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Volk Gottes braucht Visionen
19.09.10

Volk Gottes braucht Visionen

„Tag der Pfarrgemeinderäte“ eröffnet Limburger Kreuzwoche

 

Ausgabe 38 vom 19. September

Ließen sich von der guten Stimmung im Saal anstecken: Rund 200 Teilnehmer sind der Einladung zum „Tag der Pfarrgemeinderäte“ in der Limburger Stadthalle gefolgt. Fotos (2): Sascha Braun

Warnte davor, sich „im Wurschteln zu verzetteln“: der Hildesheimer Regens Dr. Christian Hennecke

Von Heike Kaiser

„Das ist ein Etappensieg.“ Prälat Dr. Günther Geis, Bischofsvikar für den synodalen Bereich, ist sichtlich stolz darauf, dass rund 200 Mitglieder von Pfarrgemeinderäten zur Eröffnung der Kreuzwoche nach Limburg gekommen sind – mehr als doppelt soviel wie im vergangenen Jahr. „Kirche, die über den Jordan geht“ heißt das Motto.

„Früher war alles besser.“ So hat das Volk Gottes beim Auszug aus Ägypten gemurrt, „und so pflegen wir auch heute noch eine ,Mangelrhetorik’: Wir sprechen von Priestermangel, Gottesdienstbesuchermangel, Gemeindemangel.“ Christian Hennecke, Leiter des Bischöflichen Priesterseminars in Hildesheim, stellt fest: „Wenn wir von Mangel reden, dann halten wir vergangene Zeiten für normativ, die damalige Situation für erstrebenswert.“ Aber auch: „Gott möchte mit uns, mit seinem Volk, zu jeder Zeit in ein neues Land ziehen.“

Glaube ist nicht mehr selbstverständlich

„Kirche, die über den Jordan geht“ – zu diesem Motto gibt der Hildesheimer Regens am „Tag der Pfarrgemeinderäte“ Anregungen. Er ist davon überzeugt, dass die Kirche sich verändern wird, aber auch davon, dass „Gott immer seinen Weg mit uns geht“. In den 1950-er Jahren seien die Kirchen noch voll gewesen: „Die Menschen haben das Christsein als Erbe mitbekommen, das Katholischsein wurde von den Eltern bestimmt: Wer erwachsen wird, wird Christ – das sind die Wirklichkeiten, aus denen wir kommen“, so Hennecke. Ein Milieu, das sich seiner Beobachtung nach jedoch seit dem Beginn der 1960-er Jahre auflöst: „Die heutige Generation von Eltern wurde nicht mehr fundamental in den Glauben eingeführt, der Glaube ist nicht mehr selbstverständlich.“

Der Prozess „Bereitschaft zur Bewegung“ im Bistum Limburg sei die logische Reaktion auf eine Veränderung, die sich seit 50 Jahren abzeichne, betont der Hildesheimer Regens. Es gelte, in dieser Umbruchsituation nach vorne zu schauen: „Gott erneuert seine Kirche. Merken wir das? Ist unser Blick dafür offen?“ Für Hennecke führt kein Weg an einer „visionären Pastoral“ vorbei: „Ohne Visionen verkommt das Volk. Wenn wir kein Ziel, keine Perspektive haben, werden wir uns im Wurschteln verzetteln.“ Um herauszufinden, welchen Weg Gott heute mit uns gehe, brauche es viel Vertrauen in den heiligen Geist, eine lebendige Beziehung zu Gott und zu den Verheißungen der Schrift.

„Neue Wege des Christseins werden neue Wege des Kircheseins hervorbringen“, ist Hennecke überzeugt. Der Prozess hin zu einer visionären Pastoral sei ein gemeinschaftlicher Weg, den Geistliche und Synodale zusammen gehen müssten. Wer wolle, dass „neue Leute zu uns kommen“, müsse sich auch damit auseinandersetzen, „dass dann alles anders“ werde. Hennecke hat eine „große Sehnsucht nach Echtheit, Glaubwürdigkeit, Authentizität“ festgestellt. Für ihn ergibt sich daraus die Option „gemeinsam beraten, gemeinsam hinhören, inspirieren und vertrauen“. Es gehe darum, sowohl den Menschen, die auf der Suche sind, als auch denen, „die schon da sind“, das Verständnis zu geben, „dass sie Kirche sind“.

Über und durch den Jordan gehen

„Kirche, die über den Jordan geht“ – das Motto des „Tags des Pfarrgemeinderäte“ sei doppeldeutig, macht Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Pontifikalamt zur Eröffnung der Limburger Kreuzwoche deutlich: „Es kann verstanden werden als ,Bereitschaft zur Bewegung’, als Beschreibung von Mobilität, auf Neuland hin. Es kann aber auch schicksalhaft gedeutet werden als eine Kirche, die in den Fluten versinkt, die untergeht.“ Die Anregungen von Regens Hennecke hätten ihn nachdenklich gemacht, so der Bischof weiter. „Müsste das Motto nicht heißen: ,Kirche, die durch den Jordan geht’?“ Eine Kirche, die über den Jordan gehen wolle, müsse durch den Jordan gehen, „einen anderen Weg gibt es nicht“.

Kirche darf nicht wasserscheu sein

Doch eine Kirche, die über den Jordan gehen wolle, „darf nicht wasserscheu sein“, betont Bischof Tebartz-van Elst. Sie brauche die Orientierung aus dem Wasser der Taufe. „Eine Kirche, die über den Jordan gehen will, muss durch den Jordan gehen. Dann kommen wir an im Land der Verheißung.“

Zur Eröffnung der Kreuzwoche ist auch Alick Banda, Bischof der Partnerdiözese Ndola (Sambia), nach Limburg gekommen. Ihn begrüßt Bischof Tebartz-van Elst besonders – genauso wie die Synodalen, „die Sie mit Leidenschaft mitdenken und vor Ort das kirchliche Leben mittragen“.

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