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Zukunft berührt Gegenwart
06.02.11

Zukunft berührt Gegenwart

Frankfurter Karlsamt mit Erzbischof Robert Zollitsch

 

Ausgabe 6 vom 6. Februar 2011

Zelebranten des Karlsamtes in Frankfurt: Erzbischof Robert Zollitsch (rechts) und Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst während der Kaiserlaudes. Foto: Barbara Brüning

Von Barbara Brüning

Bei kaltem Wetter riefen die Glocken zum Karlsamt in den Frankfurter Dom. Unter ihnen die Gloriosa, „die Ruhmreiche“, eine der größten Glocken Deutschlands. Gut 1500 Menschen waren ihrem Ruf gefolgt, um des Todestags Kaiser Karls des Großen, 814, zu gedenken.

Für viele der Kirchenbesucher sei das Karlsamt ein fest eingeplanter Termin, erklärte ein Besucher. Er selbst komme jedes Jahr, weil er die Feierlichkeit liebe. Es gebe ein Gefühl für Geschichte. Und schließlich sei auch schon der junge Goethe an der Hand seines Vaters hier gewesen.

Pünktlich um 18 Uhr kündeten in Weihrauchschwaden getauchte Messdiener vom Beginn der Zeremonie. Ihnen folgten in langer Reihe, gemächlich in Zweierreihen schreitend, Ordensritter, angeführt von Rittern des Deutschen Ordens in bodenlangen schwarzen Mänteln mit dem Deutschordenskreuz auf weißem Grund. Den Abschluss bildeten Bischof Franz-Peter Tebartz-van Eltz und der Erzbischof von Freiburg und Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

In seiner Begrüßung zitierte Tebartz-van Elst Leo Tolstoj: „Liebe deine Geschichte, denn sie ist der Weg, den Gott mit dir gegangen ist“, und gab damit das Thema der Feier vor. Traditionell ist alljährlich ein europäischer Bischof eingeladen. In diesem Jahr soll Zollitsch jedoch nicht ein einzelnes Land und seine Perspektive vorstellen, sondern Europa ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken.

Rat der Religionen

Der Erzbischof begrüßte unter anderem auch die „Cousins und Cousinen“ und hatte damit den Archemandrit Athenagoras Ziliaskopoulos, Pfarrer der griechischorthodoxen Gemeinde und Vorsitzender des Rates der Religionen in Frankfurt, und Ünal Kaymakci, seinen Stellvertreter im Rat der Religionen und Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen, im Blick. Beide verfolgten den Festakt aus der ersten Reihe. „Es spricht Geschichte zu uns, aber auch Zukunft, denn wo Gott ist, ist auch Zukunft“, sagte Zollitsch.

Als Zwischengesang erklang die Karlssequenz mit ihren neun Strophen auf Lateinisch: „Francfordensis urbs regalis…, Frankfurt, du königliche Stadt...“

In seiner Predigt schlug der Erzbischof den Bogen von der Geschichte in die Zukunft. Die Seligpreisungen, Thema des Evangeliums, wiesen über die Gegenwart hinaus in die Zukunft und veränderten dadurch die Gegenwart. Kaiser Karl habe einst das christliche Europa geeint. Und damit ein Reich geschaffen, wie es auch heute vorschwebe: ein Vielvölkerstaat im vereinten Europa. Die Leitwährung sei jedoch nicht von Wirtschaftsprognosen abhängig, sie sei vielmehr „die gegenseitige Achtung der Menschenwürde, das gemeinsame Streben nach Frieden und Gerechtigkeit“. Ein christlicher Beitrag für das Fortschreiten und Gelingen Europas sei gefragt. Es gehe darum, dass die Christen die Frage nach dem Wert und dem Sinn des Lebens wach hielten. Sie, so Zollitsch, hätten einzustehen für die Sorge um den Menschen, der Geschöpf Gottes ist und dessen Würde jeder einseitigen Zweckrationalität Einhalt gebiete.

Wechselgesang in der Kaiserlaudes

Und dann die Kaiserlaudes: Im Wechselgesang mit dem Chor erklang immer wieder das „Christus vincit! Christus regnat! Christus imperat! – Christus ist Sieger! Christus ist König, Christus ist der Weltenherr!“ Nach fast zwei Stunden der feierliche Auszug: Die Ritter bildeten vor dem Dom ein Spalier für die beiden Bischöfe. Die schneidende Kälte ließ die Besucher schnell wieder in der Gegenwart auftauchen. Und das prächtige Messgewand – eine Spende der Fürstin Gloria von Thurn und Taxis –, das Erzbischof Zollitsch trug, verschwindet wieder im Dommuseum.

Hintergrund

Lange Tradition

Karl der Große starb am 28. Januar 814. Im Jahr 794 hatte er eine Reichssynode nach Frankfurt berufen. Deshalb wurde die Stadt zum ersten Mal schriftlich erwähnt. Frankfurt ist neben Aachen die einzige deutsche Stadt, die Karl den Großen jedes Jahr zu seinem Todestag mit einem feierlichen Gottesdienst ehrt. Seit dem Jahr 1332 wird das Karlsamt in Frankfurt begangen, und zwar alljährlich am letzten Samstag im Januar. Fester Bestandteil sind die Karlssequenz, ein Lobgesang auf Kaiser und Stadt und die Kaiserlaudes, in der Huldigungsrufe an Christus mit Bittrufen für Kirche, Papst, Bischof, das deutsche Volk und alle, die guten Willens, sind verbunden werden. (brü)

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