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Der Streit ums Kreuz im Haus am Dom
06.12.09

Der Streit ums Kreuz im Haus am Dom

Frankfurt (brü).

Für ihre Verdienste um den interreligiösen Dialog haben Kardinal Karl Lehmann, der frühere Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, und der Schriftsteller Navid Kermani den Hessischen Kulturpreis erhalten. Vor der nach langen Diskussionen erfolgten Verleihung richtete das Haus am Dom in Frankfurt ein aktuelles Forum aus.

Vielleicht, so betonte der Jesuit und Professor der Islamwissenschaften, Christian Troll, hätte auch ein Telefonat zwischen Kermani und Kardinal Lehmann das Problem aus dem Weg räumen können. Denn immerhin handle es sich bei dem Stein des Anstoßes um einen literarischen und keinen wissenschaftlichen Text. Er enthalte eine Entwicklung von Gedanken, an deren Ende Kermanis sehr persönliches Bekenntnis steht: „Erstmals dachte ich: Ich – nicht nur: man –, ich könnte an ein Kreuz glauben.“

Auch Bekir Alboga, Dialogbeauftragter des Dachverbands Türkisch-islamische Union (Ditib), konnte die Reaktion der beiden christlichen Preisträger nicht nachvollziehen. Es geschehe häufig, dass er sich als Muslim diffamiert fühle durch pauschale Urteile. Dr. Hermann Düringer, Direktor der Evangelischen Akademie Arnoldshain, sprach von einem „wunderbaren Beitrag“ Kermanis, der ihn dazu angeregt habe, über sein eigenes Verhältnis zum Kreuz erneut nachzudenken. Er erzählte, wie es ihn als Kind dazu gebracht habe, Mitleid und Solidarität mit unschuldig gequälten Menschen zu empfinden. Aber dass da Gott gekreuzigt wurde, das sei schwer zu verstehen. Die Botschaft des Kreuzes bleibe umstritten, ergänzte Magnus Striet, katholischer Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Freiburg. Und sie müsse notwendig strittig bleiben, fügte er hinzu. Schließlich gebe es keine Kriterien, die belegen, wer da gekreuzigt wurde.

„Du sollst mit den heiligen Werten deines Nächsten sehr vorsichtig umgehen.“

Professor Christian Troll

In diesem Sinne erklärte Rabbiner Avraham Nussbaum von der Jüdischen Gemeinde in Wiesbaden: „Ich wollte nicht über Gott sprechen, ich wollte über den Menschen sprechen.“ Und betonte, dass er kein Interesse daran habe, jemanden zu überzeugen. „Mir geht es um die menschliche Begegnung.“ Juden und Muslime dürfen Gott nicht abbilden. Es müsste für die Menschen in der breiten Masse klar sein, was ein Kreuz für Nichtchristen bedeutet.

„Du sollst mit den heiligen Werten deines Nächsten sehr vorsichtig umgehen“, ergänzte Troll. Dazu gehört aber, so müsse man im Sinne Nussbaums hinzufügen, dass man davon weiß. Striet wünschte sich schließlich, dass Vertreter der Religionen einmal öffentlich darüber diskutieren könnten, was die gemeinsame Vorstellung eines barmherzigen Gottes für das gesellschaftliche Zusammenleben bedeute.

Hintergrund der Debatte um den Kulturpreis war Kermanis Artikel über das Gemälde „Kreuzigung“ von Guido Reni in der Neuen Zürcher Zeitung: Für ihn sei Kreuzestheologie „Gotteslästerung und Idolatrie (Bilderverehrung)“. Daraufhin erklärten Lehmann und Steinacker, dass sie den Preis nicht mit Kermani annähmen. Ministerpräsident Roland Koch sprach Kermani zunächst den Preis wieder ab.

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