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„Fest verankert“
31.01.10

„Fest verankert“

Marc Fachinger will als Religionslehrer mehr als Wissen vermehren

 

Ausgabe 5 vom 31. Januar

Religion in der Berufsschule ganz anders: Eine Gruppe Auszubildender gestaltete in der Werkstatt ein Kreuz. Links Religionslehrer Marc Fachinger, Verantwortlicher in der Schulpastoral in der Hochtaunusschule. Foto: privat

Von Gertrud Fritz

Vor fünf Jahren übernahm Marc Fachinger eine neue Aufgabe. Der Königsteiner wollte ein neues Feld der Pastoral kennenlernen und hat sich auf eine besondere Herausforderung eingelassen: als Religionslehrer an einer Berufsschule – und als Schulseelsorger.

Es sind besondere Gegebenheiten, die das Leben und Arbeiten in einer Berufsschule wie der Hochtaunusschule in Oberursel bestimmen. Das Fach Religion hat längst nicht den gleichen Stellenwert wie die beruflichen Sachfächer. Dessen war und ist sich Marc Fachinger bewusst, und er weiß um die Lebenssituationen vieler Schüler, bei denen Religion und Glaube keine Rolle spielen.

„Kirche muss in der Lebenswelt der Schüler vorkommen.“
Marc Fachinger

Trotz oder gerade wegen dieser Schwierigkeiten hat er sich auf die neue Aufgabe eingelassen. Für den Religionslehrer ist es ganz wichtig, zu sich selbst und zu seinem Profi l zu stehen: „Die Schüler sollen wissen, dass ich fest im Glauben verankert bin.“ Deshalb bedeutet für ihn das Unterrichten im Fach Religion mehr, als Wissen zu vermehren. „Kirche muss in der Lebenswelt der Schüler vorkommen“, betont Fachinger.

Als im Bezirk Hochtaunus im Jahr 2008 der Bereich „Kirche und Schule“ ein Schwerpunktthema wurde, hat er sofort seine Bereitschaft erklärt, in diesem Feld intensiv mitzuarbeiten – über den Religionsunterricht hinaus in der Schulpastoral.

Anlässe, als Schulseelsorger tätig zu werden, kommen von allein, hat Marc Fachinger erfahren. Da war der gewaltsame Tod eines Schülers. „Da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, erklärt der Religionslehrer.

Immer wieder sieht er Gelegenheiten, die Lebenswelt der jungen Menschen mit der Kirche zu verknüpfen. „Grundsätzlich erfordert dies die Bereitschaft, sich den Fragen der Schüler zu stellen, aktuelle Ereignisse aufzugreifen oder auf ein bestimmtes Verhalten zu reagieren“, sagt er.

Das Lehrplanthema „Gut und Böse“ verbindet Fachinger oft mit einer Fahrt in ein ehemaliges Konzentrationslager oder eine Gedenkstätte. Daraus wiederum haben sich Kontakte zur Maximilian- Kolbe-Stiftung ergeben, und darauf folgten Veranstaltungen mit Zeitzeugen aus der Nazizeit. „Viele Schüler suchen den Austausch und setzen sich mit existenziellen Fragen intensiv auseinander“, berichtet Fachinger. Das hat er auch nach dem Amoklauf von Winnenden gespürt und spontan eine Gedenkveranstaltung organisiert.

Unterstützt wird Marc Fachinger in seinem Engagement von der Religionslehrer-Fachschaft, „und mit den evangelischen Kollegen gibt es eine enge Zusammenarbeit“, freut er sich. „Auch die Schulleitung zeigt großes Interesse an dem Feld der Schulpastoral, weiß um die Bedeutung und den Wert des zusätzlichen Angebotes.“

HINTERGRUND

Das „Limburger Modell“

Marc Fachinger leistet die Angebote als Schulseelsorger zusätzlich zu seinem vollen Stundenplan. Möglicherweise könnte es für ihn jedoch schon bald Entlastung geben, wenn die Aktivitäten im Bereich der Schulpastoral mit sogenannten Deputatsstunden ausgeglichen werden. Das heißt, er bräuchte weniger Unterrichtsstunden zu halten und bekäme so Freiraum für zusätzliche Aktionen. Das sieht jedenfalls das „Limburger Modell“ der Schulpastoral vor, das Stefan Herok mit entwickelt hat. Der Schulpraktiker wurde im Jahr 2005 als Referent mit dem Arbeitsfeld „Schulpastoral“ im Bistum betraut.

In Limburg gibt es kein Einheitsmodell wie in anderen Diözesen, sondern an jeder Schule soll überlegt werden, was gebraucht und umgesetzt werden könne. „Ein solches Engagement kann und darf nicht auf eine Person reduziert werden, es muss gut geplant sein“, unterstreicht Herok.

Anders als Marc Fachinger, der im Dienst des Bistums steht, können auch staatliche Lehrer, die über die missio canonica verfügen, als Schulseelsorger Deputatsstunden erhalten. Diesem Modell bescheinigt Stefan Herok viele positive Aspekte: Der Lehrer mit dem Auftrag „Schulpastoral“ wird anteilmäßig vom Unterricht befreit. Dafür übernimmt das Bistum die Kosten beziehungsweise rechnet mit der Schulbehörde ab. Außerdem leitet das Bistum Fortbildungsmaßnahmen und beteiligt sich an den Sachkosten. Der Lehrer mit der Beauftragung „Schulpastoral“ ermögliche auch eine Fächer übergreifende Zusammenarbeit. „Steht im Biologie- Unterricht das Thema ,ethische Grenzen der Medizin’ auf dem Plan, kann der Religionslehrer die Sichtweise der Theologie verdeutlichen. Oder ein Biologie- Lehrer legt im Religionsunterricht die wissenschaftliche Dimension der Evolutionslehre dar“, erläutert Herok.

Er ist überzeugt, dass sich Lösungen nur im Miteinander statt im Nebeneinander ergeben. Es wird sich noch einiges verändern, dessen ist sich Herok sicher: „Bereitschaft zur Bewegung ist gefragt.“ (gf)

ZUR SACHE

Entwicklung

  • Schulpastoral ist noch ein Entwicklungsprojekt, dennoch gibt es nach Auskunft von Stefan Herok bereits Erfolgsmeldungen:
  • Zu einer Anhörung im Jahr 2006, bei dem die verschiedenen Ansätze im Bistum vorgestellt wurden, kamen 130 Teilnehmer.
  • In Frankfurt gibt es Überlegungen, in Zusammenarbeit mit der Schulpastoral und Gemeindekatechese die Firmvorbereitung gemeinsam durchzuführen.
  • Vier der sechs Piloträume im Bistumsprozess „Bereitschaft zur Bewegung“ haben das Feld Schule und Kirche besonders berücksichtigt. (gf)

Informationen: Referat Schulpastoral, Telefon 06431/295430

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