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Des einen zuviel, ist des anderen zu wenig
20.06.10

Des einen zuviel, ist des anderen zu wenig

Deutliche Worte fand der ehemalige Bundesminister der CDU, Heiner Geißler, zu Arm und Reich

 

Ausgabe 25 vom 20. Juni

Der inzwischen 80 Jahre alte Politiker Heiner Geißler (erste Reihe, Dritter von links) rüttelte seine Zuhörer in Montabaur kräftig auf. Klare Ansagen machte er zu dem aktuell vorgelegten Sparpaket der Bundesregierung. Foto: Markus Müller

Von Markus Müller

Pünktlich zum Auftakt der ersten größeren Protestaktionen gegen die mit dem Milliarden- Sparpaket einhergehenden Sozialkürzungen fand der Christdemokrat Dr. Heiner Geißler klare und scharfe Worte über Geld und Gewissenlosigkeit. Eingeladen hatte ihn der Caritasverband Westerwald- Rhein-Lahn.

„Es gibt auf dieser Welt Geld wie Dreck, Geld wie Heu – es ist nur völlig falsch verteilt“, erklärte der ehemalige Bundesminister beim Vortrag anlässlich des Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung im Forum St. Peter in Montabaur. Fehlendes Geld als Begründung für Sparmaßnahmen auf Kosten der Armen fegt er dabei vom Tisch: „Wir müssen das Geld bei denen holen, die darin schwimmen, sich aber nicht um ihre soziale Verantwortung kümmern.“

Kirche soll in Berlin Protest einlegen

Für Geißler ist die Lebenssituation von mittlerweile zehn Millionen Bundesbürgern „alles andere als rosig“. Er appellierte insbesondere an die Kirchen, sich für arme Familien und Kinder stark zu machen: „Die Kirche darf sich nicht zu schade sein, auf die Straße zu den Not leidenden Menschen zu gehen.“ Er forderte alle Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe auf, mit einem Protestmarsch in Berlin den Parlamentariern und Regierenden wieder die Augen für „das höchste Gut der Verfassung“ zu öffnen, die Würde des Menschen. Zeitweise glich der Referent, der in gewohnt lässigem Schwarz gekleidet war, einem Pfarrer bei der Predigt, wären da nicht immer wieder seine scharfzüngigen Worte gewesen, für die es immer wieder tosenden Applaus gab. Zum Beispiel, als er die Rolle der FDP in der Koalition mit seiner eigenen, geschätzten Partei beschrieb: „Wenn ich meinen Hund liebe, muss ich nicht auch seine Flöhe lieben.“

Es geht um ein würdiges Zusammenleben

Bei aller Erheiterung war es Geißler bitterernst. „Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich ist nicht mehr erträglich“, stellte er fest und forderte zu radikalem Umdenken auf. Umdenken, und nicht Buße, sei auch die ursprüngliche Botschaft des Evangeliums. Auf die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise bezogen, erinnerte der Politiker an die Botschaft von Ludwig Erhard „Wohlstand für alle!“ Er forderte eine Abkehr vom Kapitalismus und eine Renaissance des Sozialen: Nur in einer ethisch begründeten internationalen sozial-ökologischen Marktwirtschaft sei ein Zusammenleben der Menschen in Würde möglich.

Die im Montabaurer Forum St. Peter aufgestellten Stühle reichten nicht aus: Der halbe Westerwald wollte den ehemaligen Landes- und Bundesminister und Generalsekretär der CDU erleben. Die Zuhörer wurden bei Weitem nicht enttäuscht, sondern von dem visionär auftretenden 80-Jährigen auch zu heftigem Nachdenken über ihre eigene christliche Rolle als „Nächster“ gebracht.

Den Abend hatte der Caritasverband Westerwald-Rhein-Lahn anlässlich seines 30-jährigen Bestehens initiiert. Dessen Direktor Detlef Dillmann und Bezirksdekan Heinz-Walter Barthenheier freuten sich nicht nur über das große Interesse an dem Vortrag, sondern auch darüber, dass Geißler kein Honorar forderte.

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