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Langer Weg zum Islamunterricht
15.03.09

Langer Weg zum Islamunterricht

Podiumsdiskussion im Haus am Dom in Frankfurt

Lehrerin für islamischen Religionsunterricht im Ruhrgebiet: Lamya Kaddor. Foto: Barbara Brüning

Frankfurt (brü). Der Hessische Landtag hat sich für die Einführung von islamischem Religionsunterricht ausgesprochen. Er soll in deutscher Sprache durch in Deutschland ausgebildete Lehrkräfte unterrichtet werden. Das Forum „Gleiches Recht für alle“ des Domkreises Kirche und Wissenschaft im Haus am Dom hatte dies zum Thema. Mehr als 100 Besucher waren dem Aufruf gefolgt.

Mit Dr. Heinz-Wilhelm Brockmann, dem Staatssekretär des Kultusministeriums, diskutierten Professor Eckhard Nordhofen, Dezernent für Bildung und Kultur im Bistum Limburg, und Oberkirchenrat Dr. Jens Feld vom Referat Schule und Religionsunterricht der Evangelischen Kirche Hessen- Nassau. Sie sind für die Inhalte des christlichen Religionsunterrichts zuständig. Ebenfalls dabei war die Religionspädagogin Lamya Kaddor, Herausgeberin des ersten deutschsprachigen Schulbuches für Islamkunde.

Über die Fakten war das Podium sich einig: Das Grundgesetz behandelt neben dem Recht auf freie Religionsausübung das Recht auf Religionsunterricht. Die Inhalte des Unterrichts sind von den Religionsgemeinschaften selbst zu bestimmen. Da keine Religion explizit erwähnt sei, gelte dieses Recht für Christen und ebenso für die 600000 muslimischen Kinder und Jugendlichen in Hessen, erläuterte das Mitglied im Zentralrat der Katholiken, Brockmann.

Kaddor, selbst Muslimin, in Deutschland geboren und syrischer Abstammung, unterrichtet seit sechs Jahren an einer Hauptschule im Ruhrgebiet islamische Religion. Die Autorin des ersten Schulbuches für Islamkunde in deutscher Sprache sieht einen großen Bedarf an Aufklärung bei den muslimischen Kindern und Jugendlichen. Sie sprach aus ihrer Erfahrung heraus von einer „hohen Akzeptanz“ des Unterrichts bei den jungen Menschen und ihren Eltern. Denn bislang sei ihnen in Moscheen, Familien oder Koranschulen nur religiöses Leben vermittelt worden, nicht aber Glaubensinhalte und -bedeutung. Als Chance für den Islam wertete zudem Eckhard Nordhofen die Ausbildung muslimischer Relgionslehrer an deutschen Universitäten. Problematisch sei allerdings, so Brockmann, muslimische Gesprächspartner zu finden. Denn anders als die christlichen Kirchen seien die Muslime nicht in Körperschaften organisiert und erhöben nicht den Anspruch, eine Theologie zu formulieren.

Als erstes gelte es nun, in Hessen einen runden Tisch mit Vertretern des Islam zu bilden, so der Politiker, der schon in Niedersachsen bei der Durchführung des Modellprojekts Islamunterricht Erfahrungen gesammelt hat. Bis zur endgültigen Einführung des islamischen Religionsunterrichts wird es laut Brockmann sicher ein „langer und dorniger Weg“ sein. Sollte der runde Tisch nicht zu einem Ergebnis kommen, schlug der hessische Staatssekretär als „zweitbeste Lösung“ einen vom Staat verantworteten religionskundlichen Unterricht für den Islam vor.

In der anschließenden Publikumsdiskussion zeigte sich, dass viele Besucher mit grundsätzlicheren Fragen gekommen waren. Die Verfassungstreue des Islam sowie seine Haltung gegenüber Andersgläubigen wurden angesprochen und zeugten von einem großen Gesprächsbedarf.

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