An diesem Abend geht es im Glaubenskurs um Auferstehung von den Toten und Erlösung. „Ich habe keine Angst vor dem Tod, nur vor dem Sterben“, sagt Taufbewerberin Annett Weißmüller. Auch glaube sie nicht an Zufälle. Ein „einschneidendes Erlebnis“ war für sie, als sie in der Fuldaer Tageszeitung die Todesanzeige ihres Großvaters entdeckte. „Normalerweise lese ich keine Todesanzeigen. Ich wusste nicht, dass meine Großeltern in Fulda waren“, erinnert sich Weißmüller. Als sie in den Westen gegangen sei, hätten sich die Wege getrennt. „Auf diesem Weg habe ich meine Familie wiedergefunden. Das hat mich nachdenklich gemacht“, fügt sie hinzu.
Über den Ehemann besteht der Kontakt Weißmüllers zur katholischen Kirche. „Bei Gottesdiensten blieb ich lieber im hinteren Teil der Kirche. Ich hatte Sorge, etwas falsch zu machen und damit aufzufallen.“ Im Gespräch mit Pfarrer Günther erfuhr sie von der Möglichkeit, im Katechumenat den christlichen Glauben besser kennenzulernen und in das kirchliche Leben hineinzuwachsen.
„Wir sind alle im Katechumenat – nicht nur die beiden Taufbewerber“, sagt Pfarrer Günther. Denn alle Teilnehmer des Glaubenskurses, Getaufte und Ungetaufte, hätten sich „auf den Weg begeben“. „Wir wollen tiefer erkennen, was es bedeutet, Christ zu sein“, so der Geistliche.
Der „Weg“ ist beim Treffen des Glaubenskurses in der Mitte des Raumes symbolisch auf dem Boden mit braunen Tüchern ausgelegt. Auf den Tüchern sind mit Karten die Etappen des Glaubenskurses zu sehen. Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Am Beginn lädt Anja Frommann dazu ein, über die Zeit seit dem letzten Treffen vor einer Woche zu besinnen. Dazu erklingt meditative Musik. Danach sprechen die Teilnehmer anhand einer Bildergeschichte über das Thema Erlösung.
„Tunnelblick“ versperrt einfache Antworten
Zu den Treffen des Glaubenskurses gehört auch das Gespräch über eine Bibelstelle. An diesem Abend ist es das 15. Kapitel des 1. Korintherbriefs. Darin geht es um die Auferstehung und die Konsequenzen daraus. Als die Taufbewerberin Liane Kömpel beiläufi g erwähnt, die anderen seien ja schon „viel weiter in diesen Dingen“, widerspricht ihr Erwin Kömpel. Der Onkel und Taufpate von Lianes Ehemann Peter Kömpel betont: „Wir Getaufte sind nicht weiter im Glauben. Wir haben oft einen ,Tunnelblick‘, der uns die einfachen Antworten nicht sehen lässt.“
Der 54-jährige Erwin Kömpel ist stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der Pfarrei Großenlüder, seine Frau Regina Lektorin im Gottesdienst. Mit seiner Teilnahme will Erwin Kömpel seinem Patenkind und dessen Frau „den Rücken stärken“. Dass der Glaubenskurs zustande kam, das sei auch Erwin Kömpel zu verdanken. „Von ihm kam die Anregung, einen solchen Glaubenskurs anzubieten“, so Pfarrer Günther. Er ist dankbar, dass er mit der Gruppe diesen „Weg“ gehen darf. „Für den Dienst, Menschen im Glauben zu begleiten, bin ich Priester geworden“, so der Geistliche.
Pfarrer Markus Günther Diözesanbeauftragter für den Erwachsenenkatechumenat Herrengasse 6 36137 Großenlüder Telefon 0 66 48 / 74 61, E-Mail: mcguenther@onlinehome.de