Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Der „Familienmensch“
17.10.10

Der „Familienmensch“

Pfarrer Wolfgang Rösch wechselt vom Hochtaunus nach Wiesbaden – Neuer Stadtdekan

 

Ausgabe 42 vom 17. Oktober

„Dinge auch mal lassen können.“ Pfarrer Wolfgang Rösch fühlt sich trotz der Leitung von sieben Pfarreien nicht überfordert. Foto: Barbara Schmidt

Von Barbara Schmidt

Die Pfarrstelle, die Wolfgang Rösch verlässt, hat ihm „die sieben schönsten Jahre meines Lebens“ beschert. Kein Wunder, dass dem künftigen Stadtdekan von Wiesbaden und priesterlichen Leiter des Pastoralen Raumes Wiesbaden City der Abschied aus Königstein und Kronberg nicht leicht fällt.

Doch der 51-Jährige ist frohen Mutes, dass den sieben guten Jahren jetzt nicht sieben magere folgen werden. Sorgen oder Ängste plagen Wolfgang Rösch im Blick auf sein neues Amt nicht. „Im Bistum erleben wir momentan eine Phase, wo sehr viele Veränderungen geschehen“, weiß er zwar, dass es nicht gerade ruhige Zeiten sind, in denen er nun noch größere Verantwortung übertragen bekommt. Doch als Einer, der es „leidenschaftlich liebt“, im Wald auf Pilzsuche zu gehen, hat er schon oft die Erfahrung gemacht, dass es möglich ist, auch auf unbekannten Pfaden und abseits der eingetretenen Wege sich am Ende doch nicht heillos zu verlaufen. Ein Bild, das er gern auf die gegenwärtige Situation überträgt. Losgehen, aufbrechen, sich dem inneren Kompass anvertrauen, etwas wagen – das mache keine Angst, wenn man es verantwortlich tue und „in der Hoffnung, dass wir uns dabei nicht komplett vergaloppieren werden“, meint Rösch. „Ich glaube, dass man dann auch mit offenen Fragen leben kann.“

Wiesbaden ist für den neuen Stadtdekan kein unbekanntes Pflaster, die ersten Großstadteindrücke hat er hier in seinen Kindertagen gesammelt. Wie sein Vorgänger Johannes zu Eltz stammt er aus dem Rheingau. In Erbach ist er als Zweiter von vier Söhnen in einer Großfamilie aufgewachsen. Das hat ihn geprägt. „Ich bin ein Familienmensch“, sagt Rösch. Wie das zusammenpasst mit seiner Entscheidung für ein zölibatäres Leben? „Keine Kinder zu haben, war mit eine der großen Fragen. Mir war von Anfang an klar: Es ist ein Verzicht“, räumt Rösch ein. Ob sich trotz dieses Verzichts Erfüllung finden lasse, sei ja die Grundfrage des Zölibats – die er für sich selbst positiv beantwortet.

„Ich bin nicht der Herr der Pfarreien, bin aber für sie da.“
Pfarrer Wolfgang Rösch

Früher habe er sich immer sechs Kinder gewünscht, sagt er, und fügt lächelnd hinzu: „Jetzt habe ich sieben Pfarreien.“ Dass es möglich ist, so viele „Kinder“ zu haben, die alle ganz unterschiedlich sind, diese Erfahrung hat Rösch im Pastoralen Raum Königstein- Kronberg gemacht. Sicher könnten sich Eltern um ein einziges Kind viel intensiver kümmern, bleibt er im Vergleich, doch wie in der Großfamilie werde eben die gegenseitige Sorge und die eigene Verantwortung um so stärker herausgefordert, je weniger Zeit die Eltern für das einzelne Kind haben. Noch ein Vorteil: „Bei zwei Pfarreien ist es oft so, dass die eine auf die andere eifersüchtig ist. Bei sieben ist es damit vorbei.“

Überfordert gefühlt hat sich Wolfgang Rösch durch die große „Kinderschar“ nicht. „Sich verantwortlich fühlen, aber die Dinge auch lassen können“, nennt er eine wichtige Grundhaltung. „Ich bin nicht der Herr der Pfarreien, ich bin aber für sie da“, definiert er selbst seine Rolle als Priesterlicher Leiter. Es gehe ja nicht darum, alles selbst zu machen, sondern das zu tun, „was wir können“. So wie Petrus in der Apostelgeschichte, der dem Almosenbettler vor dem Tempel gesagt habe: Silber und Gold besitze ich nicht. Doch was ich habe, das gebe ich dir. Er habe „die Erfahrung gemacht, dass ich darin nicht ausblute.“ Das liegt sicher auch an manchem Ausgleich. Gemeinschaft mit anderen Priestern, wie er sie im Königsteiner Pfarrhaus pflegen konnte und auch in Wiesbaden suchen möchte, ist eine Form. Fahrradfahren eine andere. „Dabei kriegt man den Kopf genauso schnell leer wie beim Rosenkranzbeten“, sagt Rösch.

Immer mehr Aufgaben zu erhalten, darüber klagt er nicht, sieht es eher als „Zeitphänomen“, das auch andere Berufsstände präge. Er sei „von Herzen Pfarrer“, sagt Rösch – die Jahre, die er als Regens für den Priesternachwuchs im Bistum zuständig war, habe er „nur überlebt, weil ich mir gleichzeitig zwei Pfarreien gesucht habe.“

Zu denen, die die Begriffe Pfarrer und Manager nicht in Einklang bringen können, gehört der künftige Stadtdekan von Wiesbaden erklärtermaßen nicht. „Für viele ist Management ja ein Schimpfwort, für mich ist es etwas Faszinierendes“, erklärt der 51-Jährige, der nach Abitur und Bundeswehrzeit zunächst Maschinenbau studiert hat. „Komplexe Strukturen so gestalten, dass man darin gut leben kann“, das sei doch etwas sehr Positives, findet Rösch, dem als Ingenieur ein „starker Gestaltungswille“ selbstverständlich ist, aber auch die Fähigkeit, „pragmatische Lösungen zu suchen“. Dass er nicht gleich zur Theologie gefunden hat, führt der frühere Messdiener auch darauf zurück, dass er als junger Mensch „relativ schüchtern“ gewesen sei. „Ich hab immer gewartet, dass mich jemand anspricht.“ Seine eigenen Berufswahl-Kriterien damals: „Nichts mit Fremdsprachen und nichts, wo ich vor vielen fremden Leuten stehen muss.“

Die Berufung hat es offenkundig anders gewollt. Dem Theologiestudium in Sankt Georgen und an der Gregoriana in Rom folgte 1990 dort die Weihe. „Der Römer“ zu sein, und damit „konservativ und verdächtig“, sei seither eines der Klischees, die ihm begegnen. „Ich bin immer derselbe gewesen“, sagt der äußerst redegewandte Rösch, der sich selbst als „uneitel“ bezeichnet, dazu nur. Doch weil er glaubt, dass Einiges davon abhängt, „mit welchen Vorurteilen uns Menschen empfangen“, hofft er für sein neues Wirkungsfeld in Wiesbaden auf „einen Vertrauensvorsprung und den Willen zu konstruktiver Arbeit. Das ist auch das, was ich mitbringen werde“, verspricht Wolfgang Rösch.

Der Gottesdienst zur Einführung ist am Sonntag, 7. November, 18 Uhr, in St. Bonifatius in Wiesbaden. Anschließend ist ein Empfang

Ihr Draht zu uns

Redaktion Limburg

Frankfurter Straße 9
65549 Limburg
Tel. 06431 / 9113-34
Fax 06431 / 9113-37
Mail: h-kaiser@kirchenzeitung.de

Redaktion Frankfurt

Domplatz 3 (Haus am Dom)
60311 Frankfurt
Tel. 069 / 8008718-260
Fax 069 / 8008718-261
Mail: b-perrefort@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de