Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Berührt vom Wasser des Jordans
04.04.10

Berührt vom Wasser des Jordans

Das Erlebnis einer Tauferneuerung im Norden Israels

 

Ausgabe 14 vom 4. April

Der Fluss, in dem Jesus von Johannes getauft wurde. Auch heute noch kommen Pilger hierher, um sich an das Ereignis zu erinnern. Fotos: Julia Jendrsczok

Die Priester bereiten die Zeremonie vor, die direkt am Flussufer stattfindet.

Von Julia Jendrsczok

Ein rauschender Fluss, der in der Sonne glitzert. So sieht es also aus, das Wasser, in dem Jesus getauft wurde. Am Ufer des Jordans, nördlich des Sees Gennesaret, ist die Feier der Tauferneuerung ein ganz besonderes Erlebnis.

Ein Gefühl von Ostern liegt in der Luft. Es ist warm und sonnig, eine leichte Brise geht. Links und rechts des Schotterwegs blühen Blumen, grüne Wiesen bedecken die Hügel. Es ist ganz ruhig, nur ein paar Vögel zwitschern. Der Weg macht eine Biegung, da höre ich plötzlich den Fluss rauschen und muss ihn erstmal suchen. ‚Das ist alles!‘, denke ich verwundert. Ich hatte mir den Jordan viel größer vorgestellt, wie einen breiten Strom. Doch hier, im Norden Israels bei den Golan-Höhen, schlängelt sich ein schmaler, aber wilder Fluss durchs Tal.

Für 100 Pilger aus dem Bistum Limburg steht heute die Feier der Tauferneuerung auf dem Programm. Sie sind auf einer Wallfahrt im Heiligen Land und erleben dort die Zeremonie, die üblicherweise in der Osternacht gefeiert wird (siehe Stichwort rechts). Im Halbschatten, unter den Bäumen am Ufer ist die Stelle, an der die Tauferneuerung gefeiert werden soll. Außer den Pilgern ist kein Mensch zu sehen.

Direkt am Ufer wird ein Klapptisch aufgebaut, der sich durch ein weißes Tuch in einen Altar verwandelt. Erwartungsvoll lassen sich die Teilnehmer im Halbkreis auf den Felsbrocken nieder, die das Ufer bedecken. Der Fluss rauscht und fließt hier sehr schnell. Man kann kaum sein eigenes Wort verstehen. Alle rücken näher zusammen, um den Zelebranten besser hören zu können.

Dann beginnt die Messe, in der das Evangelium von der Taufe Jesu vorgelesen wird. Jesus war hier, an diesem Ort, schießt es mir durch den Kopf. Wahrscheinlich nicht genau an dieser Stelle – trotzdem sehe ich auf einmal alles klar vor mir: Wie Jesus zu Johannes dem Täufer kommt und ihn darum bittet, ihn zu taufen. Die Empörung von Johannes: „Ich kann dich doch nicht taufen, ich bin es nicht einmal wert, deine Schuhe aufzuschnüren.“ Doch Jesus will als Mensch zu den Menschen kommen, und muss eintauchen in dieses Leben. Das fasziniert mich. Ich stelle mir vor, wie Jesus ins kalte Wasser steigt und darin untertaucht. Er hält für einen Moment die Luft an, und taucht wieder auf, von Johannes getauft.

Die meisten Menschen können sich an ihre Taufe nicht erinnern. Die Eltern lassen sie nach der Geburt taufen, davon bleiben nur verblasste Fotos im Familienalbum. Deshalb freut es mich, dass ich die Tauferneuerung an diesem besonderen Ort erleben kann.

Ein Mann taucht einen Tonkrug ins Wasser und reicht ihn den Priestern. Auf dem Altar stehen Schalen, verziert mit dem Motiv der Brotvermehrung: Brote und Fische. Regens Dr. Christoph Strüder füllt die Schalen mit Wasser und segnet das Wasser. Dann folgt die Zeremonie. Die Teilnehmer treten nach vorn und nennen ihren Namen. Auch ich sage meinen Namen und werde vom Pfarrer persönlich angesprochen. Dann bekreuzige ich mich mit dem geweihten Wasser des Jordans. Zufrieden setze ich mich auf den Felsen, den ich mir im Halbschatten gesucht habe, und denke darüber nach, was das alles bedeutet. Festlich, freudig, gelöst ist die Stimmung, einige haben Tränen in den Augen.

„Alle meine Quellen entspringen in dir, in dir mein guter Gott“, singen wir, und ich blicke auf das glitzernde Wasser. Als die Zeremonie vorüber ist, zieht ein Schwarm großer Vögel mit lauten Rufen über uns hinweg.

Nach dem Gottesdienst herrscht Ausgelassenheit. Einige gruppieren sich auf den Steinen und schießen Erinnerungsfotos. Das ist mir zu wenig, denke ich auf einmal, und will ins Wasser. Jesus ist untergetaucht und hat sich nicht nur mit Wasser bekreuzigt. Die Anderen drängen zum Gehen, wollen zum Bus. Mit dem Eintauchen wird es nichts, aber zumindest knietief wate ich ins Wasser, berühre es mit den Händen. Die Strömung ist gewaltig. Bald stehen wir zu dritt im Wasser, einen Moment nur, und sind froh.

Stichwort

Tauferneuerung

    li>Jedes Kreuzzeichen mit Weihwasser erinnert an die Taufe, mit der ein Mensch in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wird. Das Weihwasser erinnert an das Wasser der Taufe.
  • Eine weitere Form der Tauferinnerung ist das sonntägliche Taufgedächtnis. Zu Beginn des Gottesdienstes werden die versammelten Gläubigen mit Weihwasser besprengt und so an die Taufe und an die damit verbundene Erlösung erinnert. Im gemeinsam gesprochenen Glaubensbekenntnis bekräftigen sie ihren Glauben.
  • Die Tauferneuerung ist ein wichtiges Element der Osternacht. In der Liturgie dieser Nacht werden bei der Weihe des Taufwassers die Taten Gottes ins Gedächtnis gerufen. Die Mitfeiernden erneuern ihr Taufversprechen, indem sie gemeinsam ihren Glauben bekennen. Der Priester besprengt die Gläubigen mit dem Wasser. (jul)

Der Jordan

  • Der Jordan ist der längste und wasserreichste Fluss in der Grenzregion Israels. Er ist die Lebensader für Israel und das Nachbarland Jordanien.
  • Der Jordan entspringt am Berg Hermon im syrisch-libanesisch- israelischen Grenzgebiet. Die drei Quellflüsse Hasbani, Banias und Dan vereinigen sich im Hule-Tal im Norden Israels.
  • Das Wort Jordan bedeutet sinngemäß „der herabsteigende Fluss“, weil er von der Quelle bis zur Mündung etwa 480 Höhenmeter bergab fließt.
  • Auf seinem Weg von etwa 250 Kilometern durchfließt er den See Gennesaret. Durch den Zufluss des Jarmuk südlich des Sees verdoppelt sich die Wassermenge des Jordans.
  • Vom See fließt der Fluss durch den Jordangraben und mündet etwa 400 Meter unter dem Meeresspiegel im Toten Meer.
  • Der Jordan ist die wichtigste Süßwasserquelle für Israel und Jordanien. Der Fluss führt das ganze Jahr über vergleichsweise viel Wasser und ist deshalb in einem überwiegend wüstenhaften Umland als Wasserreservoir von größter Bedeutung.
  • Die Nutzung des Wassers ist vertraglich zwischen Israel und Jordanien festgelegt, trotzdem führt sie immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden Staaten. (jul)
Zur Person

Auf Wallfahrt

Volontärin Julia Jendrsczok von „Bonifatiusbote“, „Der Sonntag“ und „Glaube und Leben“ begleitete eine Wallfahrt des Bistums Limburg ins Heilige Land. Ihre Berichte wurden von der Pressestelle des Bistums Limburg ins Internet gestellt; in Ausgabe 13 schilderte sie ihre Eindrücke, in dieser Osterausgabe beschreibt sie ihre Erlebnisse am Jordan und in Emmaus-Qubeibe. (nen)

Ihr Draht zu uns

Redaktion Limburg

Frankfurter Straße 9
65549 Limburg
Tel. 06431 / 9113-34
Fax 06431 / 9113-37
Mail: h-kaiser@kirchenzeitung.de

Redaktion Frankfurt

Domplatz 3 (Haus am Dom)
60311 Frankfurt
Tel. 069 / 8008718-260
Fax 069 / 8008718-261
Mail: b-perrefort@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de