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Im Traum kocht sie immer noch
21.08.11

Im Traum kocht sie immer noch

Schwester Augustine ist seit vielen Jahren blind

 

Ausgabe 33 vom 21. August 2011

Lesen kann Schwester Augustine nicht mehr. Das Leben holt sie sich über Hörkassetten in ihre Stube. Immer noch nimmt sie am Gemeinschaftsleben der Pallottinnerinen im Kloster Marienborn teil. Foto: Gundula Stegemann

Von Gundula Stegemann

Sie kann nichts mehr sehen, dafür um so besser hören. Mit dem inneren Auge lebt Schwester Augustine Weber in „ihrer Welt“. „Gar nicht mal so schlecht“, sagt sie.

Die Pallottinerschwester gehört zu den Bewohnerinnen der ersten Stunde im Altenpflegeheim „Haus Felizitas“ im Limburger Kloster Marienborn. Sie ist blind, die Folge eines Hirntumors. Doch nach wie vor nimmt die 76-Jährige am Leben in der Gemeinschaft teil. „Ich kenne mich hier gut aus. Vor allem aus den Zeiten, als ich noch sehen konnte. Und deshalb fühle ich mich hier so wohl.“

Alles liegt richtig an Ort und Stelle

In ihrem Zimmer herrscht absolute Ordnung. Nichts steht einfach so herum, schon gar nicht auf dem Boden. Alles Unnötige kann zu gefährlichen Fußangeln werden. Schwester Augustine lebt in einem großzügigen Einzelzimmer mit wohnlicher Ausstattung und eigenem Bad. „Alles muss an seinem Platz sein, dann komme ich zurecht“, sagt sie. Überall im Haus trifft sie Mitschwestern, die ihr helfen, insbesondere an den Treppen. Ein Blindenstock gibt Orientierung, wenn sie allein unterwegs ist. An der Wand in ihrem Appartement hängen Bilder von ihren Nichten und Neffen, vom Kommunionkind bis hin zur Hochzeit. Auch wenn Schwester Augustine sie nicht sieht, im Herzen sind sie stets bei ihr. Am Tisch davor ist ihr bevorzugtes Plätzchen. Denn dort steht ein Spezialgerät für Blinde, mit dem sie Hörbücher anhören kann. Ihr liebstes Stück ist eines über Papst Benedikt XVI. „Es ist interessant, dass er selbst zu hören ist. So ist der Eindruck viel größer.“ Dieses Gerät öffnet ihr die Türen in die Welt der Literatur – querbeet von Bonhoeffer über Tolstoi, Dostojewski bis hin zu Agatha Christie. Im Regal steht die Heilige Schrift, natürlich als Hörkassette. Jeden Mittag geht Schwester Augustine zu Tisch zu den anderen Schwestern der Gemeinschaft. Neben ihr sitzt Schwester Magdalene Klein, die Hausoberin. „Wir sagen ihr immer, wenn noch etwas auf dem Teller ist. Es übt sich alles ein“, erzählt Schwester Magdalena. „Ich bin jetzt seit 17 Jahren blind. Mit der Zeit verfeinern sich die Dinge. Ich habe meine Augen in den Ohren. Was ich nicht sehe, höre ich“, sagt Schwester Augustine.

Seit mehr als 50 Jahren gehört Augustine Weber zur Gemeinschaft der Pallottinerinnen. Mit 22 Jahren trat sie 1957 in Limburg im Kloster Marienborn in die Kongregation ein. Sie hatte Mitte der 1950-er Jahre in Limburg an Exerzitien teilgenommen und war vom Leben in der Gemeinschaft fasziniert. Und so ging sie in Postulat und Noviziat zu den Pallottinerinnen und entschied sich schließlich für ein Leben als Ordensfrau. Sie absolvierte eine Ausbildung als Wirtschafterin, arbeitete später als Köchin, unter anderem auch zehn Jahre in der Küche im Kloster Marienborn. Hier war sie auch als Ausbilderin für hauswirtschaftliche Lehrlinge tätig. „Das Kochen, ja das hat mir wirklich großen Spaß gemacht“, erinnert sich die Schwester.

In ihren Träumen rührt sie im Kochtopf

1974 diagnostizierten Ärzte den ersten Hirntumor bei ihr. Durch die Operation wurde ihre Sehfähigkeit eingeschränkt; ein Auge war blind. Infolge weiterer Tumore verlor sie 1994 das Augenlicht vollständig. Selbst am Kochtopf stehen und Gerichte und Menüs zusammenstellen kann sie nun nicht mehr. „Heute koche ich halt in meinen Träumen.“

Hintergrund

Leben im „Haus Felizitas“

36 Plätze, verteilt auf drei Etagen, hat das Altenpfl egeheim „Haus Felizitas“ im Kloster Marienborn. Es ist benannt nach Felizitas Massenkeil, der ersten Generaloberin der Pallottinerinnen in Limburg. 2001 öffnete das Altenpfl egeheim erstmals seine Pforten – auch für Menschen, die nicht zur Gemeinschaft der Pallottinnerinen gehören. Es ist eine Einrichtung der St. Vinzenz Pallotti Stiftung. Die Apartements bestehen aus großzügigen Einzelzimmern mit wohnlicher Ausstattung und einem eigenen Bad. Die Pfl ege wird von Fachpersonal übernommen. Die zum Kloster gehörende Kapelle steht allen Bewohnern des Hauses offen. Sie können dort an der heiligen Messe und am Gebet der Ordensschwestern teilnehmen. Eine seelsorgliche Betreuung mit Begleitung bis zum letzten Lebensweg wird von den Schwestern auf Wunsch ebenfalls angeboten. (gs)

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