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Wie eine Löwin
21.08.11

Wie eine Löwin

Sahar Torabi Karbashedi kämpft für Flüchtlinge – ehrenamtlich

 

Ausgabe 33 vom 21. August 2011

Sebastian Schneider ist bei der Limburger Caritas zuständig für den Bereich Migration und Migrationsberatung. Er unterstützt die ehrenamtliche Arbeit von Sahar Torabi Karbashedi. Foto: Volker Thies

Von Volker Thies

Man sieht es Sahar Torabi Karbashedi auf den ersten Blick nicht an, aber die kleine Frau kämpft wie eine Löwin. Wenn es darum geht, Flüchtlingen zu helfen, ist sie bis zu 60 Stunden in der Woche ehrenamtlich im Einsatz.

Sie telefoniert nahezu ständig mit Behörden, Ärzten oder jemandem aus den rund 150 Familien, die sie betreut. Dazu gibt sie noch Sprachunterricht und organisiert Treffen für Flüchtlinge aus dem Iran und aus Afghanistan. Unermüdlich setzt sie sich für ihre Schützlinge ein. Doch das alles ist für sie keine Last. „Es macht mir einfach Spaß, zu helfen, und hier fühle ich mich an der richtigen Stelle“, sagt Sahar Torabi Karbashedi.

„Hier“, das ist die Caritas in Limburg. Dort fing alles mit ein paar Briefen an. Als Sahar Torabi Karbashedi 1995 ihre Ausbildung zur Bürokauffrau bei der Caritas begann, wurde sie bald dazu gerufen, als Briefe von Behörden für Menschen übersetzt werden mussten, die aus dem Iran nach Deutschland geflohen waren. Sahar Torabi Karbashedi stammt selbst aus dem Iran und spricht Persisch, für das es sonst nur wenige Übersetzer gibt.

„Ich habe selbst viele Dinge hautnah erlebt.“ Sahar Torabi Karbashedi

Zu einer gleichsprachigen Ansprechpartnerin fassten die Menschen schnell Vertrauen. „Bald sind sie dann auch gekommen, wenn sie persönliche Probleme hatten“, erinnert sich Karbashedi. „Ich habe selbst viele Dinge hautnah erlebt, mit denen die Leute zu mir kommen“, sagt sie, möchte aber sonst nicht darüber reden, wie sie selbst nach Deutschland gekommen ist.

1998 übernahm Sahar Torabi Karbashedi schließlich ehrenamtlich für die Caritas die Betreuung von Flüchtlingen aus dem Iran und zunehmend auch aus Afghanistan. Vor allem geht es darum, beim Arzt oder bei Behörden zu dolmetschen, Briefe aus dem komplizierten Behörden-Deutsch zu übersetzen oder ganz einfach im Alltag zu helfen. Dann kann es schon mal sein, dass sie per Handy einen Passanten dazu bringt, einer Familie weiterzuhelfen, die am Bahnhof ihren Zug verpasst hat und die Fahrpläne nicht leben kann.

Oft bekommt sie es auch mit Gewalt in der Familie zu tun. Vor einem Jahr kam eine junge Frau, die schwanger geworden war, zuerst zu Sahar Torabi Karbashedi, damit sie mit ihren Eltern redete.

„Um Hilfe zu bitten ist für Menschen aus dem Iran besonders schwer“, meint sie. Dort sei man gewöhnt, Probleme alleine oder höchstens im engen Familienkreis Lösungen zu suchen. „Aber die Leute haben Vertrauen zu mir“, sagt die Betreuerin. „Sie wissen auch, dass ich viele Dinge für mich behalte.“

Ein ganz besonderer Fall waren die beiden Jungen aus Afghanistan, die vor einigen Jahren ganz alleine nach Deutschland gekommen waren, weil sie an einer schweren Knochenkrankheit litten und behandelt werden sollten.

Was mit einer halbstündigen Übersetzung beginnen sollte, wurde zu einer mehrmonatigen intensiven Betreuung, bei der es die optimale Behandlung zu organisieren galt. Am Ende nahm Sahar Torabi Karbashedi die Kinder sogar über das Wochenende mit nach Hause, damit sie auch einmal aus dem Krankenhaus heraus kamen.

„Um Hilfe zu bitten ist für Menschen aus dem Iran besonders schwer.“ Sahar Torabi Karbashedi

Zu dieser Betreuung kommen noch die Kurse, die sie in Limburg und in einer Asylbewerber- Unterkunft gibt und die den Menschen nicht nur die Sprache beibringen sollen, sondern ganz grundlegende Dinge – Einkaufen und Busfahren beispielsweise. „Ich versuche, den Leuten auch die Kultur hier zu erklären“, sagt die Caritas-Mitarbeiterin, die inzwischen selbst Deutschland als ihre Heimat versteht. „Sie sollen wissen, was der Unterschied zwischen Weihnachten und Silvester ist, was Ostern und Rosenmontag sind und dass man am Karfreitag kein Fest feiert.“ Seit 2001 organisiert sie gemeinsam mit der Migrantenbetreuung der Caritas alle paar Monate ein Treffen für Menschen aus Iran und Afghanistan, zu dem meist um die 100 Teilnehmer kommen.

„Bei der Caritas habe ich viel gelernt, für mich selbst und für meine Arbeit“, sagt Sahar Torabi Karbashedi. Besonders dankbar ist sie für den Rat von Sebastian Schneider von der Migrantenbetreuung. Insgesamt sieht sie aber noch eine Menge Verbesserungsbedarf, gerade bei den Behörden und in den Krankenhäusern. Dort gebe es immer noch viel zu wenige Menschen mit Sprachfähigkeiten. „Das betrifft nicht nur die Perser, sondern auch die Türken oder Menschen, die Russisch sprechen“, sagt die ehrenamtliche Betreuerin. Und sie macht sich auch Sorgen: „Wenn ich das eines Tages nicht mehr machen sollte, wer kümmert sich dann um die Menschen?“

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