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Kinder stärken – trotz Armut
27.06.10

Kinder stärken – trotz Armut

Bistum Limburg und Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Untertaunus mit Beispielen guter Praxis

 

Ausgabe 26 vom 27. Juni

Cook mal Kess – Elternbildung, die durch den Magen geht. Auf dieses Rheingauer Projekt macht Rita Ebenig- Kraut in Wiesbaden aufmerksam. Fotos: Susanne Schiering-Rosch

Bunte Luftballons als Symbole für Beispielprojekte gegen Kinderarmut.

Von Susanne Schiering-Rosch

Wiesbaden. „Für uns ist auch nur ein armes Kind bereits ein armes Kind zu viel. Kinderarmut darf es bei uns nicht geben“, so eröffnete Beatrix Schlausch, Vorsitzende der Diözesanversammlung, eine Fachtagung im Wiesbadener Roncalli-Haus unter dem Titel „Kinderarmut bekämpfen – Familien stärken“.

Kinderarmut sei auch im Bereich des Bistums Limburg keine Randerscheinung, da in Wiesbaden und Frankfurt jedes vierte Kind unter die Armutsgrenze falle. Die Kampagne des Bistums solle Öffentlichkeit herstellen, eine Plattform bieten für kleinere Initiativen. Den Fachleuten war der Ansatz der frühen Hilfen wichtig. „Wir müssen soziale Netze schaffen und das Urvertrauen bei den Kindern wachsen lassen“, meinte Dr. Beate Gilles, Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie des Bistums. Mittels verschiedener Projektveranstaltungen in Frankfurt, Limburg, Wetzlar und Wiesbaden solle der Blick für Wege aus der Kinderarmut geschärft werden. Hier gehe es um konkrete Prozesse in der Gesundheitsförderung und Bildung.

Die etwa 100 Teilnehmer der Fachtagung erfuhren von Dr. Antje Richter-Kornweitz, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin an der Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen, welche Auswirkungen Armut auf die Entwicklung von Kindern habe. „Dauerhafte Armut verschärft jede Auffälligkeit“, stellte die Entwicklungsexpertin fest. Viele Angebote in den Kommunen und kirchlichen Gemeinden kämen bei armen Kindern überhaupt nicht an, so wie Musikunterricht, Sportvereine oder auch kirchliche Kinder- und Jugendgruppen. Soziale und personale Ressourcen schützten hingegen Kinder gegen die negativen Auswirkungen von Armut und sollten deshalb gefördert werden. Angebote für benachteiligte Familien müssten entsprechend niederschwellig sein. Dazu gehörten familienfreundliche Öffnungszeiten, Vertraulichkeit, die Alltagsnähe zur Zielgruppe und Verankerung in deren Lebenswelt, Beachtung des kulturellen und weltanschaulichen Hintergrunds, mehrere Angebote unter einem Dach oder die frühzeitige und präventive Orientierung.

Die vorgestellten Projekte aus Wiesbaden, dem Rheingau und Untertaunus machten deutlich, dass man bereits genau diesen Ansatz in der Armutsbekämpfung mit ganz unterschiedlicher Ausprägung verfolgt. In Wiesbaden- Biebrich hat die Katholische Familienbildung in Kooperation mit dem Amt für Soziale Arbeit „PEKIP – stadtteilbezogen“ eingerichtet. „Diese PEKiP – Gruppen nach dem Prager-Eltern-Kind- Programm sind angepasst auf benachteiligte Familien und in armen Stadtteilen verortet“, erläuterte Elisabeth Schuhmacher vom Amt für Soziale Arbeit. Die entsprechenden Mütter würden nur über persönliche Ansprache erreicht. In den Kursen stehe eine Förderung der Eltern-Kind-Beziehung und Beratung in Fragen der Alltagsbewältigung im Mittelpunkt. Eine der Teilnehmerinnen der PEKIP-Kurse formulierte es so: „Im Roncalli-Haus habe ich mich nicht wohl gefühlt. Da waren alle so reich und alt. Aber hier im Stadtteil ist alles vertraut und ich komme gerne.“

Auch der Wiesbadener SkF-Anziehtreff greift benachteiligten Familien unter die Arme. Hier werden Kleidung für Säuglinge, Kinder und Schwangere, Autositze, Kinderwagen und vieles mehr ausgegeben. In Bad Schwalbach bietet der Caritasladen „RuFRund um Familie“ mehrere Angebote unter einem Dach. Es gibt Kleidung für Kinder, Heranwachsende und Schwangere gegen geringes Entgelt oder zum Tausch. Kinderwagen und -betten können geliehen werden. Der Großteil der Arbeit wird von Ehrenamtlichen bewältigt. Parallel zum Laden hat das Café RuF im gleichen Gebäude geöffnet. Bei Kaffee oder Tee können Eltern oder Großeltern Kontakte knüpfen. Regelmäßig sind Beraterinnen aus dem Caritaszentrum vor Ort. Die Räume werden zudem von einer Krabbelgruppe genutzt, und in der Küche findet regelmäßig ein Kinderkochkurs in Kooperation mit dem Kinderschutzbund statt.

„Dauerhafte Armut verschärft jede Auffälligkeit.“
Dr. Antje Richter-Kornweitz

Dass Hilfe manchmal durch den Magen geht, konnte auch Rita Ebenig-Kraut feststellen, die das Rheingauer Projekt „Cook mal Kess“ vorstellte. Bei dieser Kooperation der katholischen Familienbildung mit der Kita Rabanus Maurus in Oestrich-Winkel, der Stiftung „Zukunft schenken“ und dem Hotel „Kloster Johannisburg“ handelt es sich um eine Kombination von Erziehungs- und Elternkochkurs. Während die Mütter am Kess-Erziehungskurs teilnehmen, werden die Kinder unabhängig von ihrem Alter in der Kita Rabanus Maurus betreut. Im Anschluss an den Erziehungskurs am Morgen bereiten die Mütter in der Küche des Hotels „Kloster Johannisburg“ mit dem dortigen Koch eine gesunde Mahlzeit zu, decken gemeinsam den Tisch und essen im Anschluss gemeinsam mit ihren Kindern.

www.kinderarmutbekaempfen.de

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