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Piemont - 2010

Als Christen unterwegs

Imposant: die „Sacra di San Michele“ bei Avigliana. Seit sich gegen Ende des zehnten Jahrhunderts Mönche hier ansiedelten, trägt der Berggipfel diesen Namen. Nach 600 Jahren benediktinischem Leben zog 1836 die nach ihrem Gründer Antonio Rosmini benannte Kongregation der „Rosminianer“ in das Kloster ein. Die „Sacra“ wurde 1994 per Gesetz als symbolisches Denkmal des Piemont erhoben. Fotos: Maria Weißenberger

Erlebnisreiche Leserreise ins Piemont – mit Besuch der Grabtuch-Ausstellung in Turin

Von Maria Weißenberger

Heilige Berge, jahrhundertealte Kirchen und Klöster: Zeugnisse des Glaubens der christlichen „Vorfahren“ in Fülle prägten eine Leserreise ins Piemont. Ein zentrales Erlebnis für die Teilnehmer: der Besuch des Turiner Grabtuchs.

Neun „Sacri Monti“ – heilige Berge – gibt es in Norditalien: Wo der Mensch sich dem Himmel näher fühlt, haben Menschen im 16. und 17. Jahrhundert Kapellen und andere Gebäude errichtet, in denen sie mit Statuen, Gemälden und Fresken von ihrem Glauben erzählen. Malerisch in die Landschaft integriert, strahlen sie eine Schönheit aus, die mit ein Grund dafür ist, dass die „Sacri Monti“ im Piemont und in der Lombardei seit 2003 zu den Unesco-Weltkulturerbestätten zählen.

Zwei heilige Berge lernen die Pilger auf ihrer Reise kennen: den Sacro Monte von Orta, auf dem in 20 Kapellen mit lebensgroßen Figuren Episoden aus dem Leben des heiligen Franziskus dargestellt sind.

Und den Sacro Monte von Varallo mit mehr als 40 „Stationen“, die überwiegend Szenen aus dem Leben Jesu abbilden. „Unabhängig von Baustilen oder künstlerischer Leistung: Es sind beeindruckende Zeichen der Volksfrömmigkeit“, sagt Josef Rabanus aus Petersberg, der mit Ehefrau Carmen zum ersten Mal die „wunderschöne Landschaft“ des Piemont erlebt – obwohl beide seit langem Italien-Fans sind.

Das „Sacra Sindone“ war ein Höhepunkt der Reise

Auch beim Anblick des „Sacra di San Michele“ sind ihm die Menschen in den Sinn gekommen, „die dieses Monument geschaffen haben, um ihren Glauben zu bestärken und weiterzugeben“, ohne technische Hilfsmittel, wie sie heute zur Verfügung stehen. Ein Zeichen dafür, wie viel ihnen ihr Glaube bedeutet haben muss... Der Hauptgrund, die Reise zu buchen, war für das Ehepaar die Ausstellung des „Sacra Sindone“, des Grabtuchs in Turin. „Und das war auch ein Höhepunkt“, sagt Josef Rabanus. „Die Frage der Echtheit spielt für mich keine Rolle“, erklärt er. Doch das Tuch helfe ihm, sich an das Leiden Christi zu erinnern, sich vorzustellen, „was er für uns erlitten hat“ – insofern bestärke es schon seinen Glauben.

Auch für Norbert Leser aus Frankfurt ist das Turiner Grabtuch eine Hilfe, um sich das Leiden und Sterben Jesu vorstellen zu können – auch wenn es, wie er betont, für seinen Glauben keines „Beweisstücks“ bedarf. Seit er 1978 erstmals eine Grabtuch-Ausstellung besuchte, hat er sich immer wieder damit beschäftigt, viel darüber gelesen. Sein Fazit: „Eine Fälschung ist nicht nachzuweisen.“ Der Augenblick, als er nun wieder vor dem „Sacra Sindone“ stand, hat ihn „sehr bewegt“, ebenso wie seine Frau Gertrud, die das Turiner Grabtuch als „die Reliquie der Christenheit überhaupt“ sieht.

Ursprünglich hatten die Eheleute Leser eine zweite Grabtuch-Wallfahrt nicht geplant. Doch als sie das Angebot der Kirchenzeitung lasen, fiel schnell ihre Entscheidung – vor allem, weil Pfarrer Klaus Greef, den sie seit langem kennen und schätzen, die geistliche Begleitung übernommen hatte. Die geistlichen Impulse, im Bus oder unterwegs in den Kirchen, der gemeinsame Gottesdienst in Alba, seine „Fürsorglichkeit“: Allen hat seine Begleitung gut getan; „zumal wir ja nicht nur als Touristen, sondern als Christen unterwegs waren“, betont Josef Rabanus.

Die Teilnehmer vor der ehemaligen Benediktinerkirche San Nicolao in Giornico/Schweiz. Das zwischen 1120 und 1260 erbaute Gotteshaus ist die wichtigste romanische Kirche des Tessin. Den Abstecher auf der Rückfahrt hatten Gertrud und Hans Schuster aus Frankfurt angeregt

Wohltuend für Leib und Seele

Was ja nicht ausschließt, mit offenen Sinnen den „weltlichen“ Genüssen zu begegnen, mit denen Italien so reich gesegnet ist: der Markt in Alba und die köstlichen Trüffel, das gemütliche Caféhaus alten Stils in Turin, der Vino und der Grappa auf dem Weingut in der Langhe mit ihrer weitläufigen Hügellandschaft, das leckere Eis in dem winzigen Lädchen mit der riesigen Auswahl am Ortasee... Oder auch der Charme der italienischen Reiseführerin – die zudem mit Kompetenz überzeugte, wie Ingeborg Kreid aus Frankfurt lobt. Und trotzdem genau jene Lässigkeit an den Tag legte, die sie an den Italienern so schätzt. „Ganz wunderbar“, sagt sie, war die Reise.

„Wohltuend für Leib und Seele“ erlebten Liebtraut und Helmut Schaefer aus Mainz die Reise. Wobei das Turiner Grabtuch, obwohl nicht der Hauptgrund für ihre Teilnahme, sie sehr beeindruckt hat: „Die ruhige, stille Atmosphäre hat mich berührt“, sagt Helmut Schaefer. Ob das Tuch echt ist oder nicht, das sei ihm „ziemlich egal“, doch es gebe ihm die Möglichkeit, an Tod und Auferstehung zu denken, zu beten, zu Gott und zu sich selbst zu kommen. Eine von vielen Möglichkeiten, wie er sagt.

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