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„Den synodalen Weg fortsetzen“
29.11.09

„Den synodalen Weg fortsetzen“

Bischof Tebartz-van Elst spricht sich für eine geistliche Orientierung aus

Sind sich einig darin, dass der künftige Weg hin zu einer Großpfarrei führt: Professor Medard Kehl (links) und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Durch Kleine Christliche Gemeinschaften kann „Kirche vor Ort wirklich nah“ erlebt werden. Fotos: Barbara Schmidt

Von Barbara Schmidt

Frankfurt. Seit 40 Jahren ist das Bistum Limburg auf dem synodalen Weg unterwegs. Wohin das Miteinander von Amt und Gottesvolk künftig führen soll, damit beschäftigte sich eine Festveranstaltung im Haus am Dom.

„Wir wollen den synodalen Weg für das Bistum Limburg unbedingt fortsetzen.“ Für dieses klare Bekenntnis erhielt Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst von den rund 120 Besuchern der Festveranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der synodalen Gremien Applaus. Entsprechend dem Wesen der Kirche gehöre dazu „aber auch, dass wir fragen: Wie können wir diesen Weg zukunftsfähig machen?“, schränkte er ein.

Tebartz-van Elst wünscht sich den synodalen Weg „geistlicher grundiert“. Die Zeit der Debattenkultur habe die 1970-er und 1980- er Jahre geprägt. Heute gelte es, den Hunger nach Spiritualität stärker wahrzunehmen. „Es gibt nicht wenige, die Förderung auch in geistlicher Hinsicht erfahren wollen“, so der Bischof. Wo Menschen geistlich einen „Zugewinn“ erlebten, „da gibt es eine neue Motivation, sich einzubringen“. Dagegen laufe sich „das traditionelle Ehrenamt, das eingesetzt ist, damit der Betrieb läuft, tot“.

„Schule des Glaubens“

Eine Absage erteilte Tebartz-van Elst einem Vorschlag von Festredner Professor Medard Kehl. Der Jesuit hatte zur Stärkung des synodalen Strukturelementes innerhalb der katholischen Kirche eine regelmäßige Synode sowohl im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wie auf Diözesanebene angeregt. Alle 20 bis 25 Jahre sollte an das Vorbild der Würzburger Synode von 1973 angeknüpft werden, so Kehl. Seine Hoffnung: Die davon ausgehenden Signale könnten auch auf Gemeindeebene Menschen neu zur Mitarbeit motivieren. „Dass wir eine Neuauflage der Synode brauchen, das glaube ich persönlich nicht. Es muss andere Formen geben“, erklärte dagegen Bischof Tebartz-van Elst. Vielmehr müsse es darum gehen, „dass wir über strukturelle Fragen hinaus so etwas wie eine Schule des Glaubens auf die Beine bekommen“.

Kehl hatte seinerseits gemahnt, das strukturelle Element nicht zu unterschätzen. Kirche müsse nicht nur auf spiritueller, sondern eben auch auf struktureller Ebene als „Communio in Glauben und Leben“ erfahrbar sein.

Einig waren sich die beiden Theologen darin, dass auch im Bistum Limburg der Weg hinführt zur Großpfarrei, die mit dem heutigen Pastoralen Raum identisch sein wird. Um so mehr gelte es, Menschen zu befähigen, „Kirche vor Ort zu bauen“, meinte der Bischof. Wichtig sei, „ehrlich zu kommunizieren: Wo gehen wir hin?“ Dass das Bistum in den kommenden 25 Jahren ein Viertel seiner Mitglieder verlieren werde, „das hat Auswirkungen, und das muss ich auch heute ehrlich so ansprechen“, betonte Tebartz-van Elst. Wer einfach abwarte, könne nicht mehr rechtzeitig etwas aufbauen, das helfe, mit den veränderten Rahmenbedingungen zurecht zu kommen.

Dass die künftigen Pfarreien andere sein müssen, als die heutigen, ist für den Bischof klar. Dahin komme man nur „Step by Step“, also Schritt für Schritt. „Nur wenn heute Gemeinden beginnen, diesen Weg zu gehen, können andere nachfolgen“, erinnerte Tebartzvan Elst an die bereits begonnenen Pilotprojekte.

Große Gottesdienste an zentralen Orten

Für Pater Kehl gibt es zwei Eckpunkte, die bei den Zwischenschritten zur Großpfarrei nicht außer acht gelassen werden sollten. Zum einen sei eine effi iente und transparente Organisationsstruktur erforderlich, die auf Dauer niemanden überfordere. Zum anderen gelte es, darauf zu achten, dass an den kleineren „Kirchorten“ nicht der „deprimierende Eindruck“ entstehe, man werde „gnadenlos dieser Strukturreform geopfert.“ Bischof und Professor sehen in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften, wie sie Tebartz-van Elst erst kürzlich in Afrika erlebte, ein gutes Vorbild, damit „Kirche vor Ort wirklich nah“ erlebt werden kann.

„Wir brauchen unbedingt die, die als Keimzellen das Leben des Glaubens miteinander teilen“, sagte Franz-Peter Tebartz-van Elst. Daneben müsse die Kirche aber auch „mit der Feier unseres Glaubens in der Öffentlichkeit bleiben“, warb der Bischof zugleich für „große“ Gottesdienste an zentralen Orten. Dass sie eine Stärkung im Glauben bewirken können, wurde auch gleich erfahrbar, denn die Jubiläums- Veranstaltung zum 40-jährigen Bestehen der Synodalen Gremien endete mit einem Festgottesdienst

im Frankfurter Do

Hintergrund

Vor 40 Jahren eine Zeit des Aufbruchs

40 Jahre synodale Gremien im Bistum Limburg galt es, im Frankfurter Haus am Dom zu feiern. Anlass auch zur Erinnerung. Die Frankfurter Kirchenhistorikerin Dr. Barbara Wieland – selbst Mitglied der Diözesanversammlung – lieferte einen Rückblick.

„Das Konzil will ein Miteinander, einen wirklichen Dialog“, lautete die Erkenntnis, die Weihbischof Walther Kampe und Bischof Wilhelm Kempf 1965 vom Zweiten Vatikanischen Konzil mit nach Hause brachten. Im Bistum Limburg machte man damit ernst. Kirchliches Amt und Kirchenvolk sollten sich auf einen gemeinsamen Weg begeben. „Syn-odos“ heißt das auf Griechisch, ein Fremd-Wort, das im Bistum rasch zum Begriff werden sollte. Nach einleitenden Schritten wie der Wahl von Pfarrausschüssen (1965) oder der Gründung eines Diözesanrates der Laien und eines vorläufigen Seelsorgerates aus Priestern und Laien (1967) wurde 1968 der erste Entwurf der Synodalordnung erstellt, rief Barbara Wieland in Erinnerung.

Erste kritische Anfragen kamen mit der „Pfingstkrise 1968“ auf. „Ist das alles noch katholisch?“, so Wieland. „Es war eine Suchbewegung: Was entspricht dem Amt, was den Laien?“ sei schon damals eine wichtige Frage gewesen. Am 20. November 1968 unterzeichnete Bischof Kempf die Synodalordnung, die ersten Wahlen zu den Pfarrgemeinderäten konnten stattfinden. Am 19. Oktober 1969 tagte erstmals die Diözesanversammlung. Damals schon dabei war Dr. Dietlind Langner aus Weilburg. „Es war im Rückblick eine wunderbare Zeit, eine Zeit des Aufbruchs“, freute sich Langner, die von Wieland als Zeitzeugin interviewt worden war. Und weiter: „Wir waren getragen vom Ideal des Miteinanders. Wir fühlten uns gebraucht und geschätzt. Das hat uns alle beflügelt.“ Da nickte mancher der älteren Gäste im Haus am Dom zustimmend. Beifall gab es dann, als Langner daran erinnerte, Bischof Kempf habe „alle Ideen zuerst in die Räte getragen. Es war eine Transparenz und Klarheit des Miteinanders. Die hat es dann später so nicht mehr gegeben.“ Dass sich im Laufe von vier Jahrzehnten vieles verändert hat, hatte die aktuelle Vorsitzende der Diözesanversammlung, Beatrix Schlausch, bereits in ihrer Begrüßung angesprochen.

Konnten die Zeitzeugen Dietlind Langner und Peter Eisner noch berichten, dass bei der Würzburger Synode das Prinzip „one man, one vote“ (eine Person, eine Stimme) sehr ernst genommen worden sei und sich Amtsträger und Laienvertreter auf Augenhöhe gefühlt hätten, wurde nach Langners Eindruck danach „das Engagement der Laien etwas zurückgedrängt“, nun waren sie nur noch beratend gefragt. Auch im Bistum Limburg „war man nicht immer mit der Art des Dialogs auf Augenhöhe einverstanden“, formulierte es Barbara Wieland und erinnerte an Meinungsverschiedenheiten um die Abschaffung der mittleren synodalen Ebene durch Bischof Franz Kamphaus.

Zeitzeugin Isabel Löchte, ZDF-Redakteurin und früheres Mitglied der Diözesanversammlung, fasste ihre Eindrücke auf Befragen Wielands so zusammen: „Es ist oft nicht so gefragt, was der Leib, was alle zusammen denken.“ Löchtes Mahnung zum 40. Geburtstag der synodalen Gremien: „Nur wenn unser Weg gelebt wird, kann er auch fortgesetzt werden.“ An den Schluss ihres Rückblicks stellte Wieland die Einschätzung von Pfarrer Bernhard Welzel, der ebenfalls viele Jahre in der Diözesanversammlung dabei war: „Der synodale Weg, die Dialogbereitschaft, das ist heute genau der Weg der Zukunft.“ (bab

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