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Umzug mit neun Kindern
16.01.11

Umzug mit neun Kindern

Kinderdorffamilie bezieht ihr neues Haus – und alle helfen mit

 

Ausgabe 3 vom 16. Januar 2011

Das zukünftige Zuhause der Kinder erstrahlt in neuem Glanz Foto: Christa Kaddar

Von Christa Kaddar

Eltville-Erbach. Jeder, der schon mal mit der ganzen Familie umgezogen ist, weiß, wie aufregend und anstrengend das sein kann. Kinderdorfmutter Schwester Magdalena Vallendar hat diese Erfahrung zum Jahreswechsel gemacht. Mit neun Kindern ist sie von Haus 4 ins renovierte Haus 5 des Kinderdorfs umgezogen.

„Ich bin glücklich und traurig zugleich“, sagt Sharlyn, 9, während sie einige Bündel Spielsachen von Haus 4 nach Haus 5 trägt. Seit sechs Jahren lebt sie im Kinderdorf auf der Marienhöhe in Eltville-Erbach. Von Anfang an war sie im Haus 4 in der Familie von Schwester Magdalena, bei der sie Nestwärme und Geborgenheit fand. Nein, es ist kein großer Abschied und kein dramatischer Aufbruch. Schließlich zieht die Familie nur ein paar Meter weiter ins nächste Haus.

So wie Sharlyn geht es jedoch den meisten der neun Kinder, die aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommen und nun die vertraute Umgebung erst einmal loslassen müssen. Während sie ihre persönlichen Sachen – Spielzeug, Bücher, CDs und Radiorekorder – zusammenpacken, setzt sich bei allen die Vorfreude auf das neue Haus mehr und mehr durch.

Auf einer Matratze geschlafen

Die siebenjährige Mara packt ihre Puppen in eine Spielzeugkiste und verlässt ihr kleines Zimmer in Haus 4, wo sie zuletzt auf einer Matratze geschlafen hat. Erzieherin Sonja Hojsak, die mit drei anderen Erzieherinnen im Wechseldienst in der Familie von Schwester Magdalena arbeitet, hilft Mara beim Tragen ins Haus 5.

Im neuen Zimmer wartet auch ein nagelneues Bett. „Die Kiste passt nicht unters Bett!“, stellt Mara fest. Jedenfalls nicht mit den Puppen drin. Die Kinder sind auch neugierig auf die Zimmer der anderen und helfen sich gegenseitig beim Auspacken und Einräumen. Die 13-jährige Aylin, die älteste in der Familie, hilft Lana dabei, ihr neues Regal einzuräumen. Anschließend entfernt Aylin die Sternenkette an ihrem Fenster. Von dort aus hat sie einen Blick auf das neue Zuhause.

Drei Tage lang dauert der Umzug von Haus 4 in Haus 5. Schwere Kisten und Möbel werden von einer Umzugsfirma transportiert, die mit sechs Helfern im Einsatz ist. Alles ist gut durchdacht und organisiert. Das gesamte Umzugsgut ist durchnummeriert, damit es in Haus 5 auch gleich in den richtigen Räumen ankommt.

Als die Helfer das Klavier ins neue Wohn-/Esszimmer transportieren, machen sich alle Kinder auf einmal darüber her. „Die Leute von der Umzugsfirma haben uns sehr gut unterstützt, und unsere Großen haben auch toll geholfen“, lobt Schwester Magdalena. Auch die jüngeren Kinder tragen die geleerten Umzugskisten zurück – und abends fallen alle todmüde in ihre Betten.

Auf nahezu 300 Quadratmetern Wohnfläche können sie sich nun ausdehnen. Alle neun Kinder im Alter zwischen zwei und 13 Jahren haben ihr eigenes Zimmer. Bei der Sanierung des Hauses 5 legte man Wert auf vorbildliche Energieeffizienz und zukunftsorientierte Bauweisen. Dazu gehören Solaranlagen ebenso wie Vollwärmeschutz oder CO2-Reduzierung. Das große Wohn-/Esszimmer hat eine komplette Fensterfront erhalten, die den Blick über Erbach bis zum Rhein und noch darüber hinaus freigibt. „Die Aussicht ist grandios“, schwärmt Schwester Magdalena. „Wir haben jetzt einen Blick auf beide Erbacher Kirchtürme.“

Über kleine Pannen hinwegsehen

Sie hat den Umzug trotz Erkältung und Fieber durchgestanden und genießt es, mit den Kindern ganz in Ruhe das neue Zuhause „in Besitz“ zu nehmen. „Wir sind nur ein Haus weiter, aber alles ist ganz neu.“ Über kleine Pannen mit Steckern, Telefon- und Internetanschluss sieht sie gelassen hinweg.

Die 39 Jahre alte Ordensschwester lebt seit 18 Jahren als Dominikanerin in den Bethanien-Kinderdörfern, seit 13 Jahren in Erbach. Sie hat an der Katholischen Fachhochschule in Mainz Sozialarbeit studiert und gleich nach Abschluss des Studiums vor neun Jahren eine Kinderdorffamilie in Erbach übernommen. Lana, 9, und Svenja, 11, sind von Anfang an bei ihr, nach und nach ist die Familie auf ihre heutige Größe angewachsen.

In das bisherige Domizil im Haus 4 werden übrigens zwei kleinere Kinderdorffamilien einziehen – wenn dort alles renoviert ist.

Zur Sache

60 Plätze

Das Kinderdorf auf der Erbacher Marienhöhe ist eins von drei Bethanien-Kinderdörfern in Deutschland. Es bietet Platz für 60 Kinder und Jugendliche, die in sechs Familien im Kinderdorf und in zwei Familien außerhalb des Kinderdorfs leben. Kinderdorfleiter ist Andreas Linden.

Weil die Häuser der Kinderdorffamilien nach über 40 Jahren nicht mehr den heutigen baulichen und pädagogischen Anforderungen entsprechen, müssen sie alle nach und nach saniert werden. Für den Umbau und die Sanierung der Häuser 4 und 5 werden mehr als eine Million Euro benötigt, wie Werner Langfeldt, Geschäftsführer der Bethanien Kinderdörfer gGmbH, Schwalmtal, erklärt.

Gerade vor Weihnachten erhielt das Kinderdorf den Förderbescheid des Landes Hessen über 350000 Euro aus dem Investitionsförderprogramm 2010. Von der Fernsehlotterie gab es 340000 Euro. Hinzu kommen ein KfW-Darlehen von 290000 Euro und 100000 Euro Eigenmittel. Für den Zuschuss des Landes Hessen hatte sich der Vorsitzende des Fördervereins, Peter Matteo, eingesetzt. (chk)

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