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Sehnsucht, Hoffen, Harren
02.05.10

Sehnsucht, Hoffen, Harren

Bischof Tebartz-van Elst eröffnet Renovabis-Pfingstaktion mit Pontifikalamt im Frankfurter Dom

 

Ausgabe 18 vom 2. Mai

Feierlicher Auszug (von links): Bischof Crihalmeanu (Rumänien), Erzbischof Tkac (Slowakei), Bischof Tebartz-van Elst, Kardinal Puljic (Bosnien und Herzegowina), Erzbischof Graubner (Tschechien). Fotos (2): Barbara Brüning

Gabenprozession: Menschen polnischer Tracht bringen Brot, Trauben, Wasser und Öl zu einem Tisch mit der Osterkerze.

Von Barbara Brüning

Gemeinsam mit vier Bischöfen aus Osteuropa eröffnete Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst die 18. bundesweite Renovabis-Pfingstaktion im Frankfurter Dom. In diesem Jahr nimmt die Aktion auch die Kirchen des „Byzantinischen Ritus“ in den Blick, die orthodoxen und die unierten griechisch-katholischen Kirchen.

Der Erzbischof von Sarajevo, Bosnien und Herzgowina, Kardinal Vinjo Puljic, Jan Graubner, Erzbischof aus Olmütz in Tschechien, Alojs Tkac, Erzbischof aus Kosice in der Slowakei, und Bischof Crihalmeanu aus Cluj-Gherla in Rumänien feierten den Gottesdienst mit. Ehrengast war Serafim Belonozko, orthodoxer Bischof von Weißrussland.

Vielfalt sinnlich erfahren

Stimmen, Sprachen und Farben ließen die Vielfalt der europäischen Religiosität sinnlich erfahrbar werden. Eine große Ikone zeigte die drei Patrone Europas: Benedikt, Kyrill und Method. Byzantinische Gesänge erklangen. Die Lesungen waren in mehreren Sprachen zu hören. Menschen in osteuropäischen Trachten wirkten an der Gestaltung des Gottesdienstes mit.

Tebartz-van Elst ging in seiner Predigt auf diese „Symphonie der Stimmen“ ein und schlug den Bogen von Ostern zu Pfingsten: „Aus der Sammlung um den Auferstandenen wird die Sendung in der Kraft seines Geistes.“ Diese spiegele sich in dem Gebet „Sende aus deinen Geist und das Antlitz der Erde wird neu!“. Daraus leitet sich der Name „Renovabis – Du wirst erneuern“ ab.

Aus den Gesängen der Menschen aus dem Osten spreche eine Sehnsucht, ein Hoffen und Harren, das nicht selten durch großes Leiden in der Geschichte gegangen ist. Durch sie werde eine „Spiritualität der Gemeinschaft“ erlebbar, die zuerst den Reichtum im Glauben des Anderen sieht und ihn als Gabe für sich selbst begreife.

Den anderen verstehen könne aber nur, wer „ein Stück des Weges in den Schuhen des Anderen“ zu gehen vermag, wer sich einfühlen kann. Empathie mit den Menschen Mittel- und Osteuropas zeige, „dass verlässlicher Zusammenhalt unter den Menschen aus der Zugehörigkeit zu Gott kommt.“

Pfingstliche Berufung sei Sendung in die Zukunft, betonte Tebartz-van Elst, und die benötige die Prophetie: die Stimme derer, die „zu Wort bringen, was eine Gesellschaft an Wurzeln und Weisheit zu verlieren droht, wenn Ökonomisierung und Relativismus die alles bestimmenden Prinzipien werden.“

Bei einem Empfang im Haus am Dom hob Staatsminister Stefan Grüttner, Chef der Hessischen Staatskanzlei, die politische Dimension der Arbeit von Renovabis hervor. Kirche weise immer über sich hinaus auf etwas Weiter- und Tiefergehendes. Glaube und Religiosität hätten bei den politischen Veränderungen eine bedeutende Rolle gespielt. Er betonte besonders die Bedeutung der Arbeit von Renovabis für das weitere Zusammenwachsen von Ost und West.

Dass Renovabis von Anfang an eine Antwort auf den Zusammenbruch der kommunistischen Systeme im Osten Europas und auf die Befreiung vom Joch des Totalitarismus und des verordneten Atheismus gewesen sei, erklärte der Geschäftsführer von Renovabis, Dr. Gerhard Albert. Beides stehe im Blickfeld: „Der pastorale wie auch der gesellschaftliche Dienst der Kirche, die Behebung von materieller ebenso wie von geistlicher Not.“

Hin- und hergerissen

Ein Beispiel für das fruchtbare Miteinander zeigte eine Tanzgruppe von deutschen und bosnischen Jugendlichen. Sie hatten sich in einem Camp in Sarajewo kennen gelernt. Die Tanzgruppe trifft sich regelmäßig in einem Jugendzentrum, das von Renovabis finanziert wurde. In ihrem Tanz stellten sie dar, wie Jugendliche zwischen den weltlichen Verlockungen und dem Aufruf der Kirche hin und hergerissen sind. Eine Gemeinsamkeit, die Jugendliche aus Ost und West, trotz aller materiellen Unterschiede, verbindet.

Die Projekte von Renovabis zielen auf die Erneuerung des kirchlichen Lebens in der Verbindung aller Teile Europas. Renovabis, die Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa, stellte in der aktuellen Aktion das Jahresthema „Alle sollen eins sein.“ (Johannes 17,21) vor. Sie findet ihren Abschluss am Pfingstsonntag mit einer Renovabis-Pfingstkollekte in allen katholischen Pfarrgemeinden Deutschlands.

Hintergrund

1700 Projekte

Renovabis wurde im März 1993 von der Deutschen Bischofskonferenz als „Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa“ gegründet.

Der Name stammt aus Psalm 104: „Renovabis faciem terrae – Du wirst das Antlitz der Erde erneuern“. Bisher wurde Menschen in 29 Staaten Mittel-, Ostund Südosteuropas geholfen, mehr als 17000 Projekte mit über 485 Millionen Euro unterstützt. Das Geld stammt aus Spenden und öffentlichen Mitteln. Es wird eingesetzt für den Bau von Kirchen und Gemeindezentren, die Ausstattung von Familien-, Frauen- und Jugendzentren, den Unterhalt von Heimen für Waisen- und Straßenkindern, die Ausbildung von Priestern, Ordensleuten und Laien. Außerdem fördert Renovabis journalistischen Nachwuchs, Studierende und Lehrer. (br )

www.renovabis.de

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