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Kirche mitgestalten
07.03.10

Kirche mitgestalten

Hildegard Schmich und Bernhard Paul sind vom synodalen Weg im Bistum Limburg überzeugt

 

Ausgabe 10 vom 7. März

„Es reizte mich, mitzumachen“: Hildegard Schmich schwärmt von der Aufbruchstimmung des synodalen Wegs. Foto: Gundula Stegemann

Schätzt den Informationsaustausch in der Diözesanversammlung: Bernhard Paul. Foto: Christa Kaddar

Von Gundula Stegemann und Christa Kaddar

Vor gut vier Jahrzehnten wurde im Bistum Limburg der synodale Weg eingeschlagen: Er ermöglicht es Laien, Verantwortung zu übernehmen, Kirche mitzugestalten. Ein Weg, den Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ausdrücklich unterstützt und fortsetzen will. In unserem Doppelporträt kommen zwei Generationen von Synodalen zu Wort: Hildegard Schmich aus Limburg hat die Anfänge seit 1969 miterlebt, Bernhard Paul aus Walluf ist seit 2003 dabei.

„Ich bin dankbar für die große Chance“

Hildegard Schmich erinnert sich, wie es war, als 1969 in ihrer Gemeinde St. Hildegard in Limburg, wie überall im Bistum, der erste Pfarrgemeinderat gewählt wurde. „Ich hatte damals vier Kinder im Vor- und Grundschulalter und war gerade wieder in den Schuldienst gegangen“, erzählt die pensionierte Grundschullehrerin. „Aber diese Chance reizte mich. Vor allem, weil wir eine ganz junge Gemeinde im Aufbau waren. Unser erster Pfarrer Klaus Greef war begeistert wie wir. Es begann eine spannende Zeit. Wir durften teilnehmen an den Plänen und Sorgen, eigene Ideen entwickeln …“

Kurz darauf wurde Pfarrer Greef versetzt, ein neuer kam: Hans-Jürgen Kleyboldt, „ein sehr guter Prediger und ein einfühlsamer Liturgiker“, lobt die 74-Jährige. Ein Satz von ihm ist ihr bis heute im Gedächtnis geblieben. „Bei einem Einkehrtag des Pfarrgemeinderats stand er mit uns vor dem Altar und sagte: ‚Ich bin nicht euer Gegenüber. Ich bin nur einer von euch. Unser Gegenüber ist Jesus Christus‘.“

Die Welt brannte an vielen Orten

„Wir waren damals ein gutes Team – mit einer großartigen Jugend, die sich wohlfühlte, weil sie viel Eigenverantwortung tragen durfte.“ Hildegard Schmich erinnert sich mit strahlenden Augen an Aktivitäten in und um die Kirche. „Was haben wir nicht in alles in Bewegung gesetzt … Die Welt brannte an vielen Orten. Und wir standen mit den Jungen zusammen auf dem Limburger Neumarkt und hielten Schweigestunden für den Frieden.“ Sie organisierten eine Dekanatswallfahrt, um für den Frieden zu beten, und zogen von Dorf zu Dorf.

Über mehrere Jahre war Hildegard Schmich Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, war Mitglied in der Bezirksversammlung, später auch im Bezirkssynodalrat und auch im dortigen Vorstand tätig. „Das bedeutete neue Menschen, neue Verantwortung und ein Blick über die Pfarrgrenzen hinaus.“ Die Zeit im Bezirk sei besonders im Hinblick auf die Ökumene interessant gewesen, denn es gab regelmäßige Treffen im evangelischen Dekanat Runkel. „Wir lernten einander schätzen. Pfarrer Greef hatte in Limburg die Türen zusammen mit dem evangelischen Pfarrer Brückner. schon weit geöffnet. Die späteren ökumenischen Gottesdienste am Pfingstmontag waren eine Frucht dieser Anfänge.“

Nach vier Amtsperioden verließ Hildegard Schmich den Pfarrgemeinderat, blieb aber Mitglied der Bezirksversammlung. Von dort wurde sie in die Diözesanversammlung entsandt und 1983 in den Diözesansynodalrat gewählt, dem sie bis 1999 angehörte. Dankbar erinnert sie sich an die Zusammenarbeit mit Bischof Franz Kamphaus. „Er ließ uns an seiner Arbeit sowie an seinem Wirken teilnehmen und an seinen Sorgen mittragen. Er ließ sich ein auf unsere Überlegungen“, berichtet die 74-Jährige.

Durch ihre Mitgliedschaft im Diözesansynodalrat arbeitete Hildegard Schmich in verschiedenen Ausschüssen mit, unter anderem in denen für Ökumene und Grundseelsorge. Besonders interessant empfindet die 74-Jährige ihre Tätigkeit im Ausschuss Mission, Entwicklung und Frieden unter Leitung von Winfried Montz, Leiter der Abteilung Weltkirche im Bischöflichen Ordinariat Limburg. „Wir bekamen Kontakt mit Menschen aus unseren Partnerbistümern in Kamerun, Sambia und den Philippinen, erfuhren von der Not in Sarajevo und Olmütz und suchten nach Hilfsmöglichkeiten“, sagt sie. „Wer durfte schon so weit über die Grenzen sehen?“

Eine Quelle mit immer neuen Möglichkeiten

1995 wurde Hildegard Schmich noch einmal Vorsitzende des Pfarrgemeinderats von St. Hildegard. Pfarrer Karl Wolf war nun Leitender Priester und gleichzeitig Diözesan-Caritaspfarrer. „Seine spirituelle Prägung war für viele Gemeindemitglieder ein bleibender Gewinn, seine Caritasarbeit öffnete auch uns den Blick auf andere Milieus“, sagt sie heute.

„Mir schien, dass die Beziehungen zwischen Hauptamtlichen und Laien etwas schwieriger wurden“, blickt sie zurück. Dennoch ist sie überzeugt: „Der synodale Weg ist für unser Bistum zu einer Quelle geworden, die immer neu gespeist wird und neue Möglichkeiten bietet. Ich bin unendlich dankbar für diese große Chance. Sie hat mir ein Tor geöffnet, das mir ohne den synodalen Weg verschlossen geblieben wäre.“

„Ich schaue gern über den Kirchturm hinaus“

„Ich finde es sehr gut, dass man in der Diözesanversammlung die Möglichkeit hat, Dinge anzusprechen, die nicht überall in der Kirche gern gehört werden“, sagt Bernhard Paul. Der 42-Jährige ist seit 2003 Mitglied der Bezirksversammlung Rheingau. „Und durch die Synodalen bekommt man auch mal Sachen zu hören, die anderswo nicht gesagt werden.“ Ihm gefällt dieser Austausch: „Ich gebe Informationen und bekomme Informationen zurück. Ich finde es immer interessant in der Diözesanversammlung. Die Menschen sagen etwas, und sie werden gehört.“

Der gebürtige Bonner lebt seit zehn Jahren in Walluf. Der Liebe wegen zog er in den Rheingau, in den Heimatort seiner Frau Ulrike. Mit ihr und den drei und sieben Jahre alten Kindern lebt er nun Tür an Tür mit seinen Schwiegereltern. Aus einer betont katholischen Familie kommend, hat er in eine solche eingeheiratet. Ehrenamtliches Engagement gehört für ihn dazu. In Bonn war er als Kind Messdiener, später Lektor und Gruppenleiter.

Auch in Walluf ist er Lektor und unterstützt seine Frau, die mit anderen Ehrenamtlichen im Wechsel den Kinderwortgottesdienst hält. 2003 entschloss er sich, für den Pfarrgemeinderat der Gemeinde St. Johannes der Täufer zu kandidieren und wurde mit einem guten Ergebnis gewählt. Zur gleichen Zeit wurde er auch Mitglied der Bezirksversammlung. „Das Thema ‚Sparen und Erneuern’ war schon gleich zu Beginn eine große Herausforderung – im Pfarrgemeinderat wie auch in der Bezirks- und Diözesanversammlung“, erinnert sich Bernhard Paul. „Ich schaue gern über den Kirchturm hinaus, auch über den des Pastoralen Raums.“ Den Rheingau vertritt er nun schon in der zweiten Periode, auch nachdem der technische Fachwirt 2007 nicht mehr für den Pfarrgemeinderat kandidierte.

Engagement mehr publik machen

Bernhard Paul bedauert, dass zu wenige Laien das Engagement in den synodalen Gremien nutzen. „Vielleicht wissen es noch zu wenige Leute, und man müsste es mehr publik machen. Auch wenn die Menschen an der Kirche rumnörgeln, lade ich sie gern ein, sich einzubringen. Gerade Eltern sollten das viel mehr tun und nicht einfach als ‚User’ alles mitnehmen.“

Der 42-Jährige blickt zufrieden zurück: „Ich fand es gut, dass ich mich als Neuer etablieren konnte. Wir haben die Caritas im Bezirk gestärkt. Mein Slogan ‚Power für die Caritas’ wurde von den anderen Mitgliedern übernommen.“

Außerdem gefällt es ihm, dass er über synodale Veranstaltungen einen anderen Zugang zu bestimmten Themen bekommt. „Beispielsweise zum Thema ‚Kirche und Muslime’ gab es spezielle Referenten, auch muslimische, und das fand ich sehr gut.“ Die vielen Sondersitzungen zu „Sparen und Erneuern“ möchte er ebenfalls nicht missen: „Um das Thema hat es viel Wirbel gegeben. Was mir wichtig ist, sind die positiven Ergebnisse, die dabei herausgekommen sind, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit in den Pastoralen Räumen.“

Es gibt gute Perspektiven

Dennoch: Wenn Bernhard Paul von langjährigen Synodalvertretern hört, wie es am Anfang, vor 40 Jahren, war, dann staunt er und ist ein wenig neidisch. „Diese synodale Aufbruchstimmung gibt es nicht mehr. Damals war der synodale Weg wohl viel belebter. Ich glaube, dass man heute den Synodalen nicht das Gefühl geben darf, dass sie nicht mehr so ernst genommen werden.“ Bernhard Paul sieht allerdings gute Perspektiven, wenn die Zusammenarbeit so fortgesetzt werden kann, wie er sie in den vergangenen Jahren kennen gelernt hat. Und er betont: „Ich will weiter mitgestalten.“

Das Thema „Kinderarmut“, das in der Sitzung der Diözesanversammlung am 6. März auf der Tagesordnung steht, liegt ihm sehr am Herzen. „Das heißt für mich, dass wir in die Gemeinden schauen müssen. Auch in Walluf werden wir überlegen, wie wir helfen können.“

Die öffentliche Sitzung beginnt um 9 Uhr im Wilhelm-Kempf- Haus, Wiesbaden-Naurod

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