Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Froh statt verbissen

„Damit man nicht alles zu ernst nimmt...“

„Gott hat uns eine gehörige Portion Humor mitgegeben“, ist Bistrowirt Jacques alias Detlev Schönauer überzeugt. Foto: pr

... hat Gott den Menschen den Humor geschenkt – findet Kabarettist Detlev Schönauer

Von Maria Weißenberger

Hat Gott Humor? „Ganz gewiss“, sagt Detlev Schönauer. „Er muss sogar viel Humor haben – er hat ja Mainzer erschaffen.“ Womit sich Jacques – als solcher ist er vielen wohl vertrauter – selbst „auf die Schipp“ nimmt: Der durch die SWR-Fernsehsendung „Spaß aus Mainz“ bekannte Kabarettist ist geborener Mainzer. Und hat ein spezielles Kirchenkabarett-Programm auf Lager.

„Gerade in der Kirchengemeinde, einem ganz speziellen Mikrokosmos, geschieht so vieles, das einfach nach Satire schreit“, sagt er. Auch in den „sehr konservativen Strukturen und festgefügten Formen innerhalb der Kirche“ finde man sehr viel Verblüffendes, Kurioses, Witziges. Und da er schon immer viel mit der Kirche zu tun hatte – unter anderem als Kirchenmusiker – gab es in seinen Kabarettprogrammen immer auch Nummern, die sich mit Religion und Kirche auseinandersetzten. „Die habe ich zu einem speziellen Programm gebündelt, das ich Kirchengemeinden angeboten habe“, erzählt er.

Mit Erfolg – in mehr als 100 Gemeinden kam das Programm „Das schreit doch zum Himmel“ bisher sehr gut an, sagt er. Mit dem zweiten Teil, „Selig sind wir Armen im Geiste“ ist er von vielen bereits wieder eingeladen worden. Unter anderem in seiner Heimatgemeinde Mariä Himmelfahrt in Mainz-Weisenau, wo er aufgewachsen ist. Sein Physikstudium war der Grund, „in die Welt zu ziehen“. Wenn man das Saarland denn so nennen möchte... (Anmerkung der Redaktion, er selbst verkneift sich solche tunlichst, nachdem er dort „hängengeblieben“ ist.)

„Ich komme aber immer wieder gerne nach Mainz, vor allem, weil meine Eltern noch hier leben und auch sonst noch einige Kontakte bestehen“, sagt Schönauer. Und er hat viele Erinnerungen an seine Heimatgemeinde, „vor allem meine Zeit als Kommunionkind ist mir noch sehr präsent“, sagt er. Davon erzählt er dann auch ausgiebig – in seinem Programm: „Jesus, der mit seinen Jüngern ärmlich gewandet am wackligen Holztisch saß, Lehmbecher mit Wein, ein bisschen Brot... und was daraus dann geworden ist: Unser Pfarrer hatte einen großen Kelch aus Gold. Nix Holztisch: ein Altar aus Marmor, Brokatgewänder...“

Kritische Äußerungen über die „Institution“ Kirche, wie sie bei Schönauer nicht oft vorkommen. Nicht, weil er das falsch fände – „Kritik sollte, ja sie muss immer geäußert werden. Aber es gibt Kollegen, die die Kritik an der Institution viel besser üben können als ich“, erklärt er. Die eine oder andere Kritik am Papst, mit dessen Unfehlbarkeit er „als aufrechter Demokrat“ ein Problem habe, verkneift er sich trotzdem nicht. Und auch auf die Missbrauchsfälle gehe er kurz ein.

Macht es die Kirche den Kabarettisten leicht? Das tut sie, findet er: „Viele Kirchenobere verhalten sich ja ähnlich dilettantisch wie Politiker und sind dadurch natürlich eine Zielscheibe für Spott aller Art. Dafür braucht’s noch nicht mal einen Bischof Mixa...“

Aber auch die „Schäfchen“, die überwiegend sein Thema sind, sieht er als dankbare Ziele für Satire: „Allein, wie jeder von uns mit seinen kleinen Sünden und Verfehlungen umgeht, das schreit ja geradezu danach, verulkt zu werden.“ Wobei ihm Ulk allein nicht genügt – er begreift sich als Kabarettist, nicht als Comedian. „Im Kabarett geht es vornehmlich um die satirische Aufarbeitung des gesellschaftlichen Miteinanders – also im Grunde um Gesellschaftskritik – Comedy hat diesen Anspruch nicht“, findet er.

So macht er sich seine Gedanken über Mitchristen, die in den Gottesdienst gehen, ohne sich überhaupt Gedanken darüber zu machen: „Ei, das war halt schon immer so.“ Er sei ein gläubiger Mensch; sein Christentum zu leben, bedeute für ihn vor allem, für andere Menschen da zu sein, Armen und Hilflosen zu helfen. Ihm sei dies wichtiger, als in der Kirche zu sitzen. „Gott weiß, wie ich zu ihm stehe.“ Nicht, dass Menschen in die Kirche gehen, sondern wie unverändert manche wieder herauskommen, scheint ihn zu stören: „Schade, dass es so viele Menschen gibt, die meinen, wenn sie nur regelmäßig in die Kirche gehen, dann reicht das für ihr Seelenheil. Und dann gehen sie wieder nach Hause und verkloppen ihre Kinder“, drückt er es überspitzt in seinem Programm aus.

Gibt es für Schönauer Grenzen des Erlaubten? Tabuthemen? „Kabarett ist immer ein Spiegel des Lebens – da muss es im Kabarett kein Tabuthema geben“, antwortet er. So thematisiert er etwa auch Sterben und Tod – „der Tod gehört zum Leben dazu wie die Geburt“. Dass manche Menschen – „vielleicht aus Angst davor“ – vom Tod nichts wissen wollen, ist für ihn kein Grund, ihn auszuklammern. „Es kommt immer darauf an, wie man mit den Themen umgeht.“

„Naturwissenschaft und Glaube schließen einander nicht aus. Schön ist, dass sich auch Gott bei seiner Schöpfung an die physikalischen Gesetze gehalten hat ... oder sie vielleicht erst einmal schaffen musste.“

Der Physiker Detlev Schönauer zum Verhältnis von Natur- wissenschaft und Glaube

Es scheint nicht immer so einfach mit dem Humor – oder dem, was Menschen darunter verstehen. Ernst und Humor – ein unüberwindlicher Gegensatz? Oder geht Humor gar nicht ohne Ernsthaftigkeit? Für Detlev Schönauer ist klar: „Ernst und Humor gehören unzertrennlich zusammen. Nur wenn man ernsthaft genug über das Leben und seine Zusammenhänge nachdenkt, kann man überhaupt den Humor darin erkennen und schätzen. Und der Humor ist wichtig, damit man nicht alles zu ernst nimmt...“

Detlev Schönauer live:
28. August, 20 Uhr: Frankfurt, evangelische Kirchengemeinde Am Bügel.
29. August, 18 Uhr: Bad Vilbel, Gemeindehaus Arche.
29. Oktober, 20 Uhr: Remscheid, Klosterkirche Lennep.

„Gott aber sagte: Doch, du hast gelacht“

Spaßschild einer Ausstellung in der Wiesbadener Humorkirche. Foto: kna-bild

Wenn die Lebensfreude mit der Gottesfurcht ringt – Von biblischen Freuden und himmlischem Jubel

Von Roger Gerhardy

Hat man als Christ denn gar nichts zu lachen? Ganz im Gegenteil. Eine mehr als biblische Spurensuche.

Ja, aber selbstverständlich dürften Christen froh sein, betont man höheren Orts, verkündeten nicht die Engel auf Betlehems Feldern eine große Freude? Wir sollten sogar fortwährend froh sein, wissen die Wanderer auf den Spuren der Offenbarung, denn unser Evangelium heißt ja wörtlich übersetzt: frohe Botschaft. Letztendlich müssten wir ungebremst froh sein, sagen die Weisen aus dem Lande von Morgen, denn ewige Freude ist uns verheißen. Ein undankbarer Tropf, wen solche Freude nicht ansteckt!

Andererseits wissen wir, dass hinter jeder Mauerritze, durch die wir in das wegen Adams und Evas Sündenfall verlorene Paradies der Lebensfreude schauen, der Cherub drohend sein Flammenschwert schwingt. Ein Zipfelchen von der dem Adam versprochenen Herrschaft über die Welt möchtest du verwirklichen? Hoffart und Hochmut werden dich umgarnen, murmelt der Cherub. Mit deiner Eva möchtest du Paradiese der Liebe durchkosten? Entsetzlich, du wirst nicht mehr Herr deiner Sinne sein, wendet der Engel schaudernd sich ab. Ob nicht die Laufbahn eines höheren Prälaten dir eine dem Herrn wohlgefällige Lebensfreude erlauben würde? Wenn du, seufzt in sich zusammensinkend der Erzengel, wüsstest, wie eitel zuweilen selbst Päpste sind! Und ernüchtert gehst du in dich: Gibt’s denn vor Gott gar nichts zu lachen?

Die Ernstnehmer haben auch in der Literatur wortgewaltige Anwälte: „Das Lachen vertreibt dem Menschen für ein paar Momente die Angst“, sagt der strenge Mönch Jorge von Burgos in Umberto Ecos Roman „Der Name der Rose“, und fährt fort: „Doch das Gesetz verschafft sich Geltung mit Hilfe der Angst, deren wahrer Name Gottesfurcht ist. Und was wären wir sündigen Kreaturen dann ohne die Angst, diese vielleicht wohltätigste und gnädigste der Gaben Gottes?“ Sein Widerpart, Bruder William von Baskerville, hält dagegen: „Der Teufel ist die Anmaßung des Geistes, der Glaube ohne ein Lächeln, die Wahrheit, die niemals vom Zweifel erfasst wird.“ Das ergibt ein literarisches Unentschieden im Ringen der Lebensfreude mit der Gottesfurcht.

Aber alle berufen sich letztlich auf die Bibel, wie Gott da mit dem Lachen der Menschen umging. Im Buch Genesis (Kapitel 18) verspricht Gott dem Abraham, dass seine Frau Sara übers Jahr einen Sohn haben werde. Sara aber, die am Zelteingang lauscht, lacht über diesen göttlichen Unsinn, denn es „erging ihr längst nicht mehr, wie es Frauen zu ergehen pflegt“, weiß der Vers 11. Als Gott sie tadelnd fragt, warum sie lache, lügt sie ihm pfeilgrad ins Gesicht, sie habe nicht gelacht. „Er aber sagte: Doch, du hast gelacht.“ Interessant für uns ist, dass Gott sie nicht wegschnipst aus seinem Heilsplan mit der Welt, sondern sie ihren Sohn bekommt. Obwohl sie gelogen hatte. Und gelacht.

Lebensfreude, wenn sie denn schon nicht zu umgehen sei, habe sich geziemend darzustellen, wissen die Würden-Träger. Als aber König David die Lade des Herrn heimbrachte, „schaute Michal, Sauls Tochter, aus dem Fenster, und als sie sah, wie der König David vor dem Herrn hüpfte und tanzte, verachtete sie ihn in ihrem Herzen.“ Sie machte ihm anschließend eine Eheszene, weil er sich vor den Mägden lächerlich gemacht habe (2 Samuel 6). Doch David sagte: „Vor dem Herrn habe ich getanzt“, und damit war geklärt: Wem die Glaubens- und die damit verbundene Lebensfreude durchgeht, der braucht keinen Zeremonienmeister zu fürchten. „Die Freude am Herrn ist eure Stärke“ fasst der Prophet Nehemia die Einstellung des Alten Testaments zusammen (8,10).

Und Jesus, der Sohn Gottes, im Neuen Testament? „Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen“ sagt er in der Bergpredigt (Lukas 6,21). Das ist keine Vertröstung auf eine göttliche Wiedergutmachung für auf Erden erlittenes Unheil in der ewigen Seligkeit. Es ist die grundsätzliche Lebensfreude darüber, dass meine ganz persönliche Geschichte bei Gott gut aufgehoben ist, und dass ich diese Freude ausleben darf. Oft ganz leise. Aber manchmal auch ganz laut. Wie einst David!

Roger Gerhardy ist Augustinerpater. Er war viele Jahre geistlicher Direktor des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp), der katholischen Journalistenschule in München.

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So gesehen

Zum Lachen

Lachen und Frohe Botschaft passen zusammen. Anekdoten und Witze aus dem Leben der Kirche.

Der Pfarrer hatte schon lange, zu lange gepredigt und fragte: „Was können wir dem noch hinzufügen?“ Da meldet sich eine Stimme aus dem Hintergrund: „Wie wäre es mit Amen?“

Julia darf das erste Mal zur Feier der Osternacht mitkommen. Danach fragen die Eltern: „Na, Julia, was hat dir am besten gefallen?“ Darauf Julia: „Wie alle gesungen haben: Hallo Julia!“

Was ist der Unterschied zwischen Jesus und einem Holländer? Jesus machte Wasser zu Wein, Holländer Wasser zu Tomaten.

Der Huberbauer muss zum Finanzamt. „Weißt du einen Heiligen, den man als Fürbitter in Steuersachen anrufen kann“, fragt er seinen Nachbarn. „Nimmst am besten den heiligen Apostel Bartholomäus“, sagt der. „Dem haben sie bei lebendigem Leib die Haut abgezogen.“

In einem Eisenbahnabteil sitzt ein Franziskaner in seiner Kutte. Es ist brütend heiß. Der Mann, der ihm gegenüber sitzt, zieht seine Jacke aus und sagt dann grinsend: „Sehen Sie, Herr Pater, das können Sie nicht.“ Daraufhin steht der Franziskaner auf, geht hinaus und kommt nach einer Weile wieder zurück – mit seiner Hose unterm Arm. „Sehen Sie“, sagt er zu dem Mann. „Das können Sie nicht.“

Monsignore Angelo Roncalli, der spätere Papst Johannes XXIII., nahm als Nuntius in Frankreich an einem Bankett teil. Neben ihm saß eine Frau, deren Kleid tief dekolletiert war. Beim Nachtisch bot er der Dame einen Apfel an. Roncalli fügte hinzu: „Nehmen Sie doch, Madame. Denn erst, als Eva den Apfel gegessen hatte, merkte sie, dass sie nackt war.“

Der heilige Thomas Morus wurde zur Hinrichtung geführt, die auf einer Bühne stattfand. Von der Gefängnishaft geschwächt, bat er jemanden, ihm beim Besteigen der Treppe zur Bühne behilflich zu sein. Und fügte hinzu: „Runter komme ich von allein.“

Buchtipp

Christoph Peter Baumann: „Humor und Religion. Worüber man lacht – oder besser nicht“ Kreuz-Verlag, 17, 95 Euro