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„Eine Sternstunde“
24.07.11

„Eine Sternstunde“

Sieben Frauen und Männer aus dem Bistum waren beim Dialog-Auftakt in Mannheim dabei

 

Ausgabe 30 vom 24. Juli 2011

Limburg (kai). Es war ein „Dialog auf Augenhöhe“. So bewerten Bischöfe und Laien den Auftakt des Gesprächsprozesses in Mannheim. „Der Sonntag“ hat einige Teilnehmer aus dem Bistum Limburg befragt.

Dialog in der Kirche müsse immer „mit dem gemeinsamen Hören auf Gottes Wort und im Gebet“ beginnen. Mit diesen Worten hat Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst alle Gläubigen eingeladen, „den Prozess geistlich zu begleiten“. Dialog sei etwas anderes als Debatte, so der Bischof weiter. Es gehe nicht um Kompromisse im Sinn von Tarifverhandlungen oder um den Erfolg bestimmter Interessensgruppen, sondern um die Frohe Botschaft, die die Kirche verkünde. „Die Glaubenswahrheiten, die uns in Schrift und Tradition geschenkt wurden, sind weder Streitmasse noch Verhandlungssache.“

Tebartz-van Elst verweist auf die im Bistum Limburg gewachsene Dialogkultur in den synodalen Gremien. Diese werde sich auch im Gesprächsprozess bewähren. „Wesentlich ist das geistliche Miteinander aller Beteiligten und ebenso die Begleitung der Initiative im Gebet aller Gläubigen.“

„Synodaler Weg im wahrsten Sinne des Wortes.“ Christian Pulfrich

Als „sehr konstruktiv und offen“ hat Christian Pulfrich (33) aus Dillenburg die Atmosphäre in Mannheim erlebt. „Synodaler Weg im wahrsten Sinne des Wortes“, urteilt der Studienrat. „Die anwesenden Bischöfe und Kardinäle haben von Anfang an signalisiert, dass die Gespräche auf ,Augenhöhe‘ laufen sollen. Die Durchmischung der Kleingruppen, immer mit einem Bischof, ermöglichte einen Dialog, wie man ihn sich wünscht: Laien, Pfarrer und Bischöfe arbeiten an einem gemeinsamen Ziel.“

Der 33-Jährige fand die Offenheit ermutigend: „Man merkte, dass alle Gruppierungen an einer konstruktiven, angstfreien Auseinandersetzung interessiert sind.“ Es seien konkrete Fragen gestellt worden, wie die Kirche 2015 aussehen müsse – zum Beispiel im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und dem allgemeinen Priestertum aller Glaubenden. „Die Themen sind klar benannt, es liegt nun daran, dass sie umgesetzt werden“, so Pulfrich. Er habe sich sehr darüber gefreut, dass Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und Weihbischof Thomas Löhr in Mannheim dabei waren. „Ich denke, dass sowohl für uns Synodale als auch für die beiden Bischöfe deutlich wurde, welche Stärke im gemeinsamen Weg steckt.“

Ähnlich beurteilt Dr. Michael Molter aus Schwalbach den Auftakt des Gesprächsprozesses. „Ich war von der Atmosphäre in Mannheim begeistert“, berichtet der 64-Jährige. Er hatte den Eindruck, „dass alle Teilnehmer mit Engagement und großer Ernsthaftigkeit am Weg unserer Kirche in die Zukunft mitarbeiten wollen. Die Gespräche fanden aus meiner Sicht wirklich auf Augenhöhe statt.“

Ein wichtiges Thema war für Molter ebenfalls der Umgang mit Scheitern und gebrochenen Lebensläufen, „zum Beispiel mit wiederverheirateten Geschiedenen“. Außerdem sei für ihn die gemeinsame Verantwortung von Amtsträgern und Laien für die Kirche relevant gewesen „und das glaubwürdige Auftreten der Kirche und aller ihrer Mitglieder“.

Als „ausgesprochen geschwisterlich“ hat Pfarrer Hans-Jörg Meiller (Schmitten) die Atmosphäre in Mannheim erlebt. „Es wurde deutlich, dass Menschen, die an ganz unterschiedlichen Stellen in der Kirche stehen – wenn auch auf unterschiedliche Weise –, von ein und demselben Christus in ihrem Engagement angetrieben werden.“

Der Blick auf die Stärken und die „immer noch gegebene Akzeptanz der Kirche in der Bevölkerung“ sei ermutigend gewesen. „Ehrlich und offen auch von Bischöfen zu hören, wo sie ihre Versäumnisse sehen, wirkte befreiend und schaffte Nähe“, so Pfarrer Meiller.

Unisono hätten verschiedene Kreise und Gruppen gefordert, „dass Kirche die so unterschiedlichen Lebensformen in unserer Gesellschaft ernst nimmt und sie nicht totschweigt“. Genannt worden seien wiederverheiratete Geschiedene, konfessionsverschiedene Ehen und homosexuelle Partnerschaften.

„Es war mit Händen zu greifen, wie gefährlich es sein könnte, sich an innerkirchlichen Themen festzubeißen, während ein Großteil von eben dieser Kirche einfach wegzubrechen droht“, so Meiller. Er ist zuversichtlich, „dass der angestoßene Dialogprozess der Kirche in der Bundesrepublik hilft, den Menschen näher zu kommen.“ Sein Fazit: „Ich bin dankbar und froh, eine Sternstunde des deutschen Katholizismus aktiv miterlebt zu haben.“

Informationen: www.dbk.de

Zur Sache

Die Teilnehmer

Ein Dialog über die Zukunft der Kirche – das ist das Ziel der Gesprächsforen, zu denen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), für die kommenden fünf Jahre eingeladen hat. Für das erste Dialogforum in Mannheim mit rund 300 Teilnehmern waren im Bistum Limburg sieben Frauen und Männer benannt worden:

  • Christina Kreis (45) aus Solms ist Oberstaatsanwältin und ehrenamtliches Mitglied im Präsidium der Diözesanversammlung. Sie engagiert sich im Arbeitsstab sexueller Missbrauch im Bistum Limburg.
  • Michael Molter (64) aus Schwalbach arbeitete bis zum Eintritt in den Ruhestand als Chemiker. Er ist Mitglied der Diözesanversammlung.
  • Beatrix Schlausch (70) aus Dillenburg ist Präsidentin der Diözesanversammlung und Mitglied im Diözesansynodalrat. Die frühere Verwaltungsangestellte engagiert sich zudem als Vorsitzende des Caritasrats im Bistum Limburg.
  • Barbara Wieland (43) aus Frankfurt ist Industriekauffrau und promovierte Theologin. Sie ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und Mitglied des Rechtsträgers „Katholikentag Mannheim 2012“. Wieland gehört dem Präsidium der Diözesanversammlung an und ist Mitglied im Diözesansynodalrat.
  • Christian Pulfrich (33) aus Dillenburg ist als Studienrat und Schulseelsorger tätig. Er ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und engagiert sich im Präsidium der Diözesanversammlung.
  • Pfarrer Hanns-Jörg Meiller (45) aus Schmitten ist Mitglied des Priesterrats der Diözese Limburg und Kurat des Pfadfinder-Stammes St. Martin Idstein der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg.
  • Andreas Boßmeyer (51) ist hauptamtlicher Ständiger Diakon in Hochheim. (ids/kai)

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