22.05.11
Nicht alle Menschen sind erwünscht
Thema Flüchtlinge im Haus am Dom
Ausgabe 21 vom 22. Mai 2011
Foto: privat
Ein Anruf bei Andreas Gleich, 57. Der bildende Künstler aus Wiesbaden stellt in der Katholischen Akademie Rabanus Maurus im Haus am Dom, Frankfurt, aus. Titel der Ausstellung: „Mensch. Not wanted.“
Frage: Es geht um Flucht, Migration, unerwünschte Menschen. Liegen der Ausstellung Ihre eigenen Erfahrungen zugrunde?
Gleich: Die Erfahrung „Mensch. Not wanted.“ habe ich in dieser krassen Form nicht erlebt. Als ich 1957/58 Rio de Janeiro verließ, kam ich in ein Deutschland, das schon beeinflusst war von der Nachkriegszeit. Fremde Gesichter waren kaum zu sehen. Obwohl blond und blauäugig, war ich brasilianisch geprägt. Da war schon eine gewisse Distanz.
Wie sind Sie zu diesem Thema gekommen?
Als ich in den 1980-er Jahren mit der Kunst begann, musste ich nebenbei Geld verdienen. Ich arbeitete deshalb als Bildjournalist für Zeitungen. Erste Berührungspunkte mit Flüchtlingen ergaben sich zum Beispiel durch Besuche von Asylbewerberheimen.
Wo waren Sie außerdem?
Ich bin viel gereist: 1999 nach Albanien/Mazedonien, als die Kosovo-Albaner vertrieben wurden; 2008 in die Slums von Namibia; 2010 nach Marokko, um mit gestrandeten Flüchtlingen aus dem südlichen Afrika zu sprechen, die nach Europa möchten…
… in einen abgeschotteten Kontinent. Sollen Ihre Bilder aufrütteln?
Auf jeden Fall. Meine Bilder sind der Gesamtsituation aller Flüchtlinge und Migranten in dieser Welt geschuldet. Millionen Menschen suchen nach einem besseren Platz zum Leben. Darauf möchte ich aufmerksam machen. Eine Abschottung Europas ist keine Lösung.
Was zeigen Sie?
Fotografien, Malereien in Mischtechnik auf Leinwand, die Installation eines Flüchtlings-Bootes sowie das Video eines Theaterstücks, dass Flüchtlinge und Migranten in Rabat/Marokko aufführten.
Anrufer: Bernhard Perrefort
„Flucht und Migration“, Haus am Dom, Frankfurt – Ausstellung: 21. Mai bis 19. Juni; Themennachmittag, 21. Mai, 13 Uhr; Soirée, 26. Mai, 19.30 Uhr; Film, 8. Juni, 19.30 Uhr