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Mit Debatten zu Ende kommen
06.02.11

Mit Debatten zu Ende kommen

Ein Überblick über die Neuordnung der Seelsorge im Bistum Limburg

 

Ausgabe 6 vom 6. Februar 2011

Vorschlag des Bistums zur Neuordnung der Seelsorge in diesem Bereich: Beschlossen ist, die Zahl der Pastoralen Räume von drei auf zwei zu reduzieren. Aus den 16 Kirchengemeinden mit knapp 28000 Katholiken werden bis 2015 zwei Pfarreien neuen Typs entstehen. Grafik: Bistum Limburg

Im Bezirk Untertaunus ist die Visitation bereits abgeschlossen. Die Grafik zeigt den aktuellen

Von Barbara Schmidt

„Wenn uns die Struktur mehr Kräfte kostet, als wir zur Verfügung haben, dann ist sie nicht mehr sinnvoll“, sagt Wiesbadens Stadtdekan Wolfgang Rösch. Nicht nur in der Kurstadt, sondern überall im Bistum soll sich deshalb in den nächsten Jahren einiges an der äußeren Gestalt von Kirche ändern.

Das Beispiel der Stadtkirche Wiesbaden macht deutlich, wie die Weichen in die Zukunft gestellt werden. Aus den derzeit fünf Pastoralen Räumen mit 57000 Katholiken in 17 Pfarreien sollen drei „Pfarreien neuen Typs“ hervorgehen: Wiesbaden City, Wiesbaden- West und Wiesbaden-Ost. Diesen Vorschlag hat Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Anschluss an seine Visitation gemacht. Bis Ende Mai sollen die Synodalen Gremien über den Vorschlag beraten und dem Bistum ihre Stellungnahme mitteilen.

Die Gemeinden, die heute existieren, sollten nicht einfach „geschluckt“ werden, sagt Stadtdekan Rösch. „Es wird eine Wiedererkennbarkeit geben. Auch die Patronate sollen erhalten bleiben. Emotionale Themen“, weiß Rösch. Was eine ganze Generation aufgebaut habe, solle auch weiter wertgeschätzt werden. „Aber es gibt auch eine neue Generation junger Menschen, die ganz andere Bezüge hat“, sagt der Stadtdekan. Beide sollen sich wiederfinden können in der „Pfarrei neuen Typs“.

Beratung im Untertaunus ist abgeschlossen

Der Untertaunus war der erste Bezirk, der nach der Visitation durch den Bischof die Planungen für die Zukunft vorgestellt bekam. Der Beratungsprozess ist abgeschlossen. Entschieden ist, die Zahl der Pastoralen Räume von drei auf zwei zu reduzieren. Aus den 16 Kirchengemeinden mit knapp 28000 Katholiken werden bis 2015 zwei Pfarreien neuen Typs.

Im Hochtaunus mit seinen gut 55000 Katholiken in sechs Pastoralen Räumen und 31 Kirchengemeinden ist man mitten im Beratungsprozess über die künftigen Strukturen. Das Ziel dort: vier Pfarreien neuen Typs. Der Pastorale Raum Oberursel/ Steinbach ist dabei besonders weit. Wie im „Sonntag“ bereits berichtet, wird hier bereits daran gearbeitet, dass zu den Pfarrgemeinderatswahlen in diesem Jahr die Pfarreiwerdung geschafft ist. „Sie sind guter Dinge, dass sie es hinkriegen“, sagt Bezirksdekan Paul Lawatsch.

Vorbehalte gibt’s, wie überall, auch im Hochtaunus. „Wichtig ist, klarzukriegen, dass keine Kirchen geschlossen werden und keine Gottesdienste deshalb gestrichen werden“, weiß Lawatsch. Was in einer Gemeinde an Geld angespart worden sei, könne für die Kirche dort auch festgeschrieben werden. „Nicht dass es heißt: Wir haben gespart, und die anderen geben’s aus“, kennt der Bezirksdekan die Argumentation.

Ortsausschüsse bilden

Die Möglichkeit, Ortsausschüsse zu bilden, hält Lawatsch für positiv. Denen, die fürchten, dass gerade die kleinen Gemeinden die Verlierer der Umstrukturierung sein werden, hält er entgegen: „Das wird nur dann der Fall sein, wenn die Leute keine Lust haben, als Christen zu leben.“

Auch im Rheingau liegen die Vorstellungen von Bischof Tebartz-van Elst bereits auf dem Tisch, der Beratungsprozess ist „in knapper, aber intensiver Zeit“ fast geschafft, wie Bezirksdekan Georg Franz berichtet. Statt der bislang fünf Pastoralen Räume mit 21 Pfarreien soll es zwischen Eltville und Lorch ab 2012 noch zwei Pastorale Räume geben, aus denen die Pfarreien neuen Typs erwachsen.

Franz will „mutig neue Wege gehen“

Bezirksdekan Georg Franz möchte das bis 2015 geschafft sehen. „Wir wollen mutig neue Wege gehen und mit den Debatten darüber auch mal zu Ende kommen“, sagt Franz. Sicher gebe es im traditionell geprägten Rheingau auch Gemeinden, die gern die alten Strukturen erhalten sähen, räumt Franz ein. „Aber sachlich ist zu sehen: Es wird keine Insellösungen geben können. Das sehen die meisten auch ein.“

Viele Vorbehalte gibt es dagegen noch im Main-Taunus. Hier hat allerdings der Beratungsprozess über die Vorschläge, die Weihbischof Thomas Löhr im September vorgestellt hatte, gerade erst begonnen. Vier Pfarreien neuen Typs sollen am Ende der Umstrukturierung stehen. Derzeit ist der Bezirk mit seinen gut 71000 Katholiken in acht Pastorale Räume mit 27 Kirchengemeinden gegliedert.

Erst Fusionen zu Ende bringen

Bezirksdekan Franz-Heinrich Lomberg sähe es gern, dass erst einmal die Fusionen, die in bestehenden Pastoralen Räumen in der Beratung sind, zu Ende gebracht werden können. Man dürfe die Menschen nicht überfordern, mahnt Lomberg. Denn gerade die Ehrenamtlichen werden künftig mehr gebraucht denn je. Bis 2019 wolle sich der Bezirk auf jeden Fall Zeit lassen, das habe das Bistum auch zugestanden, sagt Franz- Heinrich Lomberg.

In den übrigen Bezirken und der Stadtkirche Frankfurt sind offiziell noch keine Vorschläge für die künftigen Zuschnitte der Pastoralen Räume, aus denen Pfarreien neuen Typs entwickelt werden sollen, bekannt. Die Visitationen laufen dort noch oder finden erst im Laufe des Jahres oder gar erst 2012 statt.

Überlegungen gibt es aber vielerorts schon im Vorfeld, wie etwa Christof May, Bezirksdekan in Wetzlar, bestätigt. Aus dem Bezirk Lahn-Dill-Eder berichtet Bezirksdekan Michael Niermann: „Wir sind in der Diskussion.“ Ohne etwas vorwegnehmen zu wollen, rechne er aber damit, dass die drei Pastoralen Räume unverändert bestehen bleiben werden. Die Flächen seien in der Diaspora ohnehin schon sehr groß.

Dekanatsforen in Frankfurt

Auch in Frankfurt laufen bereits seit dem vergangenen Herbst Vorgespräche in sogenannten Dekanatsforen, in denen die Vertreter der Synodalen Gremien ihre Vorstellungen von der Neuordnung mit Stadtdekan Dr. Johannes zu Eltz diskutieren. Hier ist die Visitation für 2012 vorgesehen, „aber wir wollen schon früher Informationen“, sagt Bezirksreferent Hans-Dieter Adam. Deshalb sei eine Vorabinformation im Oktober in Aussicht gestellt worden. Dann werde man näher wissen, was 2011 an Pastoralen Räumen gebildet werden solle.

Zur Sache

Die „Pfarrei neuen Typs“

Was ist das eigentlich, eine „Pfarrei neuen Typs“? Gedacht ist an eine Struktur, in der viele lebendige, klar profilierte Orte kirchlichen Lebens ein Ganzes ergeben. Die Leitung soll, wie schon heute gewohnt, im Zusammenspiel von Pfarrer, Pastoralteam und Pfarrgemeinderat erfolgen.

Die Synodalordnung bleibt grundlegend. Die Pfarrei neuen Typs ist keine Zentralpfarrei. Vielmehr soll die neue Pfarrei nach dem Subsidiaritätsprinzip organisiert sein, das den unteren Ebenen größtmöglichen Handlungsspielraum zubilligt. Nur Dinge, die besser und einfacher zentral zu regeln sind, weil sie alle betreffen, sollen von den Gremien auf Pfarreiebene beraten und entschieden werden. (babs)

Hintergrund

Sinkende Zahlen

Kontinuierlich sinken die Katholikenzahlen im Bistum Limburg. Allein in den vergangenen zehn Jahren verloren die Gemeinden rund 57 500 Mitglieder. Im Bischöflichen Ordinariat Limburg geht man davon aus, dass diese Entwicklung anhalten wird. Dafür spricht allein schon das Phänomen der alternden Gesellschaft (Stichwort „Demographischer Wandel“). Die Zahl der Geburten geht weiter kontinuierlich zurück, während die größte Bevölkerungsgruppe, die so genannten „Babyboomer“ der späten 1950-er und der 1960-er Jahre, in zehn Jahren ins Rentenalter kommen.

2010 zählte die Diözese 655 564 Gläubige. Den Berechnungen der Statistiker zu Folge werden es 2020 nur noch 573 288 sein, noch einmal zehn Jahre später 487 224.

Die Bezirke verlieren allerdings der Prognose zufolge unterschiedlich stark. Während etwa in Frankfurt in 20 Jahren rund ein Drittel weniger Katholiken leben werden (von aktuell 146 167 auf dann 103 812), sinkt ihre Zahl im Bezirk Limburg um rund 23 Prozent, von aktuell 86 474 auf 66 400.

Den Prognosen zufolge werden im Jahr 2030 im Bezirk Lahn-Dill-Eder noch 15 495 Katholiken leben, heute sind es 21 836. Im Main-Taunus wird es 53 620 Katholiken geben, heute sind es 71 147.

Weitere Vergleichszahlen: Hochtaunus: 42 336 (heute: 55 160), Rheingau: 24 160 (heute: 32 590), Wiesbaden: 39 018 (heute: 55 428), Untertaunus: 20 892 (heute: 27 703), Westerwald: 80 557 (heute: 102 028), Wetzlar: 20 709 (heute: 29 254), Rhein-Lahn: 20 225 (heute: 27 777) (babs/kai)

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