Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
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Woran erkenne ich Christen

„Hallo, Frau aus der Kirche!“

„Woran sind Sie als Christ zu erkennen?“ – Mitglieder des Katholikenrats antworten – Jahresserie der Kirchenzeitung

Der Bonifatiusbote startet mit der Jahresserie 2010. Unter dem Motto „Lebenslänglich! Frei für Gott – Geschichten vom Christ- Werden“ geht es auf Spurensuche nach Glaubensgeschichten. Die Serie stellt Menschen vor, die sagen: „Ich bin katholisch – und das ist gut so!“ In der ersten Folge bekennen sich Katholikenräte aus dem Bistum Fulda zu ihrem Christsein.

Mit Humor

Steffen Flicker

„Woran bist Du als Christ zu erkennen?“ – Als ich diese Frage einmal gestellt bekam, musste ich erst einmal schlucken. So direkt hatte mich zuvor noch niemand auf meinen Glauben angesprochen. Aber ich weiß noch genau, was ich damals zur Antwort gab: „Vielleicht an meinem Humor.“ Mein Gegenüber sah mich irritiert an und fragte zurück, was ich damit meine. Ich erklärte dann, dass es für mich immer wieder Momente gibt, in denen ich auf vermeintlich Unvorstellbares mit Humor reagiere und damit schon so manche angespannte Situation entkrampfen konnte. Obwohl wir uns hätten aufregen können, mussten wir herzlich lachen. Ich glaube, dass diese Lebenseinstellung letztlich aus meinem Glaubensverständnis herrührt. Christus hat uns erlöst und als erlöste Christen können wir in der Gelassenheit leben, dass Gott uns trägt.

Steffen Flicker, Fulda

Christlich leben

Richard Pfeifer

Ich denke, man erkennt mich als Christen, wenn ich mich bemühe, christlich zu leben. Damit meine ich, dass ich in der Familie, in der Gemeinde, am Arbeitsplatz oder wo auch immer mein „Christ sein“ nicht verstecke.

Bei vielen alltäglichen Gelegenheiten will ich durch mein Handeln und meinen Standpunkt, den ich beziehe, zeigen, dass ich christlich geprägt bin. Damit meine ich nicht, dass man seine christliche Einstellung wie eine Monstranz vor sich hertragen soll. Es geht darum, seinen Glauben ehrlich zu leben und sich dafür nicht zu genieren.

In der Familie gehört dazu, dass man insbesondere mit den Kindern und Enkelkindern den Glauben wahrnehmbar praktiziert und einübt. Das Beten zu den vielfältigsten Anlässen gehört da ebenso dazu wie der regelmäßige Besuch der Gottesdienste.

In der Pfarrgemeinde und darüber hinaus übernehme ich, entsprechend meinen Fähigkeiten und der verfügbaren Zeit, ehrenamtliche Aufgaben. Damit wird deutlich, dass mir der christliche Glaube und die Kirche ein wichtiges Anliegen sind.

Der Unterschied zwischen meinem Wunschdenken und der tatsächlich zustande gebrachten Realität ist mir dabei sehr bewusst.

Richard Pfeifer, Biebergemünd-Kassel

Christus feiern

Irene Altenrath

Das sichtbarste Zeichen ist wohl, dass wir sonntags und an Feiertagen zum Gottesdienst gehen, um dort gemeinsam Christus zu feiern und zu begegnen.

Dass ich dort als Christ wahrgenommen werde, zeigte mir ein Kommunionkind: Auf dem Heimweg vom Kindergarten kommen wir am Schwimmbad vorbei und einmal in der Woche treffen wir Schulkinder, die dort zum Schwimmunterricht gehen. Die Kinder gingen an uns vorbei und ein Kommunionkind rief mir zu: „Hallo, Frau aus der Kirche!“

Dass mir der Sonntagsgottesdienst wichtig wurde, ergab sich in Taizé. Dort habe ich als Jugendliche zum ersten Mal die Gebetshaltungen verstanden, habe mich von der Begeisterung anstecken lassen.

Irene Altenrath, Bruchköbel

Mit allen Sinnen

Carmen Bousonville

Christ zu sein bedeutet für mich – ohne viele Worte zu machen – nach den Zehn Geboten zu leben und in der Welt mein Christsein mit allen Sinnen bekennend zu leben.

Die Augen offen halten, hinschauen und sie vor nichts und niemandem verschließen statt wegzuschauen.

Mit meinen Ohren genau hinhören, zuhören und auch Misstöne ertragen. Aber auch in unserer lauten Welt die leisen Töne wahrnehmen.

Den Mund aufmachen, denn als bekennender Christ hat man etwas zu sagen – auch mit dem Wissen, dass eine einzelne Stimme leicht untergehen kann. Indem man im Gespräch bleibt, versuche ich meine Mitmenschen auf den Geschmack zu bringen, Christ zu sein.

Meine Nase bewusst einsetzen, durchatmen und verschnaufen. Besonnen reagieren, wenn mir mal etwas „stinkt“.

Berührung zulassen, jedem die Hand reichen, mit anpacken oder Schutz bieten.

Auch meine Füße gehören dazu, um auf andere zuzugehen. Mithalten statt stehen bleiben. Ich zeige mein Christ-sein mit dem ganzen Körper und sehe meine Aufgabe darin, mich für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen. Mich nicht nur auf meinen Verstand, sondern auf mein Bauchgefühl zu verlassen, denn damit mache ich immer sehr gute Erfahrungen – ein Grund vielleicht, weshalb ich ihn nicht kleiner bekomme.

Carmen Bousonville, Erlensee

Da sein für andere

Martin Graefe

Für mich ist christlich-katholisches Handeln nicht nur verbunden mit Aktivität in der und für die Kirche. Ich halte es auch für wichtig, auf Grundlage meiner katholischen Einstellung, ehrenamtlich für Mitmenschen da zu sein. Bei mir geschieht das durch Engagement in unserem Schulförderverein, dem ich als Gründungsmitglied seit 1996 angehöre und der politischen Gemeinde, in der ich seit 1997 als Gemeindevertreter tätig bin.

Im Förderverein habe ich die Möglichkeit einen Beitrag dafür zu leisten, dass Schüler bessere Lernbedingungen haben, in dem wir verschiedenste Anschaffungen tätigen, die sich die Schule nicht leisten könnte.

Als Kommunalpolitiker hat man die Möglichkeit, Einfluss im sozialen Bereich zu nehmen, etwa bei der Frage der Ausgestaltung von Kinderbetreuung.

Entscheidend für mich ist, dass man nach seinen Fähigkeiten und Interessen versucht, Gutes zu tun und an andere zu denken. Ob das in der Kommunalpolitik ist, bei den Tafeln oder im Sportverein, spielt gar keine Rolle. An jeder Stelle werden helfende Hände gebraucht.

Martin Graefe, Guxhagen

Ein Geschenk

Dr. Axel Weiß

Die Frage nach dem Christsein hat eine innere und eine äußere Dimension. Innerlich ist sie sicherlich zu einem guten Anteil ein Geschenk, nämlich – wie auch immer – zu der Überzeugung gelangt zu sein, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Dass der Logos Fleisch wurde, dass der zeitlose Schöpfer sich unserer menschlichen Schwachheit erbarmt und für eine gewisse Zeit unser irdisches Leben geteilt hat, ist revolutionär, für jeden kritisch und selbst denkenden Intellekt eine unglaubliche Zumutung und Herausforderung, als Inhalt gedacht: eine Kulturleistung, die in der jüngeren Menschheitsgeschichte vielleicht mit der Aufklärung verglichen werden könnte, deren Teil das Christentum jedoch kraft des Primats der Vernunft ohnehin ist.

Die äußere Dimension führt uns zur Frage der Wahrnehmbarkeit, zum Beispiel in der Gesellschaft. Der Wissenschaftler ist schon kraft des Respekts vor seinem eigenen Handwerkszeug gerufen, die Geltungsgrundlage seiner Erkenntnis zu erforschen. Dies ist ein Prozess lebenslangen Lernens und Vertiefens, der zwar früh zu mitteilbaren Ergebnissen führt (Erkennbarkeit I: teil eure Freude über die Liebe Gottes auch anderen mit), jedoch nie zu einem – auch nur vorläufigen – Ende kommt (Erkennbarkeit II: erziehe Deine Kinder, so dass sie ab einem gewissen Punkt selbst weiterdenken können, auch wenn Du es dann nur noch begleiten kannst). Jede kritische Auseinandersetzung kommt notwendigerweise zur Frage der Geltungsgrundlage heute (Erkennbarkeit III: in der Eucharistie wird das Heilsgeschehen auf unseren Altären alltäglich Gegenwart, Gottesdienst ist dann reine Freude und keine Sonntagspflicht) und ihrer zeitlosen Verkörperung, vor allem in Gottes überliefertem Wort und in der Gemeinschaft.

Die beiden letzten Aspekte bringen wohl am augenfälligsten Christsein zum Ausdruck. Das tägliche, immer wiederkehrende Studium der heiligen Schrift bringt insbesondere in dem zeitlosen Zusammenwirken von Altem und Neuen Testament unvorstellbare Erkenntnisfülle. Das wird nie langweilig! Vor allem aber in der Gemeinschaft lebt Gott unmittelbar fort. Man kann nicht allein gläubig sein. Wir alle brauchen einen Engel. Und wir benötigen die ständige Rückbindung an den Geltungsgrund, die Basis, auf der wir stehen. Das braucht Übung, einen langen Atem, Durchhaltevermögen, mancherorts sogar ein bisschen Heldentum. „Wenn man darin geübt ist, Gott zu suchen, dann kommt auch der Augenblick, in dem man ihn sieht“ (Vincenzo Paglia).

Dr. Axel Weiß, Lahntal

Kirchenzeitung

Zitiert

Geht!

„Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern!“, fordert der auferstandene Jesus die Apostel auf.

Matthäusevangelium 28,19

Zur Sache

Missionarisch

„Wie kann ich vom Glauben erzählen, wie Jugendliche begeistern, nachfragen, wie Nicht-Gläubige mit der Botschaft Christi in Berührung bringen?“ Mehr als 300 Gruppen, Gemeinden und Einzelpersonen stellten sich diese Fragen und bewarben sich mit ihren gelebten Antworten in den Jahren 2006 und 2008 um den „Bonifatiuspreis für missionarisches Handeln in Deutschland“ beim Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken. Das Bonifatiuswerk stellt 40 Projekte in einer Broschüre vor unter dem Titel „Missionarisch Kirche sein“.

Eine Jahreskrippe, ein Bibelgarten, ein Firmkurs auf dem Fahrrad, ein Klassen-Gebetbuch und viele weitere Projekte, die helfen, kreativ den Glauben in Deutschland bekannter zu machen, finden sich in dem 98-seitigen Heft. Die Berichte laden den Leser ein, selbst zu einem Botschafter und zu einem Boten des Glaubens zu werden. Die Broschüre bietet Anleitungen, um in der eigenen Kirchengemeinde oder dem Verband etwas auszuprobieren.

„Alle Bewerber für den Bonifatiuspreis zeigen mit ihren Projekten; Glauben geht nicht nur mit dem Kopf, sondern mit Herz, Hand und Fuß“, sagt der Generalsekretär des Bonifatiuswerks, Monsignore Georg Austen. „Wird unser Glaube so erlebt, kann er wieder Wurzeln schlagen, kann er Menschen zusammenführen und kann seine Weitergabe gelingen.“

Die Broschüre „Missionarisch Kirche sein“ ist zu erhalten für drei Euro (plus Versandkosten). Bonifatiuswerk, Kamp 22 33098 Paderborn Telefon 0 52 51/29 96 - 54 / 53 Fax 0 52 51/29 96 - 83 E-Mail: bestellungen@bonifatiuswerk.de