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„Ein Diener eurer Freude“
08.08.10

„Ein Diener eurer Freude“

Stadtdekan Johannes zu Eltz versteht sich im guten Sinne als konservativ

 

Ausgabe 32 vom 8. August

Wechselt als Stadtdekan von Wiesbaden nach Frankfurt: Johannes zu Eltz Foto: Barbara Schmidt

Von Barbara Schmidt

Wiesbaden/Frankfurt. Am 15. August verabschiedet er sich als Stadtdekan von Wiesbaden. Eine Woche später, am 22. August, wird Johannes zu Eltz in gleicher Funktion in Frankfurt eingeführt.

Im Wiesbadener Arbeitszimmer von Johannes zu Eltz hängt ein Gemälde, das die stolze Burg zeigt, die früher einmal auf dem 500-Mark-Schein zu sehen war. Nein, der künftige Stadtdekan von Frankfurt heißt nicht nur zufällig genau so, er stammt tatsächlich aus der Grafenfamilie, die seit über 800 Jahren im Besitz der bekannten Bilderbuch-Burg in einem Seitental der Mosel ist. Graf und Edler Herr von und zu Eltz-Kempenich lautet der vollständige Nachname. Seit Abschaffung des Adelsstands, 1919, ist dies kein Titel mehr, aber noch immer Hinweis, dass da ein Hintergrund ist, vor dem ein Mensch wohl doch zwangsläufig ein wenig anders groß wird als die Mehrheit.

Als achtes von neun Kindern des Grafen Jakob zu Eltz und seiner Frau Ladislaja erblickte Johannes am 2. Oktober 1957 im „Erbacher Hof“ in Eltville, dem Familienwohnsitz, das Licht der Welt. Der Erbe sei er ja nicht, sagt der 52-Jährige, das ist noch immer der Erstgeborene – doch geprägt hat ihn diese „besondere Art von Familie“ auch ohne dies. „Das Gefühl für Generationen“ nennt Johannes zu Eltz nach kurzem Nachdenken als Teil des „eher immateriellen“ Guts, das er seiner Herkunft verdankt. „Das relativiert die Bedeutung der eigenen Person“, sagt der amtierende Stadtdekan von Wiesbaden und Offizial des Diözesangerichts.

„Eine Wagenburg zu errichten, das ist niemandem dienlich.“
Stadtdekan Johannes zu Eltz

„Das soll nicht heißen, dass man als Mensch unbedeutend ist“, fügt er an. Aber wenn jemand, wie sein Bruder Karl, in der 33. Generation Herr der Burg Eltz sei, „hat man nicht das Gefühl, man bekommt die Sachen so, dass man über sie bestimmen kann wie ein Despot.“ Eher sei da der Gedanke, etwas anvertraut zu erhalten, dass es zu bewahren und weiterzugeben gilt. „Das kann man kirchlich gut übertragen“, findet zu Eltz: „Ich bin nicht der Beherrscher meiner Gläubigen, sondern Diener eurer Freude“, spielt er auf ein Paulus- Wort an. „Das könnte man konservativ nennen – im guten Sinne.“

Ein Konservativer zu sein, dieser Ruf eilt dem Onkel von Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg voraus, wenn auch deutlich negativer belegt als in seiner Definition. Er weiß darum. „Mit einem Image beschwert zu werden, eine Bugwelle vor sich her zu schieben an Erwartungen, das ist mir von Kindheit an vertraut“, sagt Johannes zu Eltz. „Das hängt auch mit diesem Namen und mit diesem Nimbus zusammen. Ich muss immer erst persönlich ankommen“, ist seine Erfahrung. Dann merkten die Menschen in der Regel doch, dass das Bild vom „knallkonservativen, antiliberalen“ Kirchenmann nicht passt. Allerdings hat er selbst mit jener unglücklichen Handgreiflichkeit, mit der er einem Gottesdienstbesucher in St. Bonifatius die nicht konsumierte Hostie zu entreißen versuchte und damit vor allem große Schlagzeilen produzierte, einiges für dieses Bild getan. Unentschuldbar, wie er selbst sofort danach begriffen habe, so zu Eltz. „Der Einsatz von Gewalt kommt für einen Priester nicht in Frage“, sagt er ernst und bekennt, dass er seither alles daran setze, „dass so ein Ausbruch nicht noch einmal vorkommt. Nichts hat mich so nachhaltig bekannt gemacht“, sagt der promovierte Jurist, Theologe und Kirchenrechts-Spezialist mit einer Portion Selbst-Ironie. Dabei verweist er mit leisem Lächeln auf „meine ritterlichen Gene. Die sind da in Wallung gekommen“.

Im Streit für die bräutliche Kirche, „die ich ja liebe“, will der Graf aber künftig „geeignetere Formen“ wählen. Und schließt dabei auch Kritik nicht aus. Liebe zur Kirche hindere ja nicht daran, „ihre Schwächen zu sehen und sie auch zu benennen“, spielt er auf seine ebenfalls schlagzeilenträchtigen Äußerungen zum Pflicht-Zölibat für Priester an, den er für diskutierbar hält. „Eine Wagenburg errichten, das ist niemandem dienlich“, fordert von Eltz, sich nicht gegen die Herausforderungen der Zeit zu verschließen. Nicht wenige hat er damit in ihrem Schubladendenken enttäuscht. Das „macht mir ganz großen Spaß“, sagt Johannes zu Eltz. Und er versteht es als „herrliches Kompliment“, dass viele Wiesbadener seinen Wechsel nach Frankfurt mit den Worten bedauern: „Jetzt, wo wir uns an Sie gewöhnt haben…“

2006 ging Domkapitular Johannes zu Eltz auf Bitten von Bischof Franz Kamphaus als Stadtdekan nach Wiesbaden, sprang in die Bresche, die Amtsvorgänger Ernst-Ewald Roth mit seinem überraschenden Wechsel in die Politik gerissen hatte. Für den Winzersohn aus dem Rheingau war es „ein bisschen wie nach Hause zurück kommen“, wenn er sich auch selbst eigentlich „nicht so ein Heimatkind“ nennt.

„Ich war erschüttert, dass ich so wirken könnte, als könnte ich Priester sein. Ich wollte doch ein Weltkind sein.“
Stadtdekan Johannes zu Eltz

Früh kam er ins Internat, zu den Jesuiten nach St. Blasien, wo er 1976 Abitur machte. Es folgte ein Studium der Rechtswissenschaften in München und Mainz. Wirklich erfüllt hat es ihn nicht. Ein Onkel war es, der erkannte, dass da einer noch nicht seine wirkliche Berufung gefunden hatte. Er schrieb dem Neffen einen Brief und traf ins Schwarze. Einen Cognac habe er erst einmal nach der Lektüre gebraucht, erzählt zu Eltz schmunzelnd. „Ich war erschüttert, dass ich so wirken könnte, als könnte ich Priester sein. Ich wollte doch ein Weltkind sein.“ Dennoch: „Dass es jemanden gäbe, der mich in Dienst nehmen würde und mich braucht, das hat mich ganz stark angesprochen.“ Ein „überwiegend auf mein eigenes Vergnügen abgestelltes Leben“ und die vorgezeichnete Juristenkarriere erscheinen ihm heute reizlos gegenüber einer „priesterlichen Existenz mit ganz hohem Abenteuerfaktor“. Als „Jungbrunnen“ empfindet er seinen „nie langweiligen“ Beruf. „Ich bin jetzt jünger als mit 20 und ganz uncool – und ich habe großen Spaß daran.“

Dass Berufung angesprochen werden will, ist Johannes zu Eltz seither zutiefst überzeugt. An der Frankfurter Jesuitenhochschule Sankt Georgen und in Rom holte er sich das Rüstzeug, die Priesterweihe empfing er 1991. Nach dreijähriger Kaplanszeit in Oberursel erwarb er auch noch das Lizentiat im Kirchenrecht. Sechs Jahre war er Pfarrer in Kölbingen-Möllingen (Westerwald), dann berief ihn Kamphaus als Bischofsvikar ins Domkapitel.

Als Stadtdekan zurück nach Frankfurt zu kommen, dass sich der begeisterte Wanderer als Theologiestudent „regelrecht erlaufen“ hat, erfüllt ihn mit Freude. „Ich mag die Ruppigkeit da gern, man wird nicht in Watte gepackt.“ Dass er als Stadtdekan in der Main-Metropole, die er auch wegen ihrer kulturellen Avantgarde schätzt, „unter öffentlichem Anspruch stehen“ wird, ist ihm bewusst. Und es reizt ihn besonders, dass die katholische Kirche hier „längst raus ist aus dem Reservat und unter Marktbedingungen arbeiten muss“. Sein Wunsch an die Frankfurter: „Dass sie mich nicht festlegen auf das, was sie denken, was ich wäre.“

Termine

Abschied und Einführung

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst wird Johannes zu Eltz am Sonntag, 22. August, in sein neues Amt als Frankfurter Stadtdekan und Pfarrer der Dompfarrei St. Bartholomäus sowie der Pfarreien St. Bernhard und Allerheiligen einführen. „Die Einführung ist bewusst eingebettet in das Dompatronatsfest, weil ich kein eigenes Fest für mich haben will“, sagt zu Eltz. Das Patronatsfest sei „ein Fest mit Grund. Mich da einzufügen, das gefällt mir.“ Das feierliche Hochamt im Dom beginnt um 10 Uhr. Anschließend wird rund um den Dom weitergefeiert.

Am Sonntag, 15. August, 16 Uhr, wird Johannes zu Eltz in einer Eucharistiefeier mit Generalvikar Franz Kaspar in der Wiesbadener Kirche St. Bonifatius verabschiedet. Im Gottesdienst am Fest Mariä Himmelfahrt werden auch Kräuter geweiht. Danach können sich die Gläubigen von ihrem Seelsorger bei „Weck, Worscht un Woi“ verabschieden. (babs/bp)

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