Kochen, servieren, zuhören

Weihbischof Thomas Löhr beim ökumenischen Mittagstisch in Dillenburg

 

Ausgabe 18 vom 1. Mai 2011

Von Stephan Schnelle

„Kochen zählt nicht zu meinen ausgeprägtesten Stärken“, verrät Weihbischof Thomas Löhr den Ehrenamtlichen des ökumenischen Mittagstischs. Für die Kampagne „Ich bin dann mal da!“ hat er den Seitenwechsel gewagt, die Kochschürze umgebunden und das Kochteam begleitet.

Seit gut vier Jahren laden die katholische und evangelische Kirchengemeinde sowie der Bezirkscaritasverband mittwochs ab 12.30 Uhr bedürftige, ausgegrenzte und allein lebende ältere Menschen zu einem Mittagessen in den Pfarrsaal am Wilhelmsplatz in Dillenburg ein.

Für einen Euro gibt es ein schmackhaftes Menü mit Suppe, Hauptgang und Nachspeise. „Wir haben hier ganz klein angefangen“, erinnert sich Inge Neuert. Die rüstige Frau aus Breitscheid ist von Anfang an dabei, „weil ich es einfach liebe, zu kochen, die Gemeinschaft hier schätze und mich gerne einbringe“.

So wie ihr geht es vielen der Frauen und Männer, die sich wöchentlich in dem ökumenischen Projekt engagieren. Inzwischen gibt es drei Kochteams mit jeweils drei Ehrenamtlichen. „Unser Dienst beginnt meistens schon am Wochenende“, erzählt Hannelore Reeh. Dann nämlich kämen die „Werbeblättchen“ mit den Sonderangeboten für die Woche. „Danach wird entschieden, was es zu essen gibt“, sagt Reeh. Am Mittwoch selbst geht es zum Einkaufen in die Geschäfte, denn die Zutaten sollen frisch und schmackhaft sein.

Um 10 Uhr trifft sich das Team im Pfarrsaal. Nun heißt es Vorbereitungen treffen, organisieren, Tische decken, Servietten falten, Gemüse und Salat waschen und kochen. „Hier fällt all’ das an, was man von Zuhause her kennt“, sagt Inge Neuert. Und die Zeit verginge immer wie im Flug: Um 12.30 Uhr muss das Essen fertig und alle 40 Plätze gedeckt sein.

„Vielen ist der Mittagstisch unentbehrlich geworden, sie kommen gerne immer wieder“, erzählt Hannelore Reeh. Es sei fast so wie in einer großen Familie. „Hier kommen Menschen verschiedener Konfessionen, Generationen, Nationen und sozialen Schichten zusammen. Hier tauscht man sich aus, erzählt, scherzt und hilft sich“, berichtet Reeh. Für viele werde so auch Kirche konkret und Glaube erlebbar.

Einige der Kontakte, die beim Mittagstisch entstehen, werden anderenorts vertieft. So gibt es beispielsweise eine enge Zusammenarbeit mit der Sozialberatung des Caritasverbandes in Dillenburg.

„Ohne das ehrenamtliche Engagement Vieler könnte es den Mittagtisch nicht geben“, betont Weihbischof Thomas Löhr nach seinem Einsatz. Jede Woche entstehe hier neu Gemeinschaft; die Frauen und Männer knüpften an gute Erfahrungen, die sie hier Woche für Woche machen, an. Für die Kirche seien solche Anknüpfungspunkte wichtig. „Kirche will Gemeinschaft ermöglichen und eine große Familie Gottes sein“, bekräftigt Weihbischof Löhr.

Informationen: www.bistumlimburg.de. Bei einem Thementag am 7. Mai, 14 bis 17.30 Uhr, im Frankfurter Haus am Dom wird das ehrenamtliche Engagement ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Anmeldung/Information: Telefon 069/8008718400

Zur Sache

Serie

„Ich bin dann mal da!“ ist eine Kampagne des Bistums Limburg zur „Woche für das Leben“. „Der Sonntag“ begleitet sie mit einer Serie, in der elf ehrenamtliche Projekte im Bistum Limburg vorgestellt werden – von Behindertenarbeit bis synodale Gremien.

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