Am 16. November 1965 bekam der Turm eine weitere Bestimmung – auf der Turmplattform wurde die Volkssternwarte in Betrieb genommen. Der Amateurastronom Erwin Krauskopf aus dem Nachbarort Friedberg träumte davon, dort eine der Allgemeinheit zugängliche Sternwarte zu bauen. Eine wirkliche Volkssternwarte wurde der Johannisturm aber erst Ende der 1980er.
Über 139 Stufen in den Nauheimer Himmel
Jeden Dienstag kommen die Besucher in Scharen. Wenn um 20 Uhr die Seitentür geöffnet wird, finden sich immer ein paar „Mondsüchtige“. „Was eigentlich schade ist“, erklärt Joachim Kaiser vom Verein Volkssternwarte Wetterau. „Denn bei Vollmond kann man fast nichts sehen. Der gibt viel zu viel Licht ab.“ Viel besser geeignet fürs Sternegucken ist die Neumondnacht: „Unter besten Bedingungen, also etwa in einer klaren Neumondnacht, kann man durch unsere Teleskope bis zum Saturn sehen.“
Spektakuläres Schauen bis zum Saturn
Um das zu gewährleisten, gibt es auf dem Dach zwei hochklassige Teleskope mit Linsen oder Spiegeln, eine Extra-Montierung, um die Erddrehung auszugleichen, sowie eine drehbare Kuppel. So erleben die Besucher spektakuläre Ausblicke. „Wer einmal durch unser Teleskop den Saturn live gesehen hat, könnte denken, das wäre ein Foto.“
Den Mitgliedern des Vereins ist es wichtig, Wissen zu vermitteln und nicht nur eine weitreichende Aussicht. Deshalb erreichen die Sternensucher nach 105 Stufen zuerst den Vortragsraum, bevor sie 34 Stufen weiter in den Himmel schauen können. „Wir versuchen mit den Vorträgen die Lust an der Astronomie zu wecken“, bestätigt Kaiser. Und ein bisschen Werbung ür den Verein zu machen. Die Veranstaltung ist kostenlos, Spenden werden aber gern gesehen. Diese werden nicht nur zur Instandhaltung der Volkssternwarte benutzt oder zum Anschaffen neuer Technik. Ein echtes Großprojekt war die Errichtung des Planetenwegs zur Landesgartenschau 2010. Im Maßstab 1:2,8 Milliarden wurden alle neun Planeten von dem Künstler Rainer Landgraf inszeniert und säumen jetzt einen zwei Kilometer langen Weg. Endpunkt ist der ehemalige Planet Pluto und die Sternwarte im Kirchturm.
www.sternwartewetterau.de
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