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Für Frauen, gegen das System
17.10.10

Für Frauen, gegen das System

Die indische Ordensfrau Schwester Namrata Joseph ist Weltmissions-Gast im Bistum Limburg

 

 

Ausgabe 42 vom 17. Oktober

Ist Missioarin im eigenen Land: Schwester Namrata Joseph. Die indische Ordensfrau und Rechtsanwältin informierte Weihbischof Thomas Löhr (rechts) über Not und Gewalt in ihrem Heimatland. Während ihres Besuches im Bistum Limburg wird sie von Missio-Diözesanreferentin Beate Ringwald (links) begleitet. Foto: Heike Kaiser

Von Heike Kaiser

Die Farben des Herbstes haben es ihr angetan: „Sie machen die Landschaft so bunt und schön.“ Die indische Ordensschwester Namrata Joseph schwärmt geradezu von den grünen Städten, den vielen Wäldern Deutschlands. Die 43-Jährige ist im Monat der Weltmission im Bistum unterwegs, um über ihr Heimatland zu informieren.

„Ich träume von einem Land wie Deutschland in Indien: Frauen und Mädchen können sich frei bewegen, sie dürfen die Schule besuchen, Söhne werden nicht bevorzugt. Es herrschen Recht und Ordnung, nicht die häusliche Gewalt. Ich träume von einem friedlichen Indien, wo Frauen respektiert werden“, erzählt Schwester Namrata, die dem Orden der Klarissen-Franziskanerinnen angehört.

Doch die Wirklichkeit in ihrer Heimat sieht anders aus: Dort sind Frauen Menschen zweiter Klasse. Als Kinder verheiratet, ihrem Mann untergeordnet, haben sie keine Chance auf Selbstbestimmung, müssen sich Gewalt und sexuelle Übergriffe ihrer Ehemänner gefallen lassen. Unterstützt vom kirchlichen Hilfswerk Missio, wollen Ordensfrauen in einem Zehn-Jahres-Programm die soziale Stellung der indischen Frau in Familie und Gesellschaft verbessern. Die Rechtsanwältin und Ordensfrau Schwester Namrata Joseph ist die Leiterin dieses Projekts in der Diözese Meerut in Rampur (Nordindien).

Im Bistum Limburg hat sie in Schulklassen, Pfarreien und im Gespräch mit Weihbischof Thomas Löhr über ihre Arbeit berichtet. „Die Schülerinnen und Schüler waren sehr betroffen über die Situation Gleichaltriger in Indien. Sie waren erschüttert über die dortige Kinderarmut und über den Analphabetismus. Ihr Mitfühlen und Mitleiden habe ich deutlich gespürt“, erzählt Schwester Namrata.

Der Begriff „Mission“ habe heute verschiedene Dimensionen: „Das ist mir besonders während einer Diskussion im Ausschuss Mission-Entwicklung-Frieden der Hochheimer Pfarrei St. Bonifatius klargeworden“, sagt die Ordensfrau. „Heute muss man nicht mehr in ein anderes Land gehen, um Missionar, Missionarin zu sein“, unterstreicht die 43-Jährige, die aus dem Süden in den Norden Indiens ging, um mit Armen zu leben und zu arbeiten.

„Die Bedrohung ist immer spürbar.“
Schwester Namrata Joseph

Dass es auch in einem entwickelten Land wie Deutschland Armut gibt, hat sie in Frankfurt erlebt. In der Mainmetropole war sie mit der Elisabeth-Straßenambulanz unterwegs. „Ich habe gesehen, wie Menschen sich für andere einsetzen, wie sie nachts durch die Großstadt fahren, um Not Leidenden zu helfen. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Imponiert hat ihr auch die grundsätzliche Bereitschaft von Weihbischof Thomas Löhr, Menschen in Indien zu helfen: „Er war sehr besorgt und betroffen, als ich ihm die Situation der Frauen schilderte und von der Verfolgung der Christen in meiner Heimat berichtete.“

Schwester Namrata ist es gewohnt, Ängste zu überwinden, um ihre Arbeit zu tun. „Die Bedrohung ist immer spürbar“, berichtet sie. „Die gehobene Gesellschaft hat die Machtposition und ist deswegen nicht daran interessiert, dass die arme Bevölkerung Bildung erfährt und gefördert wird“, so ihre Erfahrung.

Die praktizierende Rechtsanwältin vertritt Opfer von Gewalt und Ausbeutung auch vor Gericht. Sie ist sich bewusst, dass ihr Leben in Gefahr ist, sie sich nicht frei bewegen kann. „Aber ich gebe nicht auf, für Mädchen und Frauen und gegen das System zu arbeiten.“

Zur Sache

Kollekte

Der Monat der Weltmission steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Geh und handle genauso“ (Lukas 10, 37). Anlässlich des 100. Geburtstags von Mutter Teresa präsentiert das Internationale Katholische Missionswerk Missio das Engagement indischer Ordensschwestern. Die Kollekte am Sonntag der Weltmission, 24. Oktober, unterstützt die ärmsten Diözesen der Welt: Missio hilft in mehr als 90 Partnerländern in Afrika, Asien und Ozeanien. (kai)

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