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Licht am Ende des Tunnels
23.01.11

Licht am Ende des Tunnels

Frankfurter Projekt „Wellcome“ entlastet Familien mit Babys im ersten Lebensjahr

 

Ausgabe 4 vom 23. Januar 2011

Unterstützen Familien mit Babys für eine begrenzte Zeit: Maren Wetzlich (links) und Helen Noah. Foto: Bernhard Perrefort

Von Bernhard Perrefort

Ja, damals, als ihr erstes Kind geboren war, und ähnlich später auch beim zweiten, ja, da hätte sie auch gerne diese Unterstützung gehabt. Da fühlte sie sich doch manchmal überfordert. Helen Noah strahlt, wenn sie über ihr Engagement bei „wellcome“ berichtet.

Die 50-jährige frühere Flugbegleiterin und Mutter von inzwischen drei erwachsenen Kindern aus Dietzenbach hilft in einer Familie mit fünf Kindern.

„Total schön“ hat sie ihren ersten Einsatz nach einem vorausgegangenen Kennenlerngespräch in Erinnerung. Während die Mutter mit einem der kleinen Zwillinge zur U3-Untersuchung beim Kinderarzt war, hat Helen Noah dem anderen das Fläschchen gegeben, ihn schlafen gelegt und mit dem vierjährigen Geschwisterchen gespielt.

„Große Achtung“ verspürt sie angesichts der Arbeit, die diese Familie mit insgesamt fünf Kindern leistet. „Die meiste Zeit schafft sie es auch allein“, erzählt Helen Noah. Es sind eben die Momente wie der geschilderte, in dem Eltern mit einem Neugeborenen Babystress pur erleben, und keine Hilfe weit und breit in Sicht ist, da Verwandte und Bekannte nicht in der Nähe wohnen.

Mehr als ein Dutzend Standorte in Hessen

Da greift „wellcome“. Maren Wetzlich liebt diesen Namen, verbindet dieses Wortspiel ihrer Ansicht nach doch positive Dinge wie Willkommen-Sein, Wellness und unbürokratische Hilfe. Die Sozialpädagogin ist Koordinatorin von wellcome Frankfurt-Nord, dessen Träger das katholische Haus der Volksarbeit ist. Zusammen mit wellcome Frankfurt-Süd der Evangelischen Familienbildung gehört es zu den mehr als einem Dutzend Standorten in Hessen, darunter auch Taunusstein. Bad Homburg und Hofheim haben bereits angefragt, weiß Wetzlich.

In nahezu jedem Bundesland gebe es bereits die zeitlich begrenzte Hilfe für Familien mit Babys im ersten Lebensjahr. Bis Ende 2013 sollen es 250 Standorte bundesweit sein, die immer an einer Familienbildungsstätte angebunden sind. Die Initiative dazu ging 2002 von der Leiterin der Evangelischen Familienbildungsstätte in Hamburg, Rose Volz-Schmidt, aus. Sie kannte aus eigener Erfahrung Stress mit einem Neugeborenen in den ersten Lebensmonaten, wenn niemand helfen kann und auch der Ehemann auswärts arbeitet.

„Die Hilfe wird individuell abgestimmt“, erklärt Maren Wetzlich das Engagement der Ehrenamtlichen in den Familien. Gleichzeitig verweist sie darauf, dass die Frauen nicht als Fachkräfte oder Putzfrauen eingesetzt werden. „Sie leisten die Hilfe, die sonst Nachbarn, Familienmitglieder oder Freunde übernehmen würden“, betont sie.

„Feierliche Stimmung“ mit Neugeborenen

Die Dietzenbacherin Noah, die sich nach ihrer Zeit als Flugbegleiterin beruflich umorientiert hatte, fühlt sich nun „für so etwas frei“. Sie genießt grundsätzlich die „feierliche Stimmung mit Neugeborenen“. Auf einmal habe sie sogar wieder „Kolleginnen“, mit denen sie sich bei Bedarf austauschen kann, und lerne andere soziale Bezüge kennen. Zu einer zweiten Familie hat es bereits einen Kontakt gegeben, einen Einsatz jedoch noch nicht. „Vielleicht“, vermutet Noah, „hat sich die Mutter schon über das Telefonat gefreut. Sie sieht Licht am Ende des Tunnels.“ Schon in diesem Gespräch habe sich die Frau „total entspannt“: Der Alltag erscheine handhabbarer in dem Wissen, Hilfe anzunehmen oder auch nicht, weiß Helen Noah aus der Zeit, in der ihre Kinder klein waren. Auf alle Fälle steht Noah bereit, wenn diese Frau um Unterstützung bittet. Denn: „Familien sind einfach froh, einmal planen zu können.“

Für die Hilfe berechnet „wellcome“ bei den Familien eine Gebühr von vier Euro pro Stunde. Ehrenamtliche sind während ihres Engagements unfall- und haftpflichtversichert, bekommen ihre Fahrtkosten erstattet und werden von der jeweiligen Koordinierungsstelle begleitet und fortgebildet. Momentan gebe es allein in ihrer Stelle zwölf Anfragen nach Entlastung, berichtet Wetzlich vom vorhandenen Bedarf in der Main-Metropole. Gerade zum Jahresbeginn erwarteten Familien ihren Nachwuchs und hätten vorab schon entsprechendes Interesse nach Entlastung angemeldet. Einige Ehrenamtliche stehen dann bereit.

Maren Wetzlich hofft auf Dauer auf acht bis zehn Frauen, die für eine solche zeitlich begrenzte Aufgabe zur Verfügung stehen. Wenn sich „wellcome“ in Frankfurt etabliert hat, schließt sie Wartelisten dennoch nicht aus. Bei Engpässen wird Wetzlich Familien an wellcome Frankfurt-Süd verweisen. Zur Zeit tragen sich beide Koordinierungsstellen in Frankfurt durch eine Anschubfinanzierung des Landes. Dauerhaft gesehen, sei man auf Spenden und Gebühren angewiesen, ist sich die Sozialarbeiterin im Haus der Volksarbeit sicher.

wellcome Frankfurt-Nord, Koordinierungsstelle, Haus der Volksarbeit, Treff Sonnentau, Sonnentaustraße 26, 60433 Frankfurt, Telefon 0151/14776183, E-Mail: frankfurt-nord@wellcomeonline.de

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