, die nicht immer einfach sind. Die Herausforderungen sind größer geworden, und es ist schwerer, die Botschaft des Glaubens zu verkünden. „Dabei kommt es in erster Linie darauf an, selbst glaubwürdig zu bleiben. Ein Ausbilder hat mir einmal einen wichtigen Hinweis gegeben: ‚Denk immer daran, wenn du Menschen begegnest, sie merken sofort, ob Du selbst von dieser Hoffnung und dem Glauben erfüllt bist‘, daran halte dich. Und hinter all den Fragen des Lebens und hinter allen Problemen bleibt mir die Zuversicht, dass Einer hinter mir ist, der mich auffängt – und derselbe vor mir ist, der mich führt“, bringt er seine Haltung auf den Punkt.

Nach wie vor ist Kremer davon überzeugt, die richtige Lebensentscheidung getroffen zu haben. Sein Blick ist in die Zukunft gerichtet. Ein wichtiges Anliegen ist es ihm, in Zeiten der Veränderungen, der Herausforderung, Begleiter der Menschen zu sein. Wie ist es möglich, das heute noch zu gewährleisten, angesichts der immer größer werdenden Gemeinden und Pastoralen Räume? Schon jetzt fällt es ihm manchmal schwer, zu unterscheiden, was zuerst angepackt werden muss. „Es kommen viele Dinge gleichzeitig, da muss ich ständig abwägen“, gibt Kremer zu. Er ist sich auch bewusst, dass manche Menschen enttäuscht werden, wenn er ihnen nicht so helfen kann, wie sie das wünschen. Das schmerzt. Denn nach seinem Verständnis soll der Pfarrer mehr als ein Organisator sein, seinem Primizspruch entsprechend nahe bei Gott und den Menschen stehen. Hier sieht er auch eine große Aufgabe für die Caritas der Zukunft, dass die Kirche in diesem Bereich ganz besonders gefordert ist, sich den Menschen zuzuwenden und diese nicht vergisst. Die Menschen um ihn herum sind ganz wichtig

Wie erhält er sich seine Motivation, seine Bereitschaft für die Menschen? Der Pfarrer überlegt kurz und sagt: „Ich orientiere mich am Beispiel Jesu. Der hat auch nicht aufgegeben. Hilfe bekomme ich von Menschen, die mir freundschaftlich gesonnen sind. Bei Bedarf kann ich auch bei meiner Familie abtauchen.“ Ganz wichtig ist Kremer das Gefühl, das ihn seit seiner Priesterweihe nicht mehr verlassen hat. „Die Ermutigung durch Jesus selbst, der mich geführt hat, und der mich auch weiterhin begleiten wird.“

Das ist doch ein sehr schöner Beruf

Pfarrer Marcus Fischer mit seiner Mutta Christa. Sie hat seine Entscheidung, Priester zu werden, von Anfang an akzeptiert. Foto: privat

Christa Fischer hat sich ab einem bestimmten Alter ihrer Kinder nicht mehr in deren Pläne eingemischt

„Ich will Priester werden.“ Eine Entscheidung, oft von langer Hand getroffen. Wie gehen Eltern, Geschwister damit um. Die 75-jährige Mutter von Pfarrer Marcus Fischer, aus dem Pastoralen Raum Herschbach/ Selters, Christa Fischer, gibt Antworten

Frage: Als Ihr Sohn Marcus Ihnen mitgeteilt hat, dass er Priester werden will, hat das bei Ihnen sicher viele Emotionen ausgelöst. Waren Sie überrascht? Hat sich das vielleicht schon länger angedeutet? Wollten Sie ihm das möglicherweise ausreden?

Fischer: Nein, ausreden wollte ich ihm das nicht. Es war seine Entscheidung. Überraschend ist es auch nicht gewesen, obwohl mein Sohn bereits eine Ausbildung als Bankkaufmann gemacht hatte. Aber er war als Jugendlicher viele Jahre als Messdiener tätig. Das brachte automatisch viele Kontakte in der Gemeinde mit sich.

Haben Sie selbst gespürt, dass er seiner Berufung folgen wollte und musste? Wie haben Sie ihm helfen können?

Ich habe meinen Kindern ab einem bestimmten Alter nicht mehr gesagt, was sie tun sollen. Es ist sein freier Wille, und ich glaube, es war eine richtige Entscheidung. Es ist ja auch ein schöner Beruf.

Was war für Sie der wichtigste Moment?

Bei der Priesterweihe im Limburger Dom war ich sehr gerührt. Ich habe auch viele Tränen vergossen. Mich hat das alles sehr mitgenommen, es hat mich tief beeindruckt. Aber es war bei aller Wehmut auch ein sehr schöner Tag.

Was konnten Sie ihm mitgeben? Welche Charaktereigenschaften haben Sie Ihrem Sohn vererbt?

Man soll ja nicht protzen. Aber meine Nachbarn bestätigen mir immer wieder, dass er seine Gutmütigkeit von mir hat. Das ist ja ein schöner Wesenszug. Ihr Sohn ist ja nun für Sie räumlich weit entfernt. Sie leben in Frankfurt, er im äußersten Teil des Westerwaldes.

Wie halten Sie die Kontakte und pflegen Ihre Beziehungen untereinander?

Wir telefonieren einmal in der Woche miteinander, dann tauschen wir alle Neuigkeiten aus. Besonders freue ich mich, wenn Marcus etwa alle drei Wochen mal wieder nach Frankfurt kommt. Dann bekommt er natürlich auch was besonders Gutes gekocht. Manchmal reicht es auch noch zu einem kurzen Abstecher im Garten.

Interview: Gertrud Fritz

Zur Sache

Andere Berufe in der Seelsorge

Ständiger Diakon
Schwerpunktmäßig ist er in Diakonie/Caritas eingesetzt (in der Gemeinde, der Kranken-, Alten- und Gefängnisseelsorge); Diakone arbeiten mit Gruppen und begleiten (ehrenamtliche) Mitarbeiter; sie wirken in der Verkündigung (Glaubensgespräche, Sakramentenvorbereitung, Predigtdienst) und in der Liturgie (Assistenz in Eucharistiefeiern, Leitung von Wortgottesdiensten, Tauffeiern, Begräbnisfeiern, Krankenkommunion, Trauungen). Im Bistum Limburg sind Ständige Diakone hauptberuflich oder mit Zivilberuf tätig.

Pastoralreferent/Pastoralreferentin
Der Schwerpunkt der Tätigkeit liegt in der Vorbereitung von Kindern und Jugendlichen zu den Sakramenten, in der Gestaltung liturgischer Feiern, in der Jugendarbeit, der Erwachsenenbildung, in der Alten-, Kranken- und Trauerpastoral. Sie begleiten Menschen in ihren Lebens- und Glaubensentwicklungen und stehen als Gesprächspartner zur Verfügung.

Gemeindereferent/Gemeindereferentin
Sie arbeiten in der Gemeinde mit Priestern und Laien verantwortlich zusammen. Sie sind in der Kinder- und Jugendarbeit tätig, in der Vorbereitung auf die Taufe, die Erstkommunion und die Firmung, sie wirken im Gottesdienst mit und begleiten Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg (Einzelgespräche, Gruppenarbeit). Auch die Begleitung und Unterstützung der Ehrenamtlichen gehört zu ihren Aufgaben. In der Grundschule und in der Sekundarstufe I unterrichten Gemeindereferenten Religion und wirken in der Schulseelsorge.

Info im Internet: www.berufe-der-kirche.bistumlimburg.de

Weltgebetstag um geistliche Berufe
Am Sonntag, 25. April, findet der Weltgebetstag für geistliche Berufe statt. Das Motto in diesem Jahr lautet „Quo vadis“, „Wohin gehst Du?“ Papst Benedikt XVI. stellt seine Botschaft unter das Leitthema „Das Zeugnis weckt Berufungen.“ Eingeführt wurde der Weltgebetstag im Jahr 1964 von Papst Paul VI., der dafür den vierten Sonntag der Osterzeit festlegte. (fa)