Mit euch bin ich Christ

Kamphaus erinnert an die Aufbruchstimmung zur Zeit seiner Priesterweihe – „Diener der Freude“

Limburg (kai). „Wir wollen nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Diener eurer Freude.“ So lautet der Primizspruch des Priesters Franz Kamphaus aus dem zweiten Korintherbrief. „Ist dieses Wort heute passé?“ Diese „Gretchenfrage“ hat sich der Altbischof in Vorbereitung auf den Tag seines goldenen Priesterjubiläums gestellt – und in der Pontifikalvesper beantwortet.

„Käme heute jemand auf den Gedanken, diesen Vers als Leitwort zu wählen? ,Diener eurer Freude‘ – das war damals, vor 50 Jahren, im Februar 1959, einige Wochen, nachdem Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil angekündigt hat. Wir machten Freudensprünge: Jetzt ist Zeit zum Aufbruch“, erinnerte sich Franz Kamphaus an seine Priesterweihe.

„Und heute? Die Zeit des Aufbruchs hat sich grundlegend geändert“, stellte er fest. Was in diesen Tagen und Wochen die Kirche in die Schlagzeilen gebracht habe, liege bleischwer in den Knochen. „,Diener der Freude‘: Wie hältst du es mit diesem Wort – als Priester?“ Diese „Gretchenfrage“, so Kamphaus, beantworte man nicht von Amts wegen. „Das geht an die Substanz“, bekannte er. Er habe sich in den vergangenen Monaten den zweiten Korintherbrief neu erarbeitet: „Ein leidenschaftlicher Brief“, erläuterte Kamphaus, Paulus habe um die Gemeinde Korinth gekämpft.

„Wie kann man in solchen schweren Zeiten der Freude dienen?“, fragte der Altbischof. „Freude kann man nicht machen, schon gar nicht anderen und sich selbst vormachen. Sie ist nicht das Ergebnis unseres Wollens, sie lässt sich nicht erzwingen. Sie kommt nicht auf Befehl, sondern sie spricht für sich und wächst aus der Gewissheit, dass die Wege Gottes an unseren Grenzen und an den Grenzen der Kirche nicht zu Ende sind. Sie wächst aus der Zuversicht, dass wir unter offenem Himmel aufrecht gehen und stehen können. In diesem Glauben, in dieser Zuversicht wächst uns Freude zu“, betonte Kamphaus.

Um „Diener der Freude“ zu sein, gebe es noch eine andere Voraussetzung: „Wir wollen nicht Herren über euren Glauben sein“, zitierte Franz Kamphaus seinen Primizspruch. „Herren sind einsam und freudlos. Freude wächst in der Gemeinschaft des Glaubens“, sagte er.

Er erinnerte an ein Wort des heiligen Augustinus: „Wo mich schreckt, was ich für euch bin, tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ.“ In der Aussage „mit euch bin ich Christ“ lägen Gnade und Heil – „ohne das wird‘s gefährlich“, so Altbischof Franz Kamphaus. „In dieser Gewissheit, ,mit euch bin ich Christ“, gilt das ,für euch bin ich Bischof‘.“

„Wir wollen nicht Herren über euren Glauben sein, sondern wir sind Diener eurer Freude“: Was daraus geworden ist, im Leben als Priester, nach 50 Jahren, sei nicht die erste Freude, die Freude des Aufbruchs, sagte Kamphaus. „Es gibt eine zweite Freude. Sie verleugnet die Begeisterung des Aufbruchs nicht, aber sie kennt die Schmerzen enttäuschter Hoffnung, ist geerdeter, gelassener. Sie ist angesichts der eigenen Unzulänglichkeit entschiedener auf Gott gerichtet und auf die Gemeinschaft der Mitglaubenden: Mit euch bin ich Christ.“