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Oma Anneliese ist einfach Klasse
16.05.10

Oma Anneliese ist einfach Klasse

Von dem Projekt „Wunschgroßeltern“ profitieren Jung und Alt

 

Ausgabe 20 vom 16. Mai

Die Coles mit Oma Anneliese in ihrer Mitte. Alle, ganz besonders die Kinder, haben ihren Spaß. Die Seniorin ist in die Familie eingebunden und hat eine Aufgabe. Für die Eltern ist es eine spürbare Erleichterung im Alltag. Zufrieden sind alle. Foto: Gundula Stegemann

Von Gundula Stegemann

Mal wieder mit Kindern spielen, Geschichten erzählen, Enten füttern, lachen. Oder einfach ein Eis essen gehen. Ein Heidenspaß, auch für Oma und Opa. Aber was ist, wenn gar keine Enkel da sind?

Manche Senioren vermissen den Umgang mit Kindern. Andererseits kommt es immer häufiger vor, dass Oma und Opa zu weit weg wohnen. Und es gibt Familien, die keine Großeltern haben, sich aber für ihre Kinder alltägliche Erfahrungen mit Oma oder Opa wünschen. „Wunschgroßeltern – Enkelwunsch gesucht – gefunden!“ ist ein Gemeinschaftsprojekt von Rhein-Lahn-Kreis, dem CaritasverbandWesterwald/ Rhein-Lahn, der Familienbildungsstätte Westerwald/ Rhein Lahn und Irene Schranz als Seniorentrainerin.

Klasse, wenn Oma oder Opa am Kindergartentor stehen

Silke und Stephen Cole aus Lahnstein leben mit ihren beiden Söhnen Connor, sechs Jahre, und Jarrod, drei Jahre, weit weg von Oma und Opa. Aus beruflichen Gründen sind sie am Rhein gelandet. „Eines Tages war der Große ganz traurig, als er aus dem Kindergarten kam. Nie käme mal die Oma zum Abholen “, erzählt Silke Cole. „Ich habe ihm erklärt, dass meine Mutter in Hamburg lebt und das einfach zu weit weg ist. Und mein Mann stammt aus Großbritannien.“

Aber auch den Eltern erging es zeitweise nicht anders. Sie vermissten Oma und Opa in ihrer Familie. Beide wollten wieder arbeiten gehen. Also hörten sie sich in der Nachbarschaft um. Hilfe wurde angeboten, aber nicht als Oma und Opa. „Das fanden wir schade, denn uns ging es schon um diese Großelternbeziehung“, sagt Silke Cole. „Wir wollten jemanden finden, der mit uns in den Zoo geht, auch an Weihnachten und zu den Geburtstagen da ist. In der Zeitung lasen wir von dem Projekt und meldeten uns sofort. Wir waren richtig gespannt, als sich Oma Anneliese meldete. Nach zwei Treffen war allen klar, das geht gut“, so die Mutter. Anneliese Wickenburg sehnte sich nach Familie. „Meine Kinder brauchen mich nicht mehr, die Enkel sind erwachsen“, sagt die 78-Jährige. Deshalb meldete sie sich als Wunschoma. Das war im Sommer 2009. Seitdem ist sie für die Familie da, spielt mit den Kindern, liest ihnen vor, springt ein, wenn die Not am größten ist. Connor freut sich besonders, denn nun holt ihn Oma Anneliese vom Kindergarten ab. Dafür liebt er sie heiß und innig.

Coles sind da, wenn Oma Anneliese einen neuen Spülhahn braucht, wenn die Schranktür klemmt oder wenn sie mal ins Krankenhaus muss. „Es ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen“, sagt Silke Cole. „Wir können das nur weiterempfehlen. Wenn die Wunschoma etwas macht, weiß man das viel mehr zu schätzen als bei den eigenen Eltern. Da nimmt man doch einiges als selbstverständlich hin.“

Das Projekt bietet die Möglichkeit, das Alt und Jung in Kontakt treten können. Die verschiedenen Generationen sind im abgesprochenen Rahmen füreinander da, verbringen ihre Freizeit miteinander – und lernen voneinander. Sie unterstützen sich gegenseitig, von der Einkaufshilfe bis hin zur gelegentlichen Kinderbetreuung. Das Projekt ist keine Vermittlungsstelle für Tagesmütter, Haushaltsoder Gartenarbeitshilfen. Interessierte Familien und Senioren melden sich beim Seniorenbüro. Nach eingehender Beratung wird ihnen ein Fragebogen ausgehändigt, in dem sie ihre Wünsche und Vorstellungen angeben. Anhand der Fragebögen bringt das Seniorenbüro „Wunschoma und –opa“ mit einer oder mehreren Familien zusammen. Im Rahmen eines persönlichen Gesprächs lernen sich die Beteiligten kennen. „Damit sollen verschiedene Generationen zusammengeführt werden“, sagt Uschi Rustler vom Seniorenbüro.

Die Senioren werden nicht allein gelassen

1996 wurde das Projekt mit dem ersten Generationenpreis des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck für besonders vorbildliche und herausragende Leistungen ausgezeichnet. Die Wunschgroßeltern werden nicht allein gelassen. In themenzentrierten Kursen, die ein begleitendes Gruppenangebot mit Möglichkeit zum Austausch einschließen, können die Omas und Opas alle Fragen und Probleme ansprechen, die sich durch den Einsatz ergeben könnten. Die Katholische Familienbildungsstätte Westerwald/Rhein-Lahn übernimmt die pädagogische Begleitung der Wunschgroßeltern und bietet zudem Qualifizierungskurse an. Die Teilnahme an den Kursen ist frei. Für die Fahrtkosten kommen die Familien auf. Eine Haftpflicht- und Unfallversicherungsschutz besteht über das Seniorenbüro „Die Brücke” des Rhein-Lahn-Kreises.

Ganz besonders wichtig: Die Wunschgroßeltern und Familien, verpflichten sich schriftlich zur Verschwiegenheit über die Familien- und Lebensverhältnisse aller Beteiligten.

Kontakt: Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises, Seniorenbüro „Die Brücke“, Uschi Rustler, Telefon 02603/972336, E-Mail: uschi.rustler@rhein-lahn.rlp.de, Internet: www.rhein-lahn-bruecke.de

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