Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Der „Ich-bin-da“ befreit sein Volk

Der „Ich-bin-da“ befreit sein Volk

Zwölf biblische Bilder für die Lage der Kirche – das Buch Exodus heute gelesen

Von Johannes Becher

Die Kirche ist in der Wüste. Das Volk Gottes auf seiner irdischen Pilgerschaft bedroht von Plagen und Götzen. Geistliche Dürre und ein frostiges Klima in den Nächten des Glaubens begleiten die Wanderschaft. Doch nun ist die Zeit gekommen für den „Aufbruch ins Gelobte Land“.

Biblische Bilder für die Lage der Kirche. In diesem Jahr wird in jedem Monat eines davon in der Kirchenzeitung durchleuchtet. Die biblischen Texte sind mehr als schmückende Fußnoten für moderne Zeiten? Deshalb wird vor allem das Buch Exodus in den kommenden Monaten Begleiter sein – ein Buch der Visionen, der Verheißung und der Selbstverpflichtung. Ein Jahr, zwölf Themen. Immer in der letzten Ausgabe eines Monats. Hier schon mal ein Überblick:

Der erste Blick ins Gelobte Land: Vom Berg Nebo soll Mose zum ersten Mal in die neue Heimat seines Volks Israel geblickt haben. Er selbst durfte nach biblischem Zeugnis nicht mehr dort leben. Den Ort besuchte Papst Johannes Paul II. bei seiner Reise ins Heilige Land im Jahr 2000. Foto: kna-bild

Milch+Honig: Die Visionen

Volkes… gesehen… ja, ich kenne seine Leiden. Darum bin ich herabgestiegen, um es aus der Gewalt der Ägypter zu befreien und es aus diesem Land herauszuführen in ein schönes und geräumiges Land, in ein Land, das von Milch und Honig fließt.“ So verspricht Jahwe es dem Mose (Exodus 3,8). Für das Volk Israel ein fruchtbares Land, in dem es friedlich und selbstbestimmt leben kann. Für uns heute? Das „Land, wo Milch und Honig fließt“: Traumland, Paradies oder ein göttliches Versprechen?

Dornbusch: Die Verheißung

Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht? Der Gott der Väter Abraham, Isaak und Jakob setzt ein Zeichen. Da verhüllt Mose sein Gesicht vor Furcht. „Der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden“, sagt Jahwe zu ihm. Und auf die Frage nach seinem Namen antwortet er: „Ich bin der Ich-bin-da…“(Exodus 3,14) Auf wen kann man sich verlassen? Wessen Zusage gilt auch morgen noch, wenn die Winde rauer wehen? Wie ist das heute mit der Ehrfurcht, dem heiligen Boden und dem Vertrauen auf den „Ich-bin-da“?

Mose: Der Anführer

„Aber bitte, Herr, schick doch einen andern!“ So spricht Mose (Exodus 4, 13) zu Gott. Er hält sich nicht für geeignet, das Volk Israel aus der Gefangenschaft zu führen. Doch der Herr verspricht: „Ich werde euch anweisen, was ihr tun sollt, und er (Aaron) wird für dich zum Volk reden. Er wird für dich der Mund sein, und du wirst für ihn Gott sein.“ Starke Worte. Ein schwerer Auftrag, ein großes Vertrauen.

Wer hat heute das Talent zum Anführer, wer findet die richtigen Worte, setzt glaubwürdige Zeichen, wem vertraut das Volk?

Heuschrecken: Die Gefahren

„Erst, wenn ich meine Hand gegen die Ägypter ausstrecke, werden sie erkennen, das ich der Herr bin, und dann werde ich die Israeliten aus ihrer Mitte herausführen.“ So spricht Jahwe (Exodus 7,5). Und dann kommen die Plagen: Wasser wird zu Blut, Frösche, Mücken und Heuschrecken überziehen das Land. Die Ernte vernichtet, die Kinder sterben…

Auch heute ist die Rede von Heuschrecken, denen materielle Güter mehr bedeuten als Güte. Wo lauern die Gefahren? Straft Gott, wer ihn nicht hört?

Rotes Meer: Der Mut

„Die Israeliten zogen auf trockenem Boden ins Meer hinein, während rechts und links von ihnen das Wasser wie eine Wand stand“ (Exodus 14,22). Bedrohlich. Die Armee der Ägypter im Nacken und die Wellen des Meeres haushoch zur Seite.

Wie groß muss die Not sein, wenn man trotzdem aufbricht? Wie stark der Mut? Welches Vertrauen in den Anführer? Und was ist mit den Opfern? Gelingt der Weg in die Freiheit nur, wenn die Herzen der Feinde hart werden und die Strafe sie unbarmherzig trifft? Wächst so Angst oder Gottesfurcht?

Manna: Die Oasen

Zwölf Quellen und 70 Palmen gibt es in Elim. Eine Oase inmitten der Wüste. Doch das Volk Israel murrt gegen Gott. Wären wir doch an den Fleischtöpfen Ägyptens geblieben, klagen sie. Lieber Fronarbeit, unfrei, aber den Magen voll... Da spricht Gott, der Herr: „Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen“ (Exodus 16,4).

Manna, Himmelsbrot. Süß wie Honigkuchen. Frisch wie der Tau am Morgen. Sättigend. In allem Murren gegen Gott und die Menschen, wer erkennt die Geschenke vom Himmel? Wer findet die stärkenden Oasen?

Zehn Gebote: Der Wegweiser

„Dann sprach Gott all diese Worte: Ich bin Jahwe, dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, dem Sklavenhaus“ (Exodus 20). Und dann seine Weisungen zum gelingenden Leben: keine anderen Götter, Ehrfurcht vor Gottes Namen, seinem Ruhetag und den Eltern, kein Verlangen nach den Partnern und dem Besitz der Nächsten, ehrlich bleiben, niemanden umbringen und treu zum Partner stehen. „Das ganze Volk antwortete einstimmig und sagte: „Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun“ (Exodus 24,3). Gestern wie heute.

Goldenes Kalb: Die Versuchung

Aaron macht eine Skizze und sie gießen danach ein Kalb. Golden. Ihren ganzen Schmuck geben sie dafür her. „Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägypten heraufgeführt haben“ (Exodus 32,4). Dem Volk wird das Warten auf Mose und seine Botschaft zu lang. Orientierungslos. Wem sollen wir folgen? Und schon „sind sie von dem Weg abgewichen, den ich ihnen vorgeschrieben habe“, klagt Gott. Das Volk folgt neuen Götzen, „läuft ins Verderben“. Der neue Weg, ein Irrweg. Glitzernde Illusionen. Wo lauern die Gefahren?

Das Zelt: Zuhause für Mensch und Gott auf dem Weg Foto: kna-bild

Zelt: Die Heimat

„Mose nahm das Zelt und schlug es für sich außerhalb des Lagers auf, in einiger Entfernung vom Lager. Er nannte es Offenbarungszelt. Wenn einer den Herrn aufsuchen wollte, ging er zum Offenbarungszelt vor das Lager hinaus“ (Exodus 33,7). Ein Ort des Gebets. Heiliger Ort. Haus Gottes unter den Menschen. Ort der Zuflucht und des Zuspruchs. „Der Herr und Mose redeten miteinander Auge in Auge, wie Menschen miteinander reden“. Inmitten der fremden Wüste ein vertrauter Platz. Ein Zuhause unterwegs. Heimat in der Fremde.

Frauen: Die Gefährten

„Die Prophetin Mirjam, die Schwester Aarons, nahm die Pauke in die Hand, und alle Frauen zogen mit Paukenschlag und Tanz hinter ihr her. Mirjam sang ihnen vor: Singt dem Herrn ein Lied, denn er ist hoch und erhaben“ (Exodus 15, 20). Alle Frauen. Und da sind die Hebammen Schifra und Pua (1,15), die gegen den Befehl des Pharaos die hebräischen Jungen am Leben lassen. Oder die Tochter des Pharao, die dem späteren Anführer Mose zuerst einmal rettend ins Leben hilft. Treue Gefährtinnen auf dem Weg.

Wüste: Die Treue

„So viele Tage, wie ihr gebraucht habt, das Land zu erkunden, nämlich 40 Tage, so viele Jahre lang – für jeden Tag ein Jahr – müsst ihr die Folgen eurer Schuld tragen, also 40 Jahre lang“ (Exodus 14,34). Ein strenger Gott. Keiner, der ihm untreu wird, darf das Gelobte Land betreten. Aber das Volk hält durch, vertraut dem, der es aus der Knechtschaft geführt hat. Erneuert seinen Bund mit Jahwe, wendet sich wieder ab, kehrt reumütig zurück zum Herrn. Hofft auf Gnade, bittet um Vergebung und setzt mit der Zuversicht der Väter seinen Wüstenweg fort.

Trauben: Das Ziel

„Wir sind in das Land hineingezogen, in das du uns gesandt hast. Es fließt wirklich von Milch und Honig, und dies hier sind die Proben von seinen Früchten.“ So berichten die Kundschafter Mose und Aaron nach ihrer 40-tägigen Exkursion (Numeri 13,27). Milch und Honig. Die ersten Früchte. Ein fruchtbares Land. Endlich nach 40 Jahren in der Wüste.

Wer sind heute die Kundschafter in der Kirche? Wie lange sind sie unterwegs? Wer sendet sie aus und wann kehren sie zurück? Mit leeren Händen oder reifen Früchten? Wo ist das Ziel auf dem Weg ins Gelobte Land?

Ausgabe 4 von 23. Januar 2011