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Taufe - wie neu geboren

„Ich gehöre zu Gott und will es zeigen“

Segensgeste: Weihbischof Werner Guballa bezeichnete alle Taufbewerber während der Zulassungsfeier mit einem Kreuz auf die Stirn und legte ihnen die Hände auf den Kopf. Foto: Maria Weißenberger

Daniela Mimmo wird in der Osternacht die Taufe empfangen – Sie ist eine von zehn Taufbewerbern im Bistum Mainz

Von Maria Weißenberger

„Ich stamme aus einer italienischen Familie.“ Für Daniela Mimmo spricht das für sich: Der katholische Glaube hat selbstverständlich „schon immer“ zu ihrem Leben gehört. Dennoch hatten sie die Eltern nicht taufen lassen. In der Osternacht wird die 19-Jährige die Taufe empfangen.

„Ich bin froh, dass ich die Möglichkeit hatte, selbst zu entscheiden, ob ich getauft werden will“, sagt die angehende Fremdsprachenassistentin, die am vergangenen Wochenende mit neun weiteren Frauen und Männern in der Ostkrypta des Mainzer Doms von Weihbischof Werner Guballa ihre „Taufzulassung“ empfangen hat. Die Feier hat sie sichtlich berührt, und „die dichte Atmosphäre der Ostkrypta“, die sie vorher nicht kannte, „ist wunderschön“.

Kirchen und Gottesdienste waren Daniela Mimmo durchaus vertraut, lange bevor sie ihr Katechumenat – die Vorbereitung auf die Taufe – begann. „Meine Mutter ist sehr religiös, Kirchenbesuche waren für uns selbstverständlich“, erzählt sie. Auch im Alltag sei an vielen Zeichen zu erkennen, dass Gott im Leben der Familie eine große Rolle spielt: „Zu Hause hängen Kreuze an den Wänden, und nach dem Einzug hat meine Mutter die Wohnung segnen lassen.“ Ihrer Mutter ist sie dankbar: „Ihre Erziehung hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin.“

„Am liebsten hätte ich mich von der Oma taufen lassen“

Eine Hauptrolle im Leben der jungen Frau hat aber auch die Oma gespielt – obwohl sie lange Zeit noch in Italien lebte, während die Familie ihrer Tochter bereits in Wiesbaden wohnte. „Am liebsten hätte ich mich von meiner Oma taufen lassen. Meine Oma glaubte sehr stark an Gott“, sagt Daniela Mimmo. „An meine Oma kam niemand ran.“ Was den Glauben betrifft, habe die Oma sie wohl am stärksten geprägt, meint sie.

„Klar“ habe sie in der Grundschule am katholischen Religionsunterricht teilgenommen, später habe sie sich dann aber für das Fach Ethik entschieden. „Nicht weil mich der Glaube nicht überzeugt hat – aber ich fand den Ethik-Unterricht einfach spannender“, erklärt sie. „Da ging es nicht nur um Gott, da ging es um Gott und die Welt. Die Philosophie war ein großer Bestandteil – das hat mich sehr interessiert.“

Gespräche über den Glauben rissen nicht ab

Ihre Gespräche mit der Oma über Gott und den Glauben rissen deswegen nicht ab. Noch intensiver sei ihre Beziehung geworden, als die Oma krank wurde und nach Deutschland kam: „Wir haben sie bei uns zu Hause gepflegt bis zu ihrem Tod“, erzählt Daniela Mimmo. Vor drei Jahren sei die Oma gestorben, erst 60 Jahre alt, „genau an ihrem Geburtstag“, ein schönes Zeichen, findet sie, weil der Tod wie eine Geburt zu neuem Leben sei. Auch dass ihre Taufzulassung nur einen Tag nach dem Todestag ihrer Großmutter stattfand, ist für sie von Bedeutung.

„Unsere Gespräche sind mit der Zeit immer tiefgründiger geworden“, erzählt sie. In der Situation einer schweren Krankheit, so ihre Erfahrung, stellen sich Menschen häufiger existenziellen Fragen, beschäftigen sich stärker auch mit dem Tod und dem, was danach kommt. Menschen, die bald sterben, sind weise, meint sie. Und was die Oma ihr in der letzten Phase ihres Lebens gesagt hat, das sei wesentlich für sie geworden: „Sie hat mir zum Beispiel deutlich gemacht, dass ich Verantwortung habe für mein Leben, und dass ich diese Verantwortung nicht einfach abschieben darf“, erklärt sie.

Dazu gehören – weil die Großmutter dazu gehörte

Und immer seien Gott und die Kirche für die Oma wichtig gewesen: „Ihr Glaube war so stark – für mich wurde es selbstverständlich, dazu zu gehören, weil sie dazu gehörte.“ Außerdem habe die Oma ihr versichert, dass sie weiterleben werde, auch wenn sie gestorben ist, „dass sie auch dann für mich da ist und auf mich aufpasst“. Dieses gute Gefühl begleite sie jetzt: „Ich spüre, dass sie bei mir ist – und das hilft mir sehr, vor allem bei Prüfungen oder wenn ich vor irgend etwas sonst Angst habe.“

Im Glaubenskurs ging es „total herzlich“ zu

In der Mainz-Kostheimer Gemeinde St. Kilian, wo sie seit drei Jahren mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester wohnt, wird Daniela Mimmo in der Osternacht die „Initiationssakramente“ empfangen: Sie wird getauft und gefirmt und geht zum ersten Mal zur heiligen Kommunion. Im vergangenen Herbst hatte sie bei Gottfried Scholz, dem Pfarrer der Pfarrgruppe St. Kilian/Maria Hilf, angerufen: „Ich hatte mich entschieden, dass ich getauft werden wollte, und wusste nicht, was ich dafür tun musste.“ Der Zeitpunkt war günstig: Gerade sei eine Glaubensgruppe „am Laufen“ gewesen, in die sie „einsteigen“ konnte. Zusammen mit zwei anderen Erwachsenen, die sich auf die Firmung und auf die Konversion zur katholischen Kirche vorbereiteten, hat sie sich bei regelmäßigen Treffen mit dem Pfarrer intensiv mit dem katholischen Glauben befasst. „Es ging total herzlich zu“, sagt sie, „Pfarrer Scholz ist ein sehr netter Mensch. Ich fühle mich einfach wohl, wenn wir da zu viert sitzen und er uns lehrt.“ Dabei seien neben den Glaubensinhalten auch die Beweggründe der Bewerber zur Sprache gekommen, und für ihre Fragen sei immer ausreichend Raum gewesen.

Nach der Taufe will sie sich sozial engagieren

Nach ihrer Taufe will Daniela Mimmo sich in der Pfarrgruppe engagieren: „Ich stehe zu Gott und möchte zeigen, dass ich zu ihm gehöre.“ Wie genau das aussehen kann, darüber will sie sich noch mit dem Pfarrer unterhalten. Sicher ist für sie: Eine soziale Tätigkeit soll es sein, „etwas für Menschen tun“ will sie. „Etwas, das Auswirkungen hat.“ Erwachsene, die getauft werden wollen, wenden sich am besten an den Pfarrer ihres Wohnorts. Erste Informationen gibt es auch im Internet auf der Seite:

www.mach-dich-auf-und.com

Zitiert

Sein und Werden

„Keiner wird durch sich alleine Christ. ... Wir werden Christen, weil wir berufen sind – und weil andere vor uns die Spur gelegt haben. ... Aber wir können nicht Abbilder eines anderen werden – wir sind eigene Geschöpfe.“

„Ich bin Mensch und ich werde Mensch. Das Heute streckt sich nach dem Morgen, und es gründet auf dem Gestern.“

Weihbischof Werner Guballa in der Predigt zur Taufzulassung

Stichworte

Initiation

Die Sakramente Taufe, Firmung und Eucharistie nennt man die „Initiationssakramente“. Das kommt vom lateinischen „initiare“ (beginnen). Wer diese „Sakramente der Eingliederung“ empfangen hat, ist ein vollwertiges Mitglied der Kirche.

In der frühen Kirche wurden überwiegend Erwachsene getauft, die zum Glauben an Jesus gekommen waren. Ursprünglich wurde nach der Taufe, die in der Osternacht erfolgte, direkt die Firmung gespendet, um die neuen Christen mit dem Heiligen Geist zu besiegeln, der sie beim Bekenntnis zu ihrem Glauben stärken sollte. Im selben Gottesdienst empfingen die neu Getauften auch das Sakrament der Eucharistie (die Kommunion).

Bereits in den ersten Jahrhunderten der Kirche entwickelte sich die heute übliche Kindertaufe: Die Christen wünschten sich, dass ihre Kinder von Anfang an als „Kinder Gottes“ leben und in diesem Bewusstsein aufwachsen. Im Lauf der Zeit ging die Kirche dazu über, die beiden anderen Initiationssakramente in einem Alter zu spenden, in dem die Kinder das Geschehen verstehen und nachvollziehen konnten. (mw)

Katechumenat

Der Katechumenat ist die mehrmonatige Vorbereitungszeit auf die Taufe, der Prozess des Kennenlernens und Einlebens in die Kirche. Die ersten Christen bereiteten sich sogar mehrere Jahre auf die Taufe vor, da das Bekenntnis zum Christentum mit einer Umstellung des gesamten Lebens verbunden war. Erwachsene, die sich im Katechumenat befinden, heißen Katechumenen, das kommt vom griechischen „katechumenos“ (Lernender).

Bei der Feier der Aufnahme in den Katechumenat werden die Taufbewerber mit Katechumenenöl gesalbt – vergleichbar der Salbung mit Chrisam bei Taufe und Firmung. Zudem werden ihnen die Texte des Vaterunsers und des Glaubensbekenntnisses überreicht. Ist ihre Entscheidung für die Taufe gereift, werden sie zu Beginn der Fastenzeit vom Bischof zur Taufe zugelassen.

Erwachsene empfangen in der Regel nach der Taufe auch die anderen Eingliederungssakramente: Firmung und Eucharistie. Da die Firmspendung Aufgabe der Bischöfe ist, bevollmächtigt der Diözesanbischof den Priester dazu. (st/mw)