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„Jetzt reden sie miteinander“
25.10.09

„Jetzt reden sie miteinander“

Ein Katholik und ein Muslim in gemeinsamer Mission – „Missio“-Gäste berichten im Bistum Limburg

„Das Handeln jedes Einzelnen ist notwendig“, sagt Winfried Montz, Leiter der Abteilung Weltkirche im Bistum Limburg (links). Gemeinsam mit Vanessa Treike (rechts, vorn) begleitete er Sani Suleiman (Zweiter von links) und Johnson Yilji Bistu (rechts, hinten). Foto: Gundula Stegemann

Von Gundula Stegemann

Am Sonntag wird Geld für Frieden und Gerechtigkeit gesammelt. „Selig, die Frieden stiften“ heißt das Motto der „Missio“-Kampagne im Monat der Weltmission. Was das für Nigeria bedeutet, darüber haben im Bistum Limburg Johnson Yilji Bistu und Sani Suleiman bei Besuchen in vielen Gemeinden berichtet.

Beide sind Vertreter von Jugendverbänden – Johnson Yilji Bistu auf katholischer Seite, Sani Suleiman auf muslimischer Seite. Im nigerianischen Erzbistum Jos ziehen sie in gemeinsamer Mission an einem Strang, arbeiten eng zusammen, setzen sich ein für Toleranz, Verständigung und Frieden. Missio unterstützt die Friedens- und Versöhnungsarbeit in Nigeria.

Ein politischer und ethnischer Konflikt

Sani Suleiman ist der erste muslimische Vertreter, der von dem katholischen Hilfswerk für das Gästeprogramm eingeladen wurde. Gemeinsam mit Johnson Yilji Bistu will er ein Zeichen setzen – für Menschlichkeit. Denn in Nigeria kommt es immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. „Es ist eigentlich ein politischer und ethnischer Konflikt“, sagt Sani Suleiman. „Die Menschen misstrauen einander. Und plötzlich stehen Moslems und Christen sich als Gegner gegenüber.“

Ursprünglich habe der Konflikt zwischen Ureinwohnern und Zugezogenen bestanden, erklärt Bistu. Es kam zu Konflikten, die sich allmählich hochschaukelten, aufgebauscht wurden. Die Einheimischen waren zunächst überwiegend Christen, die Zugezogenen vor allem Muslime. „Wir beide arbeiten zusammen, um Brücken zu bauen zwischen den Bevölkerungsgruppen“, unterstreicht Bistu.

Im November 2008 brannten in Jos wieder Häuser, Kirchen und Moscheen wegen der Kommunalwahlen, die Politik hatte versagt – ein schwerer Rückschlag für Bistu und Suleiman. „Wir gingen zu den Politikern und forderten Veränderungen“, sagt Suleiman. Während der Auseinandersetzungen vernetzten sie sich, brachten Mitglieder aus den zerstrittenen Lagern in Kontakt und sorgten dafür, dass der Streit deeskaliert.

In Wirklichkeit sich selbst zerstört

Ihr Wirken ist vielfältig und vielschichtig: Im Verlauf des Konfliktes wurde ein Stadtteil, in dem rund 50000 Menschen leben, zerstört. Etwa 30000 Menschen wurden vertrieben. Die beiden Jugendvertreter brachten ihre Gruppen, die der Christen und Muslime, an einen Tisch und bewirkten, dass sie wieder miteinander ins Gespräch kamen. Dabei haben die Mitglieder und Akteure beider Konfliktparteien erkannt, dass sie sich in Wirklichkeit selbst zerstört haben. Johnson Yilji Bistu und Sani Suleiman sorgten für Material zum Wiederaufbau, brachten es in den Stadtteil – „die Häuser wieder aufgebaut haben die Einwohner selbst, und zwar Christen und Muslime gemeinsam. Seite an Seite haben die Nachbarn sich geholfen“, berichten sie. So sei die Rücksiedelung von tausenden Flüchtlingen gelungen. Dank der Hilfe von Missio wurden 500 Haushalte unterstützt, Bistu und Suleiman konnten mit ihrer Aufbauhilfe viele Menschen direkt vor Ort erreichen.

„Vor dem Konflikt wäre es undenkbar gewesen, dass christliche und muslimische Jugendliche irgendetwas gemeinsam machen“, so die einhellige Einschätzung von Bistu und Suleiman. „Jetzt reden sie miteinander, arbeiten zusammen, und es wurde sogar eine interreligiöse Gruppenarbeit etabliert.“

Zur Person

Präsident und Generalsekretär

Johnson Yilji Bistu ist Präsident der Bistumsjugend in Jos, Sprecher des Jugendrates und verschiedener christlicher Gremien auf Ebene des Bundestaates Plateau in Nigeria. Er ist Journalist und arbeitet mit verschiedenen Einrichtungen des Bistums zusammen, unter anderem mit der Abteilung Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden, die Sani Suleiman als muslimischer Vertreter leitet. Darüber hinaus engagiert sich der Katholik für ein Bildungsprogramm.

Sani Suleiman ist Generalsekretär des muslimischen Jugendrates im Bundestaates Plateau. Hauptberufl ich leitet er die Abteilung Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden im Erzbistum Jos, ist damit in verantwortlicher Tätigkeit beim Erzbistum angestellt. (gs)

Zur Sache

An der Seite der Opfer

Mit mehr als 300 Veranstaltungen und Aktionen hat Missio bundesweit im Oktober die kirchlichen Friedensprogramme in Nigeria vorgestellt. „Die Kirche ist in vielen Konfliktregionen Afrikas oft die einzige Institution, die sich an die Seite der Opfer stellt und sie beschützt“, sagt Winfried Montz, Leiter der Abteilung Weltkirche im Bistum Limburg. „Für Frieden und Gerechtigkeit in der Welt ist nicht nur das Handeln der Regierenden notwendig, sondern auch jedes einzelnen Menschen.“

Das Spendenergebnis zum Sonntag der Weltmission 2008 in der Diözese Limburg betrug über 223592 Euro. Damit werden die rund 1000 ärmsten Diözesen auf der Erde unterstützt.

Informationen: www.missio.de

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