Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
„Ein Volltreffer“
31.01.10

„Ein Volltreffer“

Caritasverband Frankfurt kooperiert mit dem Zentrum für Kinder- und Jugendforschung in Freiburg

 

Ausgabe 5 vom 31. Januar

Abel und Moritz sind beide fünf Jahre alt. Sie haben bereits gelernt, sich auf die Gefühle des jeweils Anderen einzustellen. Foto: Barbara Brüning

Selbstbewusst schaut der vierjährige Samet drein. Foto: Barbara Brüning

Von Barbara Brüning

Frankfurt. Wie widerstandsfähig sind Kinder in Problemsituationen? Damit befasst sich das Zentrum für Kinder- und Jugendforschung in Freiburg und arbeitet dabei auch mit zwei Kitas der Caritas in Frankfurt zusammen.

Als Michael Heinz, der Leiter der ambulanten Kinder- und Jugendhilfe der Caritas in Frankfurt, gefragt wurde, ob er an einem Forschungsprojekt der evangelischen Hochschule in Freiburg „zur Förderung der seelischen Gesundheit“ von Kindern in Kinderbetreuungseinrichtungen teilnehmen wolle, da dachte er: „Das ist ein Volltreffer.“ Daran erinnert sich Heinz noch heute. Es handelte sich um ein Projekt, das die Widerstandsfähigkeit von Kindern in Problemsituationen fördert. Es wird wissenschaftlich begleitet und garantiert, dass zwei Kindertagesstätten (Kitas) in Frankfurt in den Genuss eines ganz besonderen Förderprogramms kommen.

Einmal in der Woche treffen sich zwölf Kinder der Caritas-Kindertagesstätte St. Martin im Frankfurter Gallusviertel und arbeiten zum Beispiel an ihrem „Stärkenbuch“. Gemeinsam mit einer Pädagogin überlegen sie, was sie gut können. Das Buch begleitet sie während ihrer ganzen Kindergartenzeit. Es soll ihnen helfen, wenn sie gerade mal das Gefühl haben, überhaupt nichts gut zu können. Dann steht da vielleicht „Ich lache viel“ oder „Ich kann gut zuhören“. Manchmal ist auch ein Spiegel dabei:Vor dem probieren sie aus, wie sie aussehen, wenn sie wütend oder fröhlich sind. Das hilft, solche Gefühle auch bei anderen zu erkennen und sich darauf einzustellen.

„Manche Kinder gehen ungeachtet aller Widrigkeiten ihren Weg.“
Maike Rönnau-Böse

„Resilienzförderung“ nennt sich dieses Programm. Dahinter steckt zunächst die Erkenntnis, dass schwierige und problematische Situationen in Kinderleben nicht immer vermieden werden können. „Aber manche Kinder gehen ungeachtet aller Widrigkeiten ihren Weg“, erklärt Maike Rönnau-Böse, die Projektleiterin aus Freiburg. Andere drohen daran zu zerbrechen. Als wesentliche Faktoren zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit (Resilienz) kindlicher Persönlichkeiten haben die Wissenschaftler unter anderem die Selbstwahrnehmung und die Selbstwirksamkeit ausgemacht. Und genau diese werden in der Gruppe geübt.

Die Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte ist eine weitere Säule im Programm der Hochschule. Eleni Chaita, Leiterin der Kindertagesstätte St. Martin, berichtet, dass ihre Mitarbeiterinnen das Angebot sehr gerne aufgenommen haben. „Sie sind mit mehr Freude bei der Arbeit und haben einen anderen Blick auf die Kinder gewonnen.“ In problematischen Situationen die Aufmerksamkeit auf die Fähigkeiten (Ressourcen) der einzelnen Kinder zu lenken, darin liegt das Besondere des Ansatzes.

Ein dritter Ansatzpunkt des Programms ist die Arbeit mit den Eltern. Es wird eine Familiensprechstunde angeboten, zu der ein Mitarbeiter der Caritas direkt in die Kitas kommt. Eltern können konkrete Fragen der Alltagsbewältigung ebenso wie Erziehungsfragen stellen. „Wenn es den Eltern gut geht, dann geht es auch dem Kind gut“, erläutert Chaita.

Rönnau-Böse hat mit ihrem Team am Zentrum für Kinder- und Jugendforschung an der evangelischen Hochschule in Freiburg die Ergebnisse einer Befragung von Eltern, Kindern und pädagogischen Fachkräften nach der Hälfte der Laufzeit ausgewertet. „Die Kinder sind selbstbewusster geworden und trauen sich mehr zu“, berichtet sie. „Sie gehen selbstbewusster auf andere zu.“ Dies gelte einerseits im Vergleich zu einer Befragung, die vor Beginn des Projektes stattfand. Aber auch im Vergleich zu anderen Kitas in ähnlichen Wohngebieten, in denen dieselbe Befragung in gleichem zeitlichen Abstand durchgeführt wurde. Damit wolle man sicher stellen, dass die Veränderung der Kinder nicht auch ohne das Projekt geschehen wäre, erklärt die Wissenschaftlerin.

Hintergrund

Deutliche Fortschritte bei Kindern

Das Forschungsprojekt „Prävention zur Verhinderung von Exklusion – Förderung der seelischen Gesundheit in Einrichtungen der Kindestagesbetreuung in Quartieren mit besonderen Problemlagen“ wird vom Zentrum für Kinder- und Jugendforschung (ZfKJ) an der Evangelischen Hochschule Freiburg von Oktober 2008 bis September 2010 durchgeführt. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA). Sechs Kinderbetreuungseinrichtungen sind daran beteiligt. Zwei davon befinden sich in Berlin, zwei in Frankfurt und zwei im südbadischen Raum. Das Ergebnis wird nach drei Fragebogenaktionen ausgewertet. Zu Beginn des Projektes (Oktober 2008), in der Mitte der Laufzeit und zum Ende werden von Kindern, Eltern und pädagogischen Fachkräften Fragen beantwortet. In ihrer Zwischenbilanz stellten die Wissenschaftler deutliche Fortschritte der Kinder, die am zehnwöchigen Programm teilgenommen haben, fest. (brü)

Ihr Draht zu uns

Redaktion Limburg

Frankfurter Straße 9
65549 Limburg
Tel. 06431 / 9113-34
Fax 06431 / 9113-37
Mail: h-kaiser@kirchenzeitung.de

Redaktion Frankfurt

Domplatz 3 (Haus am Dom)
60311 Frankfurt
Tel. 069 / 8008718-260
Fax 069 / 8008718-261
Mail: b-perrefort@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de