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Zu Dritt nach Oberursel
04.07.10

Zu Dritt nach Oberursel

Bezirksdekan Andreas Unfried wird Pfarrer im Hochtaunus - Priestergemeinschaft zieht mit um

 

Ausgabe 27 vom 4. Juli

Können sich ein Leben ohne ihre Priestergemeinschaft nicht vorstellen: (von links) Pfarrer Reinhold Kalteier, Bezirksdekan und Pfarrer Andreas Unfried und Pfarrer Ludwig Reichert. Foto: Barbara Schmidt

Von Barbara Schmidt

Hofheim. Über die Frage, was Gemeinden eigentlich davon haben, wenn ihre Pfarrer in einer Priestergemeinschaft leben, muss Reinhold Kalteier nicht lange nachdenken. „Zufriedene Priester“, sagt der 63-Jährige prompt.

Rund 15 Jahre haben die Katholiken im Pastoralen Raum Hofheim/ Kriftel diese Erfahrung machen können. Sicher, zu Anfang sei es für die Krifteler nicht ganz leicht gewesen zu akzeptieren, dass ihr Pfarrer nicht ins Pfarrhaus zieht, weiß Andreas Unfried noch. Doch weil sie schnell gemerkt hätten, dass der andere Wohnort seiner Präsenz in der Gemeinde keinen Abbruch tat, war das Thema rasch vom Tisch. Manche Veränderung hat sich im Lauf der Zeit ergeben. Kalteier war zunächst Pfarrer von St. Peter und Paul in Hofheim, dem Wohnort der Priestergemeinschaft „Maranatha“, Unfried Pfarrer von St. Vitus in Kriftel. Und Pfarrer Ludwig Reichert zog als Pfarrer von Frankfurt-Zeilsheim ins Hofheimer Pfarrhaus ein.

„Wenn ihr da seid, geht‘s leichter.“
Pfarrer Andreas Unfried

„Diese Gelegenheit, die wir damals bekommen haben, drei Pfarreien in enger Nachbarschaft zu übernehmen“, so Unfried, sei sicher eine wichtige Voraussetzung für die angestrebte Priesterwohngemeinschaft gewesen. Für ihn wird darin auch die Unterstützung durch das Bistum sichtbar, das dieser Lebensform immer positiv gegenüber gestanden habe. Reichert übernahm 2001 die Leitung des „Refugiums“ im Hofheimer Exerzitienhaus, das die Seelsorge für die Mitarbeitenden der Caritas im Bistum leistet. Als Pfarrer Edmund Spiegel 2004 in den Ruhestand ging, übernahm Andreas Unfried, der auch schon das Amt des Bezirksdekans inne hatte, noch die Pfarrei St. Georg in Hofheim-Marxheim und -Diedenbergen. Kalteier wurde priesterlicher Leiter der Pfarrei St. Bonifatius in Hofheim-Süd. Im Dialog mit den synodalen Gremien begann ein Fusionsprozess, an dessen Ende zwei Neugründungen standen.

Heute hat der Pastorale Raum Hofheim-Kriftel noch drei Pfarreien, deren Leitung Unfried und Kalteier gemäß Canon 517, 1 des Kirchenrechts gemeinsam inne haben. Doch dieses Modell wird bald Geschichte sein. Denn die Priestergemeinschaft hat sich auf Bitte des Bischofs für einen Umzug nach Oberursel entschieden („Der Sonntag“ berichtete). Der 47-jährige Andreas Unfried übernimmt zum 1. September im Pastoralen Raum mit acht Kirchengemeinden die Pfarrstelle, Reinhold Kalteier wird ihm als priesterlicher Helfer zur Seite stehen. Und Ludwig Reichert nimmt das Pendeln in Kauf, denn auch er hat „nie ernsthaft in Zweifel gezogen, in dieser Gemeinschaft zusammen zu bleiben.“ Im Gegenteil kann der 57-Jährige nach 15 Jahren sagen: „Ich bin sehr froh, dass wir das damals so entschieden haben.“

Ein Einzelkämpferdasein als Pfarrer wollten alle drei nicht. „Die Gefahr der emotionalen Verwahrlosung“, sagt Ludwig Reichert, sei bei einem Single-Dasein nicht von der Hand zu weisen. Wer in Gemeinschaft lebe, müsse sich selbst hinterfragen lassen. „Unser Glaube lebt ja von Beziehung“, nennt der Theologe einen grundlegenden Punkt. „Wenn man da alles für sich allein macht, besteht auch die Gefahr, dass man haarscharf am Kern vorbei lebt.“

Über Jahre gaben zunächst regelmäßige Treffen der Gemeinschaft Raum zum Werden. Am Ende stand der Wunsch, es nicht bei diesen Treffen zu belassen, sondern den Schritt zu wagen, unter einem Dach zu leben. Das Hofheimer Pfarrhaus wurde für die Bedürfnisse der Priestergemeinschaft umgebaut, jedes Mitglied erhielt ein separates Appartement, das Erdgeschoss ist mit Küche, Wohn- und Essraum Gemeinschaftsbereich. So soll es auch in Oberursel wieder werden, „es ist aber alles ein wenig kleiner dort“, sagt Pfarrer Unfried. Zum gemeinsamen Mittagessen lässt der Terminkalender nicht immer Raum, zum Morgengebet kommen die drei aber fast immer zusammen. Allein falle es schwerer, sich angesichts der vielen Arbeit auch die nötige Zeit zum Beten zu nehmen, hat Unfried an sich selbst beobachtet. „Wenn ihr da seid, geht’s leichter“, gesteht er seinen Mitbrüdern lächelnd.

Bewährt haben sich auch eine geistliche Begleitung der Gemeinschaft und die jährlichen Exerzitien. „Es gibt immer wieder Bedarf nachzusteuern, besser zu verstehen, warum einer so oder so reagiert hat“, erläutert Reichert. Da lässt sich dann auch ganz anders aus der eigenen Erfahrung heraus anderen sagen, dass man an einer Beziehung arbeiten muss. Unfried sagt: „Ich habe es für uns als entscheidend erlebt über die Jahre weg.“

Nachgefragt

„Hohes Potenzial an talentierten Menschen“

Andreas Unfried war bei seiner Ernennung einer der jüngsten Bezirksdekane im Bistum Limburg. Jetzt geht der 47-Jährige in den Hochtaunus. Das gibt Anlass für Rück- und Ausblick:

Frage: Der Wechsel nach Oberursel bedeutet auch, dass Sie das Amt des Bezirksdekans für den Main-Taunus nach zwölf Jahren aufgeben. Was hat Ihnen besondere Freude gemacht?

Unfried: Die Arbeit im Caritasverband ist mir besonders ans Herz gewachsen – insbesondere all die Projekte, wo sich Gemeindepastoral und professionelle Nächstenliebe zum Nutzen beider Seiten verknüpfen ließen. Aber natürlich waren Projekte wie das Kreuzfest 1999 oder die Aktion „Himmlisch nah“ im MTZ auch spannend. Die Gestaltung unserer jährlichen Pastoraltage für die Seelsorgerinnen und Seelsorger ist mir auch immer sehr wichtig gewesen.

Und was hat Sie besonders herausgefordert?

Neben der wirtschaftlichen Sanierung des Caritasverbands vor einigen Jahren ist und bleibt der Strukturwandel in den Gemeinden die größte Herausforderung. Stichworte wie „PPP“, „Sparen und Erneuern“ und „Bereitschaft zur Bewegung“ haben diese zwölf Jahre geprägt (und auch mich...). Vielleicht ernten wir jetzt aber bald auch die ersten Früchte all dieser Bemühungen. Der Abschied rückt nun näher. Da gibt es sicher auch Abbrüche.

Was lassen Sie besonders ungern unvollendet zurück?

Die dauerhafte kirchliche Präsenz im Main-Taunus-Zentrum als Frucht von vier Jahren „Himmlisch nah“ ist leider noch nicht in trockenen Tüchern. Ich habe für dieses „Kind“ eine Menge investiert. Jetzt hoffe ich, dass es nicht ins Waisenhaus abgeschoben wird.

Was wünschen Sie „Ihrem“ Bezirk für die Zukunft?

Der Bezirk Main-Taunus ist profiliert mit einer sozialpastoralen Ausrichtung und hat einiges an Erfahrung in Bezug auf eine missionarische Seelsorge gesammelt. Da es hier ein hohes Potential an wunderbar talentierten Menschen mit vielen Gnadengaben gibt, kann ich nur sagen: Vergrabt eure Talente nicht, sondern setzt sie ein!

Interview: Barbara Schmidt

Verabschiedung von Bezirksdekan Andreas Unfried am Samstag, 21. August, 17 Uhr, Vincenzhaus Hofheim

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