Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Glaube im Alltag

Wie zeige ich mein Christ-Sein im Beruf?

Persönliche Antworten auf eine Kernfrage des Glaubens

Bernhard Häckner, Nidderau-Heldenbergen, ist Controller bei der Konzerngesellschaft einer deutschen Bank in Frankfurt.

Lust am Leben

Als Christ lege ich meinen Glauben nicht morgens an der Bürotür ab, sondern ich versuche, als Christ durch den Tag zu gehen. Mein Glaube ist für mich eine Kraftquelle, die mir hilft, die Anforderungen des Berufsalltags zu meistern. Er hilft mir auch, eine Balance zu finden zwischen Beruf und Familie und Freizeit. Oft hilft mir ein kurzes, stilles Gebet, wieder Ruhe zu finden, wenn Zeitdruck oder Aufgabenfülle einen schier erdrücken.

Christsein heißt für mich auch, den Menschen, denen ich im Büroalltag begegne, Wertschätzung entgegenzubringen, also sie zu achten. Ich versuche, ihnen keine Informationen vorzuenthalten, sie nicht warten zu lassen, ihnen zuzuhören und niemanden mit Aufgaben zu überfordern. Ich halte es auch für meine christliche Aufgabe, mich in die Menschen um mich herum hineinzudenken, um sie in ihren Verhaltensweisen zu verstehen und ihnen vielleicht auch helfen zu können. Dabei glaube ich fest an den guten Kern im Menschen.

Ich möchte mit meinem Verhalten auch dazu beitragen, dass im Team und in der Abteilung eine gute, offene und vertrauensvolle Atmosphäre vorhanden ist. Dies versuche ich zu erreichen, indem ich Ruhe und Zufriedenheit ausstrahle, weil mein Glaube mir Freude und Lust am Leben schenkt.

Johannes Laubach, Limburg, ist Theologe und Redakteur der Frankfurter Neuen Presse in Limburg.

Frohe Botschaften

Es hat sich im Gottesdienst eine sehr nette Geste verbreitet. Der Friedensgruß wird nicht nur verkündet, er wird in der versammelten Gemeinde weitergegeben. Als Journalist bekomme ich Informationen und Nachrichten und gebe sie an meine Leser weiter. Doch während ich den Friedensgruß unhinterfragt und mit Freude gerne weitergebe, ist das mit den Informationen und Nachrichten nicht so einfach. Ich muss sie bewerten und prüfen – und für mich ist es wichtig, dabei selbst ein Fundament zu haben, von dem aus ich dies tue: von der christlichen Botschaft aus.

Dieser Standpunkt ist eine Verpflichtung, nach Gerechtigkeit zu suchen. Nach Gerechtigkeit in den Botschaften der Politik, der Wirtschaft, von Interessensgruppen und Institutionen. Oft ist das, was unter dem Deckmantel der Verantwortung von den „Mächtigen“ verbreitet wird, nur dem eigenen Machterhalt geschuldet und der in Anspruch genommene Wahrheitsanspruch entpuppt sich auf den zweiten Blick als Parole, die keinen Widerspruch duldet. All dies schafft Ungerechtigkeit. Eine Ungerechtigkeit, die uns immer weiter von dem Frieden entfernt.

Abends lese ich immer wieder in der Bibel. Das rückt das berufliche Tun ins rechte Verhältnis und lässt auf neue froh machende Botschaften hoffen.

Georg Klein, Fuldatal, ist Lehrer für Mathematik und Physik am Engelsburg-Gymnasium Kassel.

Werte vermitteln

Als Christ zu leben bedeutet für mich, meinen Alltag in Bezug zu Gott zu setzen. Der Glaube, dass Gott mir ein Leben in Fülle schenkt, bildet für mich das starke Fundament, auf das ich alles aufbauen kann. Das gilt auch für meinen Beruf als Lehrer.

Meine Motivation, täglich mit Freude junge Menschen zu unterrichten, ist in meinem Glauben verankert. In der Schule versuche ich nicht nur Wissensvermittler zu sein, sondern ich möchte gleichzeitig als Mensch mit christlicher Überzeugung präsent sein und so den heranwachsenden Schülern Orientierungshilfen zur Entwicklung eigener Wertvorstellungen geben.

So kann ich um Beispiel im Physikunterricht zum Staunen über Gottes wunderbare Schöpfung anregen und die technischen Möglichkeiten zur Bewahrung dieser Schöpfung aufzeigen.

Oft bieten sich auch außerhalb des Unterrichts Gelegenheiten, Erfahrungen aus meinem Leben als Christ in Familie und Pfarrgemeinde weiterzugeben. Ich bin dankbar, dass ich junge Menschen auf einem Teil ihres Lebensweges begleiten darf und mithelfen kann, sie zu Verantwortungsbewusstsein und Eigenständigkeit zu erziehen.

Professor Hermann-Joachim Glaser ist Chefarzt und Ärztlicher Leiter am Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda.

Demut notwendig

Seit jeher sieht die Kirche nach dem Vorbild Jesu Christi eine wesentliche Aufgabe in der Fürsorge für Menschen in Not, schwache und kranke Menschen, in der christlichen Caritas.

Dabei gilt es nicht nur, dem kranken Menschen die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen. Die Fürsorge umfasst vielmehr alle Aspekte körperlichen und seelischen Erlebens von Krankheit und auch Trost, wenn zum Beispiel Heilung nur noch schwer oder gar nicht mehr möglich erscheint.

„Salus aegroti suprema lex“ (Das Wohl des Kranken ist obers-tes Gebot) gilt in der Medizin schon seit der Antike als zentrale ethische Leitlinie. Dies erfordert von Ärzten und Pflegenden, dass sie bereit sind, sich umfänglich in den Dienst des Kranken zu stellen. In christlicher Tradition bedeutet dies auch, eigene Interessen gegebenenfalls zurückzustellen, den Kranken in christlicher Nächstenliebe generell – so wie er ist – anzunehmen, und sich ihm in seinem Leid individuell menschlich zuzuwenden.

Die Überzeugung von der „unverlierbaren“, Gott-gegebenen Würde des Menschen kann dem Arzt helfen, seine Aufgaben in der notwendigen Demut zu erfüllen.

Reinhard Kolb, Eichenzell, ist Mitgesellschafter und Geschäftsführer in einem Autohaus in Fulda mit rund 120 Mitarbeitern.

Allen dienen

Auch in meinem 50. Berufsjahr versuche ich, aus meiner christlichen Überzeugung Berufsalltag zu gestalten. Das heißt für mich: „Dienen kommt vor dem Verdienen“, mit dem Hinweis auf Gründonnerstag und Abendmahlsfußwaschung durch Jesus, mit dem Auftrag: „Dient allen Menschen.“

Dienen allen Mitarbeitern, indem ihre Anregungen und Sorgen ernst genommen werden. Dieser Bogen spannt sich vom Entgelt über Arbeitszeit, Urlaubstage, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Weiterbildung, Arbeitsplatzsicherung und -gestaltung, Gesundheitsvorsorge, Jubiläen, Verabschiedungen, Geburtstage, Seniorenkontakte, Betriebsfeiern, einvernehmliche Lösungen mit dem Betriebsrat und vieles mehr. Neue Lehrlinge werden am ersten Tag persönlich von mir ganztägig in unsere Firma eingewiesen und über unsere christlich fundierte Unternehmensphilosophie informiert. Permanent beschäftigen wir circa 20 Lehrlinge, bilden 5 bis 6 schwer vermittelbare junge Menschen aus und unterstützen Praktikanten von Sozialeinrichtungen. Alle Mitarbeiter sind Anvertraute und nicht unsere Untergebenen.

Dienen allen Kunden, – sie sind unsere Arbeitgeber – indem ihre Anfragen, Wünsche und Aufträge, durch mich und die gesamte Belegschaft, in partnerschaftlicher und ehrlicher Bedienung erledigt werden.

Dienen auch der Umwelt, indem ich/wir verantwortungsvoll und schonend mit Wasser, Energie, Luft und Boden umgehen. Somit leisten wir einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung.

Um diesen christlichen Weg nicht zu verlassen, besuche ich regelmäßig die Heilige Messe und begebe mich jährlich in zehntägige jesuitische Schweigezeiten. In dieser Ausrichtung erfahre ich Kraft für mein Leben.

Marianne Ax-Vorndran, Limburg, leitet die Pilgerstelle und das Referat Wallfahrten im Bistum Limburg.

Liebe leben

Unser Handeln und Tun ist ein Stück Antwort auf Jesu Botschaft: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Er hat uns gelehrt, den Nächsten zu lieben. Im Alltag gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Nächstenliebe, die Leid lindern können.

Nicht die hohen Ziele sind im Leben wichtig, sondern entscheidend ist, was ich an Liebe verwirkliche. Wir müssen nur die Augen unseres Herzens dafür öffnen und tun, was gerade der Tag, die Stunde von mir verlangt, wenn auch unscheinbare Dinge und Taten. Durch diese kleinen Dienste bleibe ich ständig in lebendiger Verbindung zu Gott. Der Mensch, der neben mir steht und mich anschaut, der sich danach sehnt, dass ich ihm meine Hand reiche, dass ich ihn tröste und ihm helfe, das allein ist wichtig in meinem Leben.

So bin ich sehr dankbar, dass ich in meinem Beruf mein Leben als Christ verwirklichen kann. Ich danke Gott dafür, dass er mir immer wieder die nötigen Schritte zeigt, mir Geduld und Ideen schenkt zum Handeln, so dass ich mich der Not derer stellen kann, die meine Zuwendung benötigen. Das dankbare Strahlen der Kranken, die Dankbarkeit des hilflosen und alten Menschen, das Zuhören, das Helfen des behinderten Menschen über eine unüberwindliche Stelle, das erfüllt mich mit großer Dankbarkeit und Liebe. Gerade bei der Vorbereitung einer Wallfahrt, bei den Wallfahrten selbst, soll mein Christsein spürbar werden, nur dann bleibe ich mir selber treu.

Nur was wir für andere tun, was wir dankbar als Geschenke in uns aufnehmen, dies verschafft wahre Lebensfreude. Die heilige Bernadette hat gesagt: „Ich verbringe keinen Augenblick meines Lebens ohne zu lieben“. Welch eine gewaltige Aussage, aber dies allein zählt!

Hartmut Wittekind, Kelkheim, ist pensionierter Polizist.

Nicht einfach

Zeit seines Arbeitslebens hat Hartmut Wittekind immer die Worte seiner Großmutter beherzigt: „Man schaut auf euch.“ Damit habe sie das Auftreten in der Öffentlichkeit gemeint, und zwar als Christ. Wittekind „hatte das Glück, katholisches Gedankengut und Aktivitäten als selbstverständlich zu sehen und zu übernehmen“. Seiner Stadt Kelkheim ist der 70-jährige Pensionär treu geblieben, auch während der Zeit als Polizist.

In der Main-Taunus-Stadt nannten Kinder ihn den „Martins-Polizisten“, weil er Jahr für Jahr für die Sicherheit beim Martins-Umzug sorgte. Hartmut Wittekind ist sicher, dass er auf seiner Dienststelle mit vielen Menschen auch deshalb intensiv ins Gespräch über familiäre Probleme, Gott oder den Sinn der Religion kam, weil manch einer ihn als engagiertes Gemeindemitglied kannte. Auch sonst hat Wittekind, der seit 1991 Beiratsmitglied der Katholischen Poli-zeiseelsorge ist, seine christliche Überzeugung geholfen. So habe beim Überbringen von Todesnachrichten der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod einen solchen Gang erleichtert. Und als sich ein Kollege auf der Dienststelle erschoss, hat er einen Trauergottesdienst organisiert, „um den Kollegen das ,Warum‘ leichter erträglich zu machen“, berichtet Wittekind. Gerne zitiert er Martin Luther: „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“

Klar, betont er, müsse sich die Polizei an die Gesetze halten, die „eh dem christlichem Gedankengut“ entsprächen. Zugunsten eines Menschen könne ein Polizist daher auch den Spielraum für dessen Auslegung nutzen, rät Wittekind, wohl wissend, dass „christliche Standpunkte zu vertreten nicht immer einfach ist“. (bp)

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Standpunkt

Seid stets bereit!

„Sonntagschrist!“: Das klingt fast so abfällig wie Sonntagsfahrer. Und ist der Gegenentwurf dazu ein Werktagsheide? Oder doch eher ein Werktagsheiliger? Schlagworte helfen beim Annähern, sie sind noch keine Antwort. Die Frage, wie ich als Christ im Alltag leben kann, hat die Fußnote, dass es anders (vielleicht leichter?) sei, Christ-Sein am Sonntag zu leben. Sicher nicht.

„In Christus sein alle Tage“ hat ein kluger Mensch den Auftrag zum Alltags-Christ-Sein umformuliert. „Seid stets bereit, Zeugnis zu geben von der Hoffnung, die euch trägt“, heißt es im ersten Petrusbrief. Und weil der Worte oft genug gewechselt werden, hilft zuweilen die Weisung, sich „an den Früchten“ – sprich: im Tun – erkennen zu lassen.

Das braucht keinen Bekennermut, sondern viel eher das beharrlich-freudig-demütig- selbstbewusste „So bin ich halt.“ Damit ein moderner Tertullian wieder schreiben könnte: „Seht, wie sie einander lieben!“Johannes Becher

Zitiert

Das tut auch ihnen!

„In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Euch, die ihr mir zuhört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln. Dem, der dich auf die eine Wange schlägt, halte auch die andere hin, und dem, der dir den Mantel wegnimmt, lass auch das Hemd. Gib jedem, der dich bittet… Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen. (… ) Seid barmherzig, wie es auch euer Vater ist! Richtet nicht, dann werdet ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden. Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden. Gebt, dann wird auch euch gegeben werden…“
Lukas 6, 27-38