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Die Spielregeln des Lebens
19.12.10

Die Spielregeln des Lebens

Die zehn Gebote waren Thema eines Projekts in der Jugendkirche Jona in Frankfurt

Aufschreiben, was ihnen wichtig ist: Jugendliche in der Jugendkirche Jona in Frankfurt. Fotos (2): Barbara Brüning

Im grünen Licht: Sophie, die das Projekt mit vorbereitet hat.

Von Barbara Brüning

Groß angelegt war das Jahresendprojekt der Jugendkirche Jona schon immer. „Aber so groß wie in diesem Jahr war es noch nie“, erzählt Werner Otto, der Jugendpfarrer. In der benachbarten Carl-Schurz-Schule fand ein Theaterprojekt unter Mitarbeit zweier Jugendreferenten von Jona statt.

Außerdem beteiligten sich Schulen, Kommunion- und Firmkurse an einem Kunstprojekt zu den zehn Geboten. „Ich bin ganz überwältigt davon, wie viel Mühe einzelne Gruppen investiert haben“, schwärmt Otto. Über 600 Jugendliche haben sich zum Besuch der Ausstellung angemeldet. Es gibt einen großen Abschlussgottesdienst mit dem Weihbischof. „Was die Jugendlichen hier aus den zehn Geboten gemacht haben, zeigt mir, dass sie immer noch sehr aktuell sind“, betont Jugendpfarrer Otto.

„Bitte die Kirche nicht vor zwölf verlassen“, ruft die Lehrerin der zehnten Klasse der Luise-von-Rothschild-Schule, einer Frankfurter Realschule. Mit diesen Worten entlässt sie ihre Schüler und Schülerinnen in die Jugendkirche. Sie ahnt nicht, wie schwierig es später sein wird, die Jugendlichen zum Gehen zu bewegen. Kaum haben sie das durch blaue Vorhänge und einen plätschernden Brunnen symbolisierte rote Meer durchschritten, werden sie von einer Lichtinstallation empfangen. Der ganze Kirchenraum ist in rotes Licht getaucht. Das wird abgelöst von sich bewegenden weißen Punkten, die wie Sterne über das Firmament des Kirchenschiffs ziehen. Wenige Augenblicke später sind die Jugendlichen abgetaucht in die Themen der Stationen. Sollten sie geplant haben, dass sie eben mal schnell durchlaufen und dann gepflegt mit den Freunden quatschen können, so haben sie diesen Plan längst vergessen.

„Was die Jugendlichen hier aus den zehn Geboten gemacht haben, zeigt mir, dass sie immer noch aktuell sind.“
Jugendpfarrer Werner Otto

Die größte und konzentrierteste Gruppe sitzt ausgerechnet vor dem Gebot fest, von dem man sicher dachte, dass heutige Jugendliche mit einem müden Lächeln daran vorbeizögen. „Du sollst Vater und Mutter ehren“, heißt es da. Ein großer Tisch mit Stühlen, Zettel, Stifte, Briefumschläge und ein Briefkasten sind alles. Und die Aufforderung: Schreib einen Brief mit Komplimenten an deinen Vater, deine Mutter oder beide. Wir (die Jugendkirche Jona) werden diesen Brief kurz vor Weihnachten abschicken. Vielleicht ist es diese Mischung aus Selber-Schreiben und Nicht-Selber-Schicken, die so fasziniert. Als die meisten nach etwa 15 Minuten fertig sind, sitzt der 16-jährige Mark immer noch da, schreibt und grübelt und schreibt. „Ja“, sagt er nachher „es hat mir gut getan. Ich habe darüber geschrieben, dass es in der Vergangenheit Probleme gab. Aber dass das jetzt besser wird“, erklärt er. Der Jugendpfarrer staunt: „Dass gerade diese Station so angenommen wird, damit hatten wir nicht gerechnet.“

Sophie, Sebastian und Martin sind 19 und haben bei der Konzeption mitgearbeitet. Seit dem Ende der Sommerferien sind sie im Team dabei. Den Dreien hat die Arbeit viel Spaß gemacht. Und das ist spürbar an der Liebe zum Detail, mit der die Stationen gestaltet sind. Etwa 70 Jugendliche waren beteiligt. Eine Gruppe war für die Gestaltung der Kirche zuständig, eine für die Konzeption und die inhaltliche Arbeit an den Stationen.

Die Drei stehen vor einer Glaswand, an der steht: „Gott ist Liebe.“ Und daneben: „Alle liebevollen Beziehungen sind für Gott heilig.“ Diese Station ist dem Gebot „Du sollst nicht ehebrechen“ gewidmet. „Es ist egal, ob es eine Ehe oder eine Beziehung ist“, sagt Sebastian. Das gehöre sich einfach nicht. Es zerstöre die Beziehung, weil das Vertrauen gestört wird. Und das schade einem nur selbst. „Die Ehe ist nur die höchste und heiligste Form der Beziehung“, ergänzt der Jugendliche, der sein freiwilliges soziales Jahr in der Jugendkirche leistet. An die Glaswand können die jungen Menschen schreiben, welche Beziehungen ihnen wichtig sind und was sie sich dafür wünschen. „Es gibt wichtigeres als Fußball …“ hat jemand geschrieben. Vor dem großen Schachspiel am Eingang sitzt der 16-jährige Manuel und denkt nach. Er wolle herausfinden, was ihm wirklich wichtig sei, sagt er. Bisher habe er sich noch keine Gedanken darüber gemacht, gesteht er lächelnd und versinkt wieder in Nachdenken.

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