Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Einladung nach Brüssel
26.04.09

Einladung nach Brüssel

Frankfurt: Jugendliche erhalten beim Kochen mit Politikern Einblick in die Praxis

Was es wohl bei der Zubereitung eines Gulaschs zu lachen gibt? Thorsten Schäfer-Gümbel (Mitte) und Kevin Hammerschlag (rechts). Fotos (3): Barbara Brüning

Nicola Beer formt schwedische Köttbular.

Thomas Mann weiß, was zur Grünen Soße gehört.

Von Barbara Brüning

Politische Themen jugendgerecht zuzubereiten – das hatten sich der Bund der katholischen Jugend in Hessen und die Kolpingjugend für diesen Abend im Frankfurter Kolpinghaus fest vorgenommen. Dazu hatten sich die Veranstalter einiges ausgedacht.

Vier Teams mit je einem Politiker und drei bis vier Jugendlichen sollten je ein europäisches Gericht zubereiten. Erschwerend sollten die Moderatoren hinzukommen und mit Fragen zur Politik möglichst störend wirken. Am Ende würden die Gerichte serviert und das Publikum über deren Güte abstimmen. Soweit die Idee.

Die Themen Ehrenamt, Bildung, Europa und Beschäftigung sollten keineswegs den Appetit verderben. Zeitweise wurden sie ganz von der Frage überlagert, ob Männer und Frauen gleichermaßen „multittaskingfähig“ (mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen) sind.

Gulasch und Köttbullar

Für die SPD trat Hessens Landesvorsitzender Thorsten Schäfer- Gümbel an. Er bereitete mit seinem Team Gulasch zu. Die hessische Staatssekretärin für Europafragen, Nicola Beer (FDP), versuchte sich mit zwei jungen Frauen an schwedischen Köttbullar. Gleich daneben hatte Ulrike Foraci, die SPD-Kandidatin für das Europäische Parlament, die nicht ganz leichte Aufgabe, Paella ohne Fisch zu kochen. Und schließlich durfte der Europaabgeordnete Thomas Mann (CDU) sich mit seinem Team an heimischer Grüner Soße versuchen.

Im Publikum saßen etwa 60 Interessierte im Alter von zehn bis 60. Alessa Sattler (17) und Annette Lederer, (17) sind aus Kelkheim angereist. Ihnen gefällt die Veranstaltung sehr gut. „Fast schon wie im Fernsehen“, sagt Alessa mit leuchtenden Augen. Sie sind zu Hause in der Jugendarbeit aktiv. „Ja“, sagt Annette, „es ist toll, Politiker mal so nah zu erleben.“ Vor allem das Thema Ehrenamt habe viel mit ihnen selbst zu tun. Es könne zum Problem werden, wenn man als Erwachsener dann auch noch arbeiten müsse.

Sachbezogene Fragen spielten eine eher untergeordnete Rolle. Niemand erwartete von den Politikern Antworten, auf die sie später festgenagelt werden können, oder ernsthafte Diskussionen. Denn Multitasking hin oder her, wenn gerade keine Frage gestellt wurde, konzentrierten sich eben alle mehr auf ihre Aufgabe und ihr Team als auf die Antworten der anderen. Und gerade das macht ja auch Politiker menschlich. Daher sind die kleinen Ergebnisse auf der Mini-Teamebene das wirklich Erwähnenswerte. Im fast privaten, fast völlig unbelauschten Gespräch zwischen Nicola Beer und ihren beiden Mitstreiterinnen erzählen sie, dass sie keinerlei Vorstellung vom Alltag einer Staatssekretärin hätten, aber sich das gerne mal anschauen würden. Schon hatten die beiden Praktikumsplätze bei Beer ergattert.

Im Team von Thorsten Schäfer- Gümbel wurde die Teamfähigkeit diskutiert. Kevin Hammerschlag (17) aus Flörsheim, gibt zu, dass er zu Anfang ziemlich aufgeregt war. So ein bekannter Politiker, den man sonst nur im Fernsehen zu sehen bekomme, habe ihm schon etwas Angst gemacht. Aber das ist schnell vorbei. Hier einigt man sich bald aufs traute Du. Und da Schäfer-Gümbel zugibt, zu Hause nicht oft zu kochen, nimmt er auch gerne Ratschläge von Kevin an, der sich als Hobbykoch doch ganz gut auskennt.

Auch Thomas Mann, selbst ein Kolpingbruder, lässt sich von seinen Mitköchen gerne beraten. Er hat zwar schon des Öfteren Grüne Soße zubereitet, aber es kann ja noch besser werden. Er lädt seine Mitköche zu einem Besuch nach Brüssel ein. Hand drauf. Und wenn der BdkJ eine Gruppe Interessierter findet, wird er sie im Sommer beim geplanten Besuch des Dalai Lama zu einer Privataudienz mitnehmen.

Schritt gegen Politikverdrossenheit

Und dann ist das Essen auch schon fertig. Es wird dem Publikum serviert. Dieses isst und ist zufrieden. Bis auf ein paar kleinere Verbesserungsvorschläge. So könnten die Kartoffeln zu der Grünen Soße etwas mehr Salz vertragen. Und Schäfer-Gümbels Versprechen, sein Gulasch sei sehr scharf, wird nicht wirklich eingelöst. Bei der Publikumsabstimmung konnte allerdings kein Unterschied in der Bewertung festgestellt werden. Offensichtlich sind die Unterschiede im Multitasking zwischen Männern und Frauen doch nicht so groß wie erwartet.

Alles in allem dürfte das Ziel des Abends erreicht sein: Politiker sind Menschen, ansprechbar und denken sich offensichtlich etwas bei dem, was sie tun. Wenn sie nun auch noch ihre Versprechen einhalten, ist ein erster Schritt gegen Politikverdrossenheit im Wahljahr 2009 getan.

Ihr Draht zu uns

Redaktion Limburg

Frankfurter Straße 9
65549 Limburg
Tel. 06431 / 9113-34
Fax 06431 / 9113-37
Mail: h-kaiser@kirchenzeitung.de

Redaktion Frankfurt

Domplatz 3 (Haus am Dom)
60311 Frankfurt
Tel. 069 / 8008718-260
Fax 069 / 8008718-261
Mail: b-perrefort@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de