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Den Tod aus der Nische holen
08.11.09

Den Tod aus der Nische holen

Trauerzentrum St. Michael in Frankfurt offiziell eingeweiht

Gehen in ihrer Arbeit im neuen Trauerzentrum auf: Schwester Monika Uecker und Pfarrer Joachim Metzner. Foto: Bernhard Perrefort

Von Bernhard Perrefort

„Hier hat Trauer ausdrücklich ihren Platz.“ Pfarrer Joachim Metzner unterstreicht die Bedeutung des neuen Zentrums für Trauerseelsorge St. Michael. Mit der Einweihung der neu gestalteten Räume in Frankfurt- Bornheim durch Weihbischof Thomas Löhr nimmt es offiziell seine Arbeit auf.

Seit 2007 gibt es das Zentrum bereits, aber erst durch die Umbaumaßnahmen im früheren Gemeindezentrum St. Michael stehen nun auch geeignete Räume für Gruppen- und Einzelgespräche, das Trauercafé, Seminare oder Vorträge zur Verfügung. In einer „Kapelle“ können Trauernde ihre verstorbenen Angehörigen auch aufbahren, um von ihnen Abschied zu nehmen. Die Gottesdienste fi nden in der Kirche St. Michael statt. Das Trauerzentrum sei ein Projekt des Bistums für die Stadtkirche Frankfurt, verdeutlicht Metzner. „Wir sind aber auch anfragbar für andere Bezirke“, ergänzt der Pfarrer.

Zum Seelsorgeteam gehört neben dem 46-Jährigen Monika Uecker. Die Schwester der Gemeinschaft Congregatio Jesu, die ehemals die Maria-Ward-Schule ihres Ordens in Bad Homburg leitete, hat eine halbe Stelle im Trauerzentrum St. Michael. „Es ist ein Wunsch in Erfüllung gegangen, nach der Schule in der Begleitung von Menschen zu arbeiten. Trauer passt da gut“, erläutert Schwester Monika überzeugend. Metzner räumt ein, nicht unbedingt nach dieser Art Seelsorge „gesucht“ zu haben, nun habe er sie aber „gefunden“. Nachdem seine frühere Gemeinde St. Michael aufgelöst wurde, habe er den Aufbau eines Trauerzentrums als „interessante Aufgabe“ betrachtet. Mittlerweile „fühle ich mich richtig wohl. Man kann sich so intensiv um Menschen kümmern.“

Die Augen des Mitglieds der Priestergemeinschaft des Oratoriums des heiligen Philipp Neri strahlen bei dieser Aussage. In Trauergesprächen „geht es ja nicht nur um Tod, sondern da liegt das ganze Leben auf dem Tisch“.

„Wir können weder die Trauer abschalten noch Tote lebendig machen.“

Pfarrer Joachim Metzner Er weiß um die Begrenztheit des Wirkens des Seelsorgeteams – eine Pastoralstelle ist noch unbesetzt –, „denn wir können weder die Trauer abschalten noch Tote lebendig machen“. Vielmehr gelte es, „einen Ort zu schaffen, an dem Menschen dafür ein Ohr haben“. Auf den Punkt gebracht, nennt Metzner als Hauptanliegen, „unseren versöhnenden Umgang mit Tod und Sterben“ zu erläutern beziehungsweise „gelassen mit der Vergänglichkeit“ umzugehen.

Schwester Monika Uecker verweist nochmals auf die Besonderheit des neuen Trauerzentrums für die betroffenen Menschen. Denn anders als in einigen Gemeindezentren, werden sie hier mit ihrer Trauer „nicht zwischen Familienkreis und Kindergruppe gezwängt“. Sie fi ndet es „toll“, einfach die Zeit für Trauernde zu haben, und „schön“, sich uneingeschränkt darauf konzentrieren zu können.

Beide Seelsorger betonen die Einmaligkeit des Trauerzentrum in dieser Form im katholischen Deutschland. Sie möchten damit Gemeinden nicht ersetzen, sondern sie unterstützen. Beerdigt werde daher auch nur ausnahmsweise. Die Teilnehmerzahl am Trauercafé und die Einzelgespräche, überhaupt die Anfragen nehmen ständig zu, weiß die 61-jährige Ordensfrau. Sogar aus Bremen hat es eine gegeben, erzählt Metzner. „Oft handelt es sich um Menschen, die mit der Kirche nicht viel am Hut haben“, berichtet der Pfarrer. „Viele sagen: Nach so einem Angebot habe ich gesucht“, sieht er hier einen großen Bedarf. Trauernde treffen im Trauerzentrum auf Menschen, die bei diesem Thema eben nicht wegrennen. „Und damit den Tod aus der Nische holen“, unterstreicht die geistliche Begleiterin.

„In ihrer Not suchen Menschen nach einen Strohhalm“, erklärt Joachim Metzner. Und das unabhängig von Konfession oder Religiosität. Gleichzeitig freut sich Metzner über ein funktionierendes Netzwerk im Frankfurter Raum, in dem zum Beispiel Psychologen Trauernden raten, sich ans Trauerzentrum zu wenden oder umgekehrt: „Denn wir begleiten ausschließlich seelsorglich“, so Metzner. Manchmal dauert es lange, bis jemand nach dem Tod eines Angehörigen um ein Gespräch nachsucht. Wie die Frau, die nach dem Verlust des Partners zwei Jahre wartete, dann jedoch in ihrer Verzweiflung 15 Mal um einen Termin bat. „Zeit, die wertvoll ist“, betont Metzner. In der Regel sind es aber viel weniger Kontakte.

Und wie bewahren beide Seelsorger ihre Lockerheit? Von wertvollen bereichernden Erfahrungen berichtet Metzner. Schwester Monika meint: „Ich kann ja nur etwas anstoßen, Hörende sein.“ Mit entspanntem Gesichtsausdruck spricht sie vom Vertrauen zu Gott, dem sie vieles überlässt. „Das ist ein entlastender Punkt.“

St. Michael – Zentrum für Trauerseelsorge, Butzbacher Straße 45, Frankfurt, Telefon 069/451024, www.trauerseelsorge.bistumlimburg.de

Zur Sache

Hoffnung

 

Weihbischof Thomas Löhr verwies im Festgottesdienst darauf, dass Tod und Trauer immer mehr zum Tabu werden: „Trauer verschwindet aus der Gesellschaft, aus den Familien.“ Aus der Kirche dürfe sie nicht verschwinden, denn die Seelsorge für Trauernde sei eine zentrale Aufgabe der Kirche. Als Hüterin des Lebens habe sie auch einen Ort für die Erinnerung an den Tod zu bieten. Das solle St. Michael einerseits sein, andererseits, so Löhr, aber eine Geburtsstätte der Hoffnung, ein Erfahrungsraum für liebende Zuwendung. (ids)

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