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Die letzten gehen von Bord
29.05.11

Die letzten gehen von Bord

Die Zivis Tim Taesler und Elias Spiekermann arbeiten im Studio „Kanal 1“

 

Ausgabe 22 vom 29. Mai 2011

Für Tim Taesler (rechts) ist die Zeit im Limburger St. Vincenz-Krankenhaus abgelaufen. Der letzte Zivi im Studiosender „Kanal 1“ ist Elias Spiekermann. Foto: privat

Von Leonie Morbach

Limburg. Am 30. Juni geht für den Verein „Studio Kanal 1 St. Vincenz“ eine Ära vorbei. An diesem Tag wird bundesweit offiziell der Zivildienst beendet, der an die ebenfalls ausgesetzte Wehrpflicht gekoppelt war.

Vor mehr als 25 Jahren wurde „Studio Kanal 1“ gegründet. Zunächst gab es den krankenhauseigenen Radiosender, später wurde dann auch in Bild und Ton gesendet. Tim Taesler ist einer der letzten Zivis im Dienst.

Er erzählt vom Alltag eines Zivildienstleistenden: Von Montag bis Samstag wird vormittags im St. Vincenz live ausgestrahlt. Die Zivildienstleistenden, kurz Zivis, sind seit jeher für die technische Durchführung der Sendung zuständig. Zwar gibt es ein gutes Dutzend ehrenamtlicher Moderatoren, die vor der Kamera stehen und sozusagen das Gesicht von „Kanal 1“ sind. Hinter der Kamera, im Technik-Raum, sitzt der Zivi. Er bereitet die Sendung vor und nach, sorgt dafür, dass auf dem Bildschirmen im Krankenhaus überhaupt Bilder zu sehen und Töne zu hören sind. „Eine verantwortungsvolle und komplexe Tätigkeit. Wäre niemand vor Ort, um die Studio-Technik zu bedienen, müsste die Sendung ausfallen“, schildert Tim.

Unzählige Schalter, Hebel, das Video- sowie das Tonmischgerät, die Kamera, das Mikrofon und vier Computer muss er im Blick haben. Nur so kann die Übertragung reibungslos über die Bühne, beziehungsweise über den Bildschirm gehen.

Jeder Zivi hat seine Spuren hinterlassen

Tims neunmonatiger Zivildienst im „Studio Kanal 1“ ist beendet. Er hat seinem Nachfolger, Elias Spiekermann, alles gezeigt und ihn eingearbeitet. An seinem letzten Arbeitstag übergab Tim die Schlüssel für das Studio an Spiekermann. Er ist also im Prinzip ein historischer Zivi bei „Kanal 1“, nämlich der Letzte. Und wie funktioniert das Aufeinandertreffen der jungen Zivis und der ehrenamtlichen Moderatoren, die sich bereits im beruflichen Ruhestand befinden? Es gab und gibt keine Probleme, so Tim. „In diesem Team herrscht eine sehr gute Arbeitsatmosphäre. Es ist fast wie eine Familie, in der man aufgenommen wird.“

Die jungen Männer müssen anfangs eingearbeitet werden, und das dauert auch eine Weile. Doch die regelmäßigen Wechsel waren auch stets immer ein frischer Wind in den Segeln von „Kanal 1“. Jeder Zivi, der neu kommt, prägt und hinterlässt nach seiner Dienstzeit seine eigene Zeichen. So wie Elias, der seine Vorschläge zur Einblendung der Bilder während der Musikwiedergabe einbringt.

Das Ende der Wehrpflicht und damit auch das Ende des Zivildienstes in Deutschland stellt nach Ansicht von Tim diejenigen Einrichtungen, in denen Zivis tätig waren, vor eine ziemlich große Herausforderung. „Zwar soll es einen Freiwilligendienst geben. Aber bis sich dieses Sys-tem etabliert hat und reibungslos funktioniert, werden vermutlich noch Monate vergehen. Es ist auch denkbar, dass der Staat aus Kostengründen weit weniger Stellen besetzen wird als bisher“, befürchtet der junge Mann. Im St. Vincenz sieht die Lage rosiger aus. In Absprache und der Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung des Krankenhauses, dem der Erhalt des Senders ebenfalls am Herzen liegt, wurde dort eine Lösung gefunden.

Dieser Job erfordert Herzblut

Wenn Elias, der letzte Zivi, gegangen ist, sollen sich zwei Personen im Wechsel um die Live-Sendung kümmern. Für die zeitintensive Aufgabe bezahlt das Krankenhaus einen Lohn. „Es braucht viel Herzblut, schließlich kann ohne die komplexe Technik im Studio keine Sendung stattfinden“, weiß Tim. Doch zum Glück gibt es schon einen neuen Mitarbeiter für den Krankenhaus- Sender „Kanal 1“. So scheint die nähere Zukunft zumindest zum Teil gesichert.

Die zweite Stelle ist noch offen, und die Uhr tickt. „Ich bin optimistisch, dass der Sender sich dieser grundlegenden Veränderung erfolgreich stellt“, so Tim. Skeptisch bleibt er, ob das auch den anderen Einrichtungen, die auf die Zivis angewiesen waren, gelingen wird.

Zur Sache

Der Freiwilligendienst

Mit dem Ende des Zivildienstes wird der Bundesfreiwilligendienst eingeführt. Dort kann sich jeder engagieren, der die Vollzeitschulpflicht erfüllt hat. Zum Höchstalters gibt es keine Beschränkungen. Ein Einsatz zwölf, mindetens sechs und in Ausnahmefällen 24 Monate und kann auch im Ausland abgeleistet werden. Der Dienst ist grundsätzlich eine Vollzeitbeschäftigung. Die Freiweilligen sind gesetzlich sozialversicherungspflichtig und erhalten ein angemessenes Taschengeld. (fa)

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