Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Woran erkenne ich Christen

Welches Gesicht hat der Glaube?

Mitglieder des Katholikenrats im Bistum antworten auf die Frage: „Woran erkenne ich, dass Sie Christ sind?“

Klare Meinung

Bernd Michael, Dekanat Seligenstadt Foto: privat

Ich vertrete eine klare christliche Weltanschauung in der Gesellschaft, verbunden mit Engagement und der Betonung christlicher Prinzipien in beziehungsweise gegenüber öffentlichen Gremien und Medien.






Unbedingtes Gottvertrauen

Dr. Barbara Weber aus Mainz-Kastel, Gemeinschaft Katholischer Männer und Frauen Foto:privat

Ich versuche, die frohe Botschaft des Evangeliums im Alltag umzusetzen, das heißt in meinem medizinisch geprägten Berufsumfeld und auch in meinem Privatleben durch Kontakte mit eher „Taufscheinchristen“. „Seht, wie sie einander lieben“ sollte unser christliches Markenzeichen sein. Durch mein Verhalten versuche ich, mein unbedingtes Gottvertrauen, meine christliche Hoffnung und meine Lebensfreude trotz Zeiten der Traurigkeit nach außen hin sichtbar werden zu lassen. In Diskussionen, in denen es um christliche Werte geht, mische ich mich ein, zum Beispiel wenn die Wahrung des Sonntagsgebots zur Debatte steht. Ich boykottiere die verkaufsoffenen Sonntage. Ich bekenne Farbe, wenn es um Fragen des Lebensschutzes geht. Besonders die christliche Sozialethik ist mir als Arbeitgeberin wichtig. Im Umgang mit Andersgläubigen versuche ich zu lernen. Ich signalisiere, dass ich gläubig bin – zum Beispiel hängt bei mir in der Zahnarztpraxis ein Kreuz – und ebenso den Glauben des anderen respektiere. Weiteres äußeres Zeichen: das Fischzeichen auf meinem Wagen.

Mensch-Sein

Dr. Wolfgang Modery, Bad Vilbel, Dekanat Wetterau-West Foto: privat

Schwierig, sich selbst einzuschätzen. Was ich sagen kann ist, dass mir der Mensch als Mensch wichtig ist. Für mich ist Christ- Sein auch immer Mensch-Sein. Mit allen Ecken und Kanten. Aufs und Abs. Freuden und Leiden. Begegnung ist mir wichtig. Für mich ist Christ-Sein auch immer Zusammen-Sein. Gemeinsam zu lachen. Gemeinschaft zu erleben. Auch zu streiten. Engagement ist mir wichtig. Für mich ist Christ- Sein auch immer Da-Sein. Sich einzumischen. Mitzumachen. Nicht davonzulaufen. Aber auch Eigenzeit ist mir wichtig. Für mich ist Christ-Sein immer auch Allein-Sein. Sich zu besinnen. Mitten im Alltag. Kraft zu tanken. Woran erkennt man nun, dass ich Christ bin?

Der kleine Trick

Hildegard Dziuk, Darmstadt, Sprecherin des Katholikenrats Foto: privat

Da Christen in der Regel nicht durch äußere Merkmale auffallen, benutze ich einen kleinen Trick: Ich trage einen kleinen Anhänger in Form eines Fischs – das geht auch an einer staatlichen Schule. Früher oder später fragen die Schüler nach der Bedeutung. Dann habe ich die Chance, ihnen meinen Glauben zu erklären. Das Fischzeichen trage ich nicht nur gerne, weil es ein wenig aufdringlicher Schlüssel zum Gespräch ist, sondern auch eine Chance, Gleichgesinnte zu entdecken. Da ein Zeichen allein zu wenig ist, versuche ich, mich entsprechend zu verhalten, Stellung zu beziehen und meinen Glauben öffentlich zu praktizieren, beim Sternsingen, an Fronleichnam oder beim Kirchentag.

Kein elitärer Kreis

Lothar Nachtmann, Ginsheim Foto: privat

Ich halte es für gefährlich, habe aber oft den Eindruck, dass wir uns allzu oft in den Mauern unserer Kirchen einschließen. Wie sollen uns denn dann die Außenstehenden erleben und kennenlernen? Wer will denn mit elitären Kreisen was zu tun haben? Ich denke keiner! Wir müssen aus uns heraus gehen in unseren Ortsgemeinden und Städten und uns vielleicht sogar politisch engagieren. In den Vereinen sollte man uns kennen und uns in der „kleinen Kneipe“ grüßen. Dies gilt übrigens auch für unsere hauptamtlich pastoralen Kräfte. Aufdrängen sollten wir uns nicht, werden wir aber gefragt, dürfen die Freude und die Erfahrung über unseren Glauben aus uns heraussprudeln.

Grundhaltung

Doris Niemann, Ginsheim, Lehrerin Foto: privat

Auf den ersten Blick erkennt man es sicher nicht. Ich erzähle nicht jedem gleich davon. Ich verschweige es aber auch nicht. Zuerst einmal versuche ich, einfach menschlich zu sein. Das ist noch nichts spezifisch Christliches. Aber es ist eine Grundhaltung, die dazu gehört. Aus meiner christlichen Überzeugung erwächst mein Engagement im und für den Glauben. Ich bin in einer christlichen Umgebung groß geworden, die mich geprägt hat. Als Jugendliche habe ich mich intensiv mit unterschiedlichen Weltanschauungen auseinandergesetzt. Ich fand die Antworten des Christentums für mich am überzeugendsten. So bemühe ich mich, in der Auseinandersetzung mit meinem Glauben zu leben.

Lieben lernen

Ursula Paul, Eppertshausen Foto: privat

Ich denke, dass sich Christen häufig gegenseitig erkennen können. Der Wertekodex stimmt weitgehend überein, das schafft sogleich eine andere Beziehung im Umgang miteinander. Aber eine der Herausforderungen heute ist ja wohl diese, dass ich als Christin von Nichtchristen als solche erkannt werde. Dass sich mein Gegenüber zumindest fragt: Wer ist sie? Warum spricht, denkt, handelt, singt sie so? Was ist anders an ihr? Wenn ich mit meiner Art Impulse setze, dann hoffe ich, von meinem Gegenüber als ein Mensch erkannt zu werden, der „trotz allem“ die Welt auf den Kopf stellt und dabei lieben möchte. Die Liebe zu allem, was Gott geschaffen hat, ist, so glaube ich, der Schlüssel, welcher die Tür zu anderen Menschen öffnen kann. Christen lernen ein Leben lang zu lieben, das ist ein wesentliches Erkennungszeichen der Christen, so meine ich.

Für andere

Hannelore Göring, Offenbach Foto: privat

Vor sehr langer Zeit habe ich die Worte „ Christ ist man für andere“ gehört. Diese Worte haben in mir eine sehr nachhaltige Wirkung ausgelöst, und so versuche ich, mein Verhalten gegenüber den Menschen um mich herum und mein Mitwirken in den verschiedensten Tätigkeiten unter dieses Motto zu stellen. Es ist nicht immer leicht, aber ständiger Ansporn, und ich fühle mich dabei sehr wohl. Ob man mich als Christ erkennt, müssen allerdings die Menschen um mich herum beurteilen.

Rituale pflegen

Renate Götz, Ingelheim Foto: privat

Wer mich zu Hause besucht, entdeckt überall christliche Zeichen und Symbole. In meiner Familie werden christliche Traditionen und Rituale gepflegt. Der regelmäßige Gottesdienstbesuch ist selbstverständlich. Als Lektorin gestalte ich den Gottesdienst aktiv mit. Den katholischen Glauben auch im Alltag sichtbar werden zu lassen, mit gutem Beispiel voranzugehen, ist für mich von großer Bedeutung. Als Pfarrgemeinderatsmitglied aktiv am Gemeindeleben mitzuwirken, eine lebendige Gemeinde vor Ort zu haben, Begegnungsmöglichkeiten im Gemeindezentrum zu initiieren, ein offenes Ohr für die Bedürfnisse der Gemeindemitglieder zu haben – dies sind mir wichtige Anliegen.

Zwischenruf

Immer weiter hineinwachsen

Christ ist, wer die Taufe empfangen hat. Stimmt – und stimmt so auch wieder nicht. Mir ist im Lauf der Jahrzehnte immer deutlicher geworden, dass die Taufe Gabe und Aufgabe ist. In der Taufe, so sagt es Paulus im Galaterbrief, legen wir Christus an wie ein Gewand. Wenn ich bei diesem Bild bleibe: ein Gewand, in das es ein Leben lang hineinzuwachsen gilt. Das ist jedenfalls meine Erfahrung – je älter ich werde, um so weniger fühle ich mich „fertig“, um so mehr entdecke ich, was noch (weiter) zu entwickeln ist. Ja, ich bin Christ – um es mit jedem Tag weiter zu werden. Maria Weißenberger

Zitiert

Die Früchte sind entscheidend

Was sagt die Bibel dazu, wenn es um das Erkennen geht? Der Evangelist Matthäus zitiert Jesus zum Thema:

„An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr! wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer nach dem Willen meines Vaters im Himmel handelt.“ (Matthäus 7, 16-22)

„Du sollst von ihnen sprechen“

Im Alten Testament gibt Mose im Auftrag Jahwes dem Volk Israel einen Hinweis, wie sie mit den Geboten umgehen sollen:

„Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Söhnen wiederholen. Du sollst von ihnen sprechen, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Zeichen um das Handgelenk binden. Sie sollen zum Schmuck auf deiner Stirn werden. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Stadttore schreiben.“ (Deuteronomium 6, 6-9)