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Der Männerexperte
01.11.09

Der Männerexperte

Dr. Hans Prömper leitet die Katholische Erwachsenenbildung Frankfurt

Dr. Hans Prömper in seinem Büro: Nur wenn es notwendig ist, unterstreichen

Handbewegungen seine Ausführungen. Foto: Barbara Brüning

Von Barbara Brüning

Frankfurt. Ihm eilt der Ruf voraus, dass es ihm leicht falle, Geld für Projekte zu akquirieren. Dr. Hans Prömper, promovierter Pädagoge, leitet seit zehn Jahren die Katholische Erwachsenenbildung (KEB) Frankfurt. Die KEB im Bistum Limburg feiert ihr 50-jähriges Jubiläum.

Im vierten Stock im Haus am Dom an dem kleinen runden Tisch sitzt Hans Prömper, ein entspanntes und offenes Lächeln auf den Lippen. Die Tasse Kaffee in der Hand fügt den vorherrschenden dezenten Blau- und Grautönen einen orangen Farbtupfer hinzu. Gelassen liegen seine Hände auf dem Tisch. Nur wenn es nötig ist, begleiten sie mit sparsamen und ruhigen Bewegungen seine Ausführungen. Seit zehn Jahren ist der promovierte Pädagoge Leiter der katholischen Erwachsenenbildung Frankfurt.

Im Gegensatz etwa zum Land Hessen, verstehe man hier unter Bildung wertorientierte Lebensgestaltung, erläutert Prömper die Prinzipien seiner Arbeit. Das bedeute, dass es ums Lernen gehe, das für die Person und ihr Leben bedeutsam sei. Auch habe die KEB den Auftrag, sich um die zu kümmern, die ansonsten eher am Rand stehen: die Armen und die Migranten.

„Der Tod eines Vaters verändert die Auseinandersetzung mit ihm.“
Dr. Hans Prömper

Veranstaltungen zu konkreten Lebensfragen wie etwa zum Wohnen im Alter oder zu Versicherungen seien Vielen eine große Hilfe. Aber das, was er tut, ist auch für Prömper selbst bedeutsam. Er sehe seine eigene Biografie als Seismograf für Veränderungen in der Gesellschaft.

Aufgewachsen in Neu-Isenburg, war er nach dem Studium der Pädagogik und Theologie als Bildungsreferent für die Fachhochschule Frankfurt zuständig. „In der Studentengemeinde habe ich Selbsterfahrungsgruppen für Männer gemacht“, erinnert er sich. Zu diesem Thema gab es damals kaum wissenschaftliche Literatur, und so hat er sich in der Dissertation mit „Männerproblemen“ befasst. „Seitdem gelte ich als der katholische Männerexperte“, sagt er mit einem Lächeln.

Und damit wird es persönlich und spannend: 1986 ist sein Vater gestorben. „Der Tod eines Vaters verändert die Form der Auseinandersetzung mit ihm“, sagt der 58-Jährige. „Ich habe die Chance, mir anzusehen, was ich von ihm ersehnt und nicht erhalten habe.“ In der Biografi e von Männern spiele das Verhältnis zum eigenen Vater eine ganz extreme Rolle, erklärt er. „Auch dafür, wie ich mein eigenes Leben, meine Identität gestalte, wie ich mein Verhältnis zu Frauen defi niere.“ Die persönlichen Fragestellungen „Wie war mein Vater, und wie bin ich selber als Vater?“ verbindet er mit dem allgemeinen Thema „Männerbilder, Männer in der Erwachsenenbildung“.

„Ich kann anderen Raum geben, ihr eigenes Inneres zu erschließen.“

Dr. Hans Prömper Daraus ergab sich zum Beispiel die Fragestellung „Inwieweit ist eine bestimmte Art von Wissenschaft und Entwicklung von Technologie ein männliches Projekt? Hat das etwas damit zu tun, wie Männer mit bestimmten Fragen und Problemen umgehen?“ Das aktuelle Forum „Finanzkrise als Männerkrise“, das im Haus am Dom stattfand, spiegelt dies wider. Aber auch der Themenkomplex „Vater/Sohn, Männer/Jungen“, der immer weitere Kreise zieht.

Das Aktionsforum „Väter und Leben“, an dem unter anderem die Commerzbank, Fraport und der Hessische Rundfunk beteiligt sind, hat drei große Tagungen zur Veränderung der männlichen Rolle veranstaltet. Es geht darum, wie Väterlichkeit stärker geschützt werden kann. Die katholische Erwachsenenbildung ist in diesen Netzwerken vertreten und nutzt sie. „Bildung hat hier einen öffentlichen Auftrag“, sagt der Vater zweier Teenager. Das Haus am Dom hat mit dem aktuellen Forum „Jungs, die neuen Verlierer“ darauf reagiert, und die Resonanz war groß.

Prömper steht auch dafür, neue Formate auszuprobieren: öffentliche Podiumsdiskussionen, Fachtagungen mit Infomärkten lösen den klassischen Vortragsstil ab. Ein Thema müsse sich in ganz verschiedenen Bildungsformaten abbilden, damit es tatsächlich eine breite Bewegung entfalte und ganz verschiedene Menschen erreiche. Im nächsten Jahr wird sich das Bildungswerk stärker auf spirituelle Bildungsangebote konzentrieren. Eine andere Herangehensweise an Glaubensfragen sei ihm wichtig ist, sagt Prömper. Was haben meine Lebenserfahrungen, meine Konflikte mit Kirche zu tun?

Und am Ende beginnt man zu verstehen, was seinen Projekten Überzeugungskraft verleiht: Sie sind eingebunden in größere Netzwerke, sie haben ein Fundament in Lebenserfahrung, und in ihnen verbinden sich Gefühl und Verstand. Das sei Teil seiner Professionalität, sagt Prömper: „Dass ich Emotionen so ein Gewicht geben kann, hat damit zu tun, dass ich vor meinem Inneren weniger Angst habe und daher auch anderen Raum geben kann, ihr eigenes Inneres zu erschließen.“

Nachgefragt

Wichtig:die Erreichbarkeit

Barbara Wieland ist ehrenamtliche Vorsitzende des Diözesanbildungswerkes Limburg. Die 41-jährige Diplom-Theologin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Frankfurter Universität und arbeitet die Geschichte des Diözesanbildungswerkes auf, das sein 50-jähriges Jubiläum feiert.

Frage: Als seine Vorsitzende sind Sie mit dem Bildungswerk gut vertraut. Hat Sie bei Ihren Recherchen dennoch etwas überrascht?

Wieland: Überrascht hat mich, wie viele unterschiedliche Verbände, Gruppierungen und Einrichtungen das Bildungswerk im Lauf von 50 Jahren unter seinem Dach versammelt hat.

Hat sich das Diözesanbildungswerk in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens kontinuierlich weiter entwickelt, oder hat es irgendwelche Einschnitte gegeben?

Die Entwicklung im Sinne der Professionalisierung verlief kontinuierlich, bei der Zahl der Unterrichtsstunden zeichnet sich jede Sparwelle negativ und jede neue Finanzquelle positiv ab.

Sind einige Themen vielleicht ganz aus dem Programm gefallen?

Die Bereiche Religion, Zeitgeschehen und Politik, Gesundheit, Hauswirtschaft und Kreatives spielten immer eine Rolle, wenn auch mit verschiedenem Gewicht. Durch die Ausgliederung der Familienbildung finden sich keine Angebote zu Erziehungsfragen mehr.

Das Bildungswerk ist vor Ort präsent. Gab und gibt es inhaltliche Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Die Inhalte der Veranstaltungen unterscheiden sich kaum. Die Erreichbarkeit ist eine wichtigere Frage, die sich vor allem in ländlichen Gegenden und noch mehr in der Diaspora stellt. Das hohe Interesse an Bildung zeigt sich auch an den weiten Anfahrtswegen.

Was geschieht mit Ihrer Aufarbeitung der Geschichte?

Sie wird in der Festschrift gedruckt, die anlässlich des Jubiläums erscheint. Dann können wir gemeinsam überlegen, welche Schlüsse sich für den Weg in die Zukunft daraus ziehen lassen. Eines ist auf jeden Fall ermutigend: Das Bildungswerk hat auch unter schwierigen äußeren Bedingungen immer Kraft und Zuversicht für einen Neuaufbruch gefunden.

Interview: Bernhard Perrefort

Katholische Erwachsenenbildung, Diözesanbildungswerk, Domplatz 3, 60311 Frankfurt, Telefon 069/8008718450
E-Mail: keb.dioezesanbildungswerk@bistumlimburg.de

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