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Großbaustelle Ökumene
08.11.09

Großbaustelle Ökumene

Diözesanversammlung ruft Gemeinden zur Teilnahme am Kirchentag in München auf

Von Heike Kaiser

Eine Standortbestimmung in der Ökumene hat die Diözesanversammlung in ihrer Herbstsitzung im Wilhelm- Kempf-Haus in Wiesbaden- Naurod vorgenommen. Und dazu aufgerufen, am zweiten Ökumenischen Kirchentag vom 12. bis 16. Mai 2010 in München teilzunehmen.

„Ein bisschen ist die Luft raus, das tut mir weh.“ – „Viele Gemeinden kreisen zu sehr um sich selbst, da fehlt der Elan, etwas gemeinsam zu machen.“ – „Bei der Basis läuft die Zusammenarbeit gut, wo es hakt, das ist die obere Ebene.“ – „In den 1970-er und 1980-er Jahren hat es viele gute theologische Gespräche mit ökumenischen Partnern gegeben, aber inzwischen fehlen die handelnden Personen.“ – „Vor Ort interessiert weniger die Rechtfertigungslehre oder die Charta Oecumenica, da ist eher die Frage, wie in konfessionsverbindenden Ehen und Familien miteinander umgegangen wird.“

Konfessionelle Grenzen sind längst überschritten

Aussagen von Delegierten in der Plenumsdiskussion machen deutlich: Ökumene passiert vor allem an der Basis, und: Gegenseitige Verurteilungen haben abgenommen, es ist mehr Bereitschaft zu spüren, aufeinander zuzugehen. Ein Eindruck, den auch die Podiumsgäste der Diözesanversammlung bestätigen: Die evangelische Pfarrerin Ursula Schoen, Vorsitzende der ACK Frankfurt und seit 1. Oktober Flüchtlingsbeauftragte der EKHN, hat festgestellt: „Ökumenische Flüchtlingshilfen und Hospiz-Initiativen finden sich an vielen Orten. Da sind konfessionelle Grenzen längst überschritten.“

Hildegard Engels, Bezirksreferentin im Untertaunus, hat beruflich mit „gut gemeinten Aktivitäten“ in der Ökumene zu tun: „Da werde ich als Christin, nicht als Berufskatholikin wahrgenommen.“ Jedoch sei kaum noch Energie da, regelmäßige Zusammenkünfte zwischen katholischen und evangelischen Seelsorgerinnen und Seelsorgern zu organisieren. „Die Freude daran ist verloren gegangen, weil die Gemeinden mit dem eigenen Überleben beschäftigt sind“, warnt sie davor, dass kaum noch Zeit da sei, aufeinander zuzugehen. Denn: „Da, wo gemeinsames Tun zu positiven Erfahrungen führt, da gelingt das ökumenische Gespräch.“

Athenagoras Ziliaskopoulus, griechisch-orthodoxer Pfarrer und Vorsitzender des Rates der Religionen in Frankfurt, verweist darauf, dass die orthodoxe Kirche sich bereits seit 1920 ökumenisch engagiert: „Wo wir können, versuchen wir, präsent zu sein“, betont er. Dabei hat Ziliaskopoulus erfahren: „Anderssein ist etwas sehr Positives.“ Er sei dem Bistum Limburg dankbar, „dass wir wahrgenommen werden und dass ein kultureller Austausch geschieht“.

Diakon Fahti Guirgis von der Koptischen Kirche spricht davon, dass die Kopten sowohl in Deutschland als auch in ihrem Ursprungsland Ägypten eine absolute Minderheit darstellen. „In Deutschland, in Frankfurt interessieren uns das Leben, die täglichen Probleme“, berichtet er und macht auf Konfl ikte in Ägypten aufmerksam: „Dort werden wir als christliche Minderheiten in vielen Bereichen benachteiligt.“

Der Jesuit Professor Werner Löser ist der Meinung: „In der Ökumene gehen die verschiedenen Ebenen – Christen an der Basis, Theologen und Kirchenleitungen – nicht immer in eine Richtung.“ Er sehe die Gefahr, dass Gemeinden Ökumene betreiben mit der Einstellung „Was oben in den Kirchenleitungen passiert, interessiert uns nicht. Aber wir müssen in wechselseitigem Respekt zusammenarbeiten“, unterstreicht er, „das ist eine große und schwierige Aufgabe.“

Christ an der Basis hat andere Nöte

Seiner Ansicht nach gibt es „kaum ein Land auf dieser Erde, in dem so intensiv ökumenisch gearbeitet wurde und wird, wie es in unserem Land der Fall ist“. Deutschland sei „ökumenisch eine Großbaustelle“. Die Ebene der persönlichen Erfahrungen, Bewegungen, Erwartungen komme jedoch kaum zur Sprache. „Die Theologen und die kirchenleitenden Personen und Institutionen dürfen nicht vergessen und haben zu tolerieren, dass der Christ an der Basis an anderen Stellen Sorgen und Nöte hat als sie“, betont er.

„Die ökumenischen Beziehungen zwischen der katholischen und der evangelischen Kirche tragen neue Züge. Dabei wird sich zeigen, dass das Neue, das es zu verstehen und auszuwerten gilt, viel mehr auf der protestantischen Seite angesiedelt ist als auf der katholischen“, so Löser. Nachdem viele Jahre lang das Gemeinsame in den Vordergrund gestellt worden sei, würden jetzt deutlicher die Differenzen betont. In beiden Kirchen habe eine Bewegung von einer konsensorientierten zu einer profilorientierten Ökumeneausrichtung stattgefunden, so der Professor für Dogmatik und Ökumenische Theologie und Vorsitzende des Sachausschusses Ökumene des Diözesansynodalrates.

Zum Abschluss ihrer Beratungen beauftragt die Diözesanversammlung des Bistums Limburg ihr Präsidium, die Pfarrgemeinderäte mit einem Brief zur Teilnahme am zweiten Ökumenischen Kirchentag „Damit ihr Hoffnung habt“ vom 12. bis 16. Mai 2010 in München aufzufordern. „Die Gemeinden sollen ermutigt werden, auch die Vorbereitung und Teilnahme mit ökumenischen Partnern anzugehen“, heißt es in dem Aufruf.

Zur Sache

Info-Forum

Zu einem Rückblick auf 40 Jahre synodale Gremien, einer theologischen Vergewisserung und einem Ausblick auf die Zukunft lädt das Präsidium der Diözesanversammlung zusammen mit dem Akademischen Zentrum Rabanus Maurus zu einem Info- Forum am 21. November, 14 Uhr, im Frankfurter Haus am Dom ein. Die Veranstaltung wird mit einer Eucharistiefeier um 18 Uhr im Frankfurter Dom beschlossen. An der Podiumsdiskussion um 16.45 Uhr nehmen unter anderen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, Beatrix Schlausch und der Jesuit Dr. Medard Kehl teil. Weitere Teilnehmer des Forums sind die Diplom-Theologin Barbara Wieland, Daniel Rick und Dorothee Heinrichs vom Diözesansynodalamt sowie die Bezirksreferentin Hildegard Engels.

Anmeldung (bis 13. November): Fax: 06431/ 295326, E-Mail:synodalamt@bistumlimburg.de

Hintergrund

“Ein guter Treuhänder“

Personalien nahmen einen großen Teil des Berichtes der Präsidentin ein. Beatrix Schlausch beglückwünschte Dr. Günther Geis zu seiner Ernennung zum Bischofsvikar für den synodalen Bereich: „Ich bin zuversichtlich, dass das Anliegen des synodalen Weges im Bistum Limburg in Ihnen einen guten Treuhänder gefunden hat“, sagte sie. Sie begrüßte Thomas Löhr, der zum ersten Mal als Weihbischof an der Diözesanversammlung teilnahm. „Wie ernst Sie Ihre Aufgabe als Dezernent Pastorale Dienste auch weiterhin nehmen, zeigt sich darin, dass Sie uns heute bei dem wichtigen Anliegen Ökumene begleiten.“

Beatrix Schlausch erinnerte daran, dass Prälat Franz Kaspar das Amt des Generalvikars übernommen hat und die Leiterin des Dezernats Kinder, Jugend, Familie, Hildegard Wustmans, am 1. September ihre neue Tätigkeit als Professorin für Pastoraltheologie an der Kirchlichen Hochschule in Linz angetreten hat. Die kommissarische Leitung des Dezernats hat Diözesan- Jugendpfarrer Joachim Braun übernommen. Kommissarischer Pressesprecher des Bistums ist seit 1. November Professor Gernot Sydow, nachdem Robert Eberle in das Erzbistum Freiburg gewechselt ist. Schlausch berichtete von „tiefen menschlichen Enttäuschungen“ über den langjährigen Leiter des Rentamts Nord, der nach Aufdeckung von Unterschlagungen in Höhe von 3,8 Millionen Euro fristlos entlassen wurde. Finanzdirektor Hans-Peter Althausen habe deutlich seine Bereitschaft erklärt, Fragen in Zusammenhang mit diesen Vorkommnissen detailliert zu beantworten.

Die Präsidentin verwies auf das große Echo, dass die vergangene Sitzung der Diözesanversammlung zum Thema „Ethische Grundlagen wirtschaftlichen Handelns“ gefunden habe. Sie informierte über die Bistumskampagne „Kinderarmut bekämpfen“, die Bischof Tebartz-van Elst am 2. September eröffnet hat. „Hier ist die Diözesanversammlung selbstverständlich in der Pflicht, sich zu beteiligen“, so Schlausch. (kai)

Informationen: www.kinderarmutbekaempfen.de

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