Die Kirchenzeitungen für die Bistümer Fulda, Limburg und Mainz
 Startseite -  Verlag -  Stellenangebote -  Inhalt -  Impressum -  Kontakt 
Nur jung und leistungsstark?
25.04.10

Nur jung und leistungsstark?

Bundesweite Eröffnung der „Woche für das Leben“ in Frankfurt beleuchtet

 

Ausgabe 17 vom 25. April

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, Erzbischof Robert Zollitsch, Landesbischof Ulrich Fischer und Kirchenpräsident Volker Jung (von links) rufen in Gebärdensprache Gott an: „Bitte, Gott, schau auf uns“. Foto: Bernhard Perrefort

Von Larissa Leister

Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Frankfurter Dom wurde am vergangenen Samstag die „Woche für das Leben“ eröffnet. Menschen mit Behinderung gestalteten die Feier mit.

Ein blinder Lektor liest aus dem Paulus-Brief an die Korinther: „Nun hat aber Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach ... So gibt es viele Glieder, aber nur einen Leib. Ihr aber seid der Leib Christi, und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.“ Um das „Zusammenspiel der einzelnen Teile zum Wohl des Ganzen“ und die „Sorge des Ganzen um das Wohl der einzelnen Teile“ gehe es bei dieser Woche für das Leben, betont der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Dom. Dies unterstreicht auch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst in seiner Begrüßung vor einigen Hundert Gottesdienstbesuchern. Es sei wichtig, „Hilfe und Solidarität vor Augen zu haben“.

Zollitsch nennt zwei Prinzipien aus dem Gesundheitswesen, die das ausdrücken: Das Solidaritätsprinzip „Einer für alle, alle für einen“ sowie das Subsidiaritätsprinzip. „Es mahnt uns, die Kreativität der gesellschaftlich kleineren Einheiten nicht nur nicht zu erdrücken, sondern sie zu unterstützen“, erklärt Zollitsch.

So wird der Gottesdienst von einer Gehörlosengruppe, die unter anderem das Vater-Unser pantomimisch darbietet, gestaltet. Und Dolmetscher übersetzen darüber hinaus alle Lieder, Ansprachen und Gebete in die Gebärdensprache. „Ohne die Integration von behinderten Menschen, ohne die Erfahrung von kranken Menschen kann die Kirche nicht für sich in Anspruch nehmen, Leib Christi zu sein“, verkündet auch der badische Landesbischof Ulrich Fischer, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. Es passe nicht zur Kirche des gekreuzigten Christus, der für die Menschen gelitten hat, eine Welt vor Augen zu haben, in der möglichst alle jung, gesund und leistungsstark sind. „Lange hat sich auch bei uns die Vorstellung gehalten, dass Krankheit und Schuld der Einzelnen eng verknüpft sind“, bedauert Fischer, aber Jesus habe dies ausdrücklich zurückgewiesen. „Krankheit und Behinderung gehören zur Normalität unseres verletzlichen, begrenzten und verwundeten Lebens“, weiß Fischer und fügt hinzu: „Gerade in unseren Krisen spüren wir, dass wir einander und Gott brauchen. Sie können uns menschlicher und gemeinschaftsfähiger machen. Sie halten unsere Gemeinschaft gesund.“

Haus und Heimat seien wichtig, um Hoffnung zu verbreiten, beschreibt es Tebartz-van Elst. Darum freue er sich, dass die Eröffnung der diesjährigen „Woche für das Leben“ in Frankfurt stattfinde, einer Stadt, die nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört war. Der Domturm aber, so der Bischof, habe hoffnungsvoll wie „ein Fingerzeig

in den Himmel“ gerag

Hintergrund

Niemanden ausschließen

Auf einer Pressekonferenz im Haus am Dom zur „Woche für das Leben“ erinnerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, an die Anfänge vor 20 Jahren. Ging es zunächst um die Neuregelung des Paragrafen 218, sei schnell klar geworden, „dass der Schutz des menschlichen Lebens unter den Bedingungen einer modernen Gesellschaft auf vielfältige Herausforderungen trifft“. Namentlich nannte er den Umgang mit Alten, Kranken, Behinderten, Pflegebedürftigen oder mit moderner Medizin und Bewahrung der Schöpfung.

Aber „Gesundheit ist eben nicht jederzeit wieder herstellbar“, gab Zollitsch zu bedenken. Mit dem diesjährigen Jahresmotto „Gesunde Verhältnisse“ gehe es „um die Frage eines solidarischen Gesundheitssystems angesichts knapper werdender Ressourcen im Gesundheitswesen“. Offen und ehrlich müsse über verschiedene Reformvorschläge diskutiert werden, um tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Diese sollen „den Menschen Sicherheit und Rückendeckung in einer Welt mit immer neuen Risiken“ bieten. Ein System sei dann sozial, wenn es den Bedürfnissen des Einzelnen gerecht wird. „Es muss sichergestellt sein, dass niemand ausgeschlossen wird“, sagte Zollitsch, der Selbstsorge aber für unverzichtbar hält.

Auch für Landesbischof Ulrich Fischer gehören Eigenverantwortung und Solidarität zusammen. Er unterstrich, dass sich die Kirche in Politik und Gesellschaft für alle, Gesunde, Kranke oder Behinderte, einzusetzen habe. Wenn es um „gesunde Verhältnisse“ gehe, sei nicht nur die künftige Ausgestaltung des Gesundheitssystems gemeint. Vielmehr sei zu fragen, „wie wir Nachbarschaften, Schulen und Betriebe organisieren und wie wir zusammen leben“. Das sind für Jung ethische Fragen, die die Würde derer betrifft, „die wir leicht aus dem Blick verlieren“. (bp)

Ihr Draht zu uns

Redaktion Limburg

Frankfurter Straße 9
65549 Limburg
Tel. 06431 / 9113-34
Fax 06431 / 9113-37
Mail: h-kaiser@kirchenzeitung.de

Redaktion Frankfurt

Domplatz 3 (Haus am Dom)
60311 Frankfurt
Tel. 069 / 8008718-260
Fax 069 / 8008718-261
Mail: b-perrefort@kirchenzeitung.de

Abonnenten

Tel. 06431 / 9113-24
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: vertrieb@kirchenzeitung.de

Anzeigen

Tel. 06431 / 9113-22
Fax. 06431 / 9113-37
Mail: anzeigen@kirchenzeitung.de